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Eine altersbedingte Makuladegeneration muss früh behandelt werden


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Augenleiden
Frühe Behandlung kann Verlauf von Makuladegeneration verlangsamen

dpa

Aktualisiert am 23.06.2021Lesedauer: 3 Min.
Augenkrankheit: Eine altersbedingte Makuladegeneration sollte früh behandelt werden.Vergrößern des Bildes
Eine altersbedingte Makuladegeneration sollte früh behandelt werden. (Quelle: Thinkstock by Getty-Images-bilder)
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Die Fliesenfugen wirken verzerrt. Die Linien im Kreuzworträtsel sind schief. Die Zeilen auf der Mitte der Buchseite verschwimmen. All das können die ersten Anzeichen einer altersbedingten Makuladegeneration, kurz AMD, sein. In Deutschland leiden nach Schätzungen der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG) etwa 4,5 Millionen Menschen an dieser Erkrankung der Netzhaut. Sie ist nicht heilbar. Aber der Verlauf lässt sich bei rechtzeitiger Behandlung verlangsamen.

Zellen werden im Laufe des Lebens stark beansprucht

Die Makula ist ein wenige Quadratmillimeter großer Fleck in der Mitte der Netzhaut hinten im Auge. Dort liegen in hoher Dichte spezialisierte Sinneszellen, die Zapfen. Sie sind für scharfes und farbiges Sehen zuständig. "Diese Zellen werden im Laufe unseres Lebens stark beansprucht und unterliegen Alterungsprozessen", erläutert Prof. Bernd Bertram, Vorsitzender des Berufsverbandes der Augenärzte Deutschlands in Düsseldorf.

Verfall tritt in zwei Formen auf

Die altersbedingte Degeneration, also der Verfall der Makula-Zellen tritt in zwei Formen auf: der trockenen und der feuchten. "Bei der trockenen Form stellt die ernährende Schicht von Zellen unter der Netzhaut ihre Tätigkeit ein", erklärt Steffen Hörle, Ärztlicher Leiter der Artemis Augenklinik Dillenburg. "Dadurch werden Stoffwechselgifte in der Netzhaut nicht mehr richtig abtransportiert, und Zellen in der Netzhaut sterben nach und nach ab." Etwa 80 bis 85 Prozent aller AMD-Patienten leiden unter dieser Form der Erkrankung.

Neue Zellen sind weniger stabil

Die feuchte Form entwickelt sich oft aus der trockenen. "Der Körper versucht eine Art unsinnigen Reparaturmechanismus: Er bildet aus der Schicht hinter den Sehzellen, der Aderhaut, neue Zellen, welche in die Sehschicht hineinwachsen", sagt Bertram. Diese Gefäße sind jedoch weniger stabil. Aus ihnen tritt leicht Blut und Wasser aus. Dadurch schwillt die Makula an. Es kann auch passieren, dass sich die Pigmentschicht der Netzhaut von der Unterlage abhebt. "Bei dieser Form geht der Verlust des Sehvermögens deutlich schneller, nämlich innerhalb von Wochen oder Monaten vonstatten."

Viele Faktoren beeinflussen Veränderung der Netzhaut

Häufig ist ein Gendefekt die Ursache für die Veränderungen in der Netzhaut. Als weitere Risikofaktoren gelten Rauchen, intensive Belastung der Augen durch Licht und UV-Strahlung sowie Bluthochdruck. Möglichkeiten zur Vorbeugung sind nicht bekannt. Zwar gibt es für keine der beiden AMD-Formen eine Heilung versprechende Behandlung, doch lässt sich der Verlauf beeinflussen. Dafür ist es wichtig, sie so früh wie möglich zu erkennen. "Wenn man verbogen oder verzerrt sieht, andauernd Ausfälle im zentralen Sehen feststellt oder generell schlechter sieht, sollte man aufmerksam werden und zur Kontrolle zum Augenarzt gehen", rät Bertram.

Verschiedene Tests geben Aufschluss über AMD

Der Facharzt macht zunächst einen Sehtest. "Außerdem tropft er die Pupille weit und kontrolliert mit der Spaltlampe, also einem Mikroskop, und Lupen den Augenhintergrund", sagt Hörle. Gibt es Zweifel daran, ob die sichtbaren Veränderungen einer trockenen Form der Makuladegeneration geschuldet sind, dann erfolgt zusätzlich eine Farbstoffuntersuchung oder eine Optische Kohärenz-Tomografie (OCT). Dabei handelt es sich um ein bildgebendes Untersuchungsverfahren mittels Laserstrahlen.

Finger weg von Nahrungsergänzungsmitteln!

Diagnostiziert der Augenarzt eine trockene AMD, dann gibt es nicht allzu viel, was der Patient tun kann. Zwei große Studien aus den USA belegen, dass bei bestimmten Schweregraden der trockenen AMD die Antioxidantien Zink, Vitamin C und E und Lutein wirksam sein können. "Das hat den Herstellern von Nahrungsergänzungsmitteln Vorschub gegeben. Nur: Diese Produkte enthalten zum Teil gar nicht das, was in den USA getestet wurde, zum Teil ist auch die Dosierung anders", betont Hörle. Er empfiehlt seinen Patienten daher keine Nahrungsergänzungsmittel, sondern eine ausgewogene, gesunde Ernährung.

Feuchte Form kann operativ behandelt werden

Bei der feuchten Form der Zellschädigung bietet die Medizin andere Möglichkeiten: Es gibt mehrere Präparate, die in einem Operationssaal unter sterilen Bedingungen in den Glaskörperraum des Auges gespritzt werden. Sie bewirken, dass das Wachstum der Gefäße hinter der Netzhaut gehemmt wird und dass sich bereits entstandene Gefäße zum Teil zurückbilden. Auf diese Weise kann sich die Krankheit stabilisieren oder gar eine feuchte in eine trockene Form zurückverwandeln.

Diagnose kann Lebensweise stark verändern

Bei beiden AMD-Formen gilt: Einmal zerstörte Zapfen sind endgültig verloren. Die Makuladegeneration mündet aber nicht in der vollständigen Erblindung, das äußere Gesichtsfeld bleibt erhalten. Für die Patienten verändert sich das ganze Leben. "In begrenztem Maße können technische Hilfsmittel wie Lupenbrillen, Fernsehlesegeräte oder auch Sprachprogramme eingesetzt werden", sagt Franz Badura, Vorsitzender des Selbsthilfevereins Pro Retina Deutschland in Aachen.

Gespräche mit anderen Betroffenen sollen helfen

Doch Verlust des scharfen Sehens bedeutet mehr, als die Preisschilder im Supermarkt oder den Busfahrplan nicht mehr entziffern können. "Man verliert die ganze Ebene der non-verbalen Kommunikation, wenn man die Mimik seines Gegenübers nicht mehr sieht. Oder man erkennt den Nachbarn im Vorbeigehen auf der Straße nicht mehr, was dann zu Irritationen oder im Extremfall zu sozialer Isolation führen kann", fügt Badura hinzu. Gute Gesprächspartner bei solchen Problemen sind andere Patienten in Selbsthilfegruppen.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
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