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"Polypille" reduziert das Risiko eines erneuten Herzinfarkts


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Hoffnung auf neues Medikament
Diese Pille senkt das Risiko eines zweiten Herzinfarkts


Aktualisiert am 18.11.2024Lesedauer: 3 Min.
Nach einem Herzinfarkt ist die Angst vor einem weiteren meist groß. Ein neue Medikament könnte helfen, vorzubeugen.Vergrößern des Bildes
Nach einem Herzinfarkt ist die Angst vor einem weiteren meist groß. Ein neues Medikament könnte helfen, dem vorzubeugen. (Quelle: Ridofranz / Getty Images)
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Etwa jeder dritte Herzinfarktpatient erleidet einen weiteren Infarkt. Eine "Polypille“ könnte laut einer Studie davor schützen.

Ein Herzinfarkt ist ein einschneidendes Erlebnis, das niemand gern ein zweites Mal erleben möchte – zumal die Überlebenschancen bei einem wiederholten Infarkt sinken. Die Prognosen hängen nicht nur davon ab, wie stark das Herz geschädigt wurde. Auch der Lebensstil des Patienten und seine medikamentöse Versorgung sind entscheidend.

Wie eine großangelegte, europaweite Studie nun zeigt, könnte eine neue "Polypille" dazu beitragen, die Anzahl tödlicher Herz-Kreislauf-Ereignisse nach einem erlittenen Infarkt um ein Drittel zu senken.

Medikamente nach dem Herzinfarkt

Die Ergebnisse der sogenannten Secure-Studie wurden auf dem Europäischen Kardiologenkongress 2022 in Barcelona vorgestellt und zeitgleich im Medizinjournal "New England Journal of Medicine" publiziert. Beteiligt war auch ein deutsches Team unter der Leitung von Professor Wolfram Döhner von der Charité in Berlin.

Ziel der Forscher war es, einen Weg zu finden, um die medikamentöse Behandlung von Herzinfarktpatienten zu verbessern. In der Regel erhalten diese nach einem Herzinfarkt mehrere Medikamente, um einem weiteren Vorfall vorzubeugen. Dazu gehören unter anderem Blutverdünner, die das Verklumpen von Blutplättchen hemmen, Blutfett- oder Blutdrucksenker.

Das Problem: Etwa die Hälfte der Betroffenen nimmt diese Medikamente nicht dauerhaft und regelmäßig ein. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass es zu einem weiteren Herzinfarkt kommt.

"Polypille": Drei Wirkstoffe in einem

In der Secure-Studie wurde daher untersucht, ob eine "Polypille", die die drei wichtigsten Wirkstoffe vereint, einem weiteren Infarkt besser vorbeugen könnte. Wer eine Pille einnimmt, die sowohl den Blutverdünner ASS (Acetylsalicylsäure) enthält als auch Substanzen, die die Konzentration der Blutfette und den Blutdruck senken, beugt einem zweiten Herzinfarkt besser vor als mit einzelnen Tabletten.

An der kontrollierten Phase-III-Studie nahmen Patienten teil, die innerhalb der sechs vorherigen Monate einen Herzinfarkt erlitten hatten. 2.499 Infarktpatienten wurden nach dem Zufallsprinzip der Behandlungsgruppe mit der "Polypille" oder der üblichen Behandlung mit drei einzelnen Tabletten zugeteilt.

Was ist eine Phase-III-Studie?

Es handelt sich hierbei um eine klinische Studie, bei der ein Arzneimittel an einem größeren Patientenkollektiv erprobt wird, um zu sehen, ob sich die Wirksamkeit und die Unbedenklichkeit auch bei vielen unterschiedlichen Patienten bestätigen lässt ("Proof of Concept of Clinical Efficacy and Safety"). Ist das Ergebnis positiv, erfolgt eine Prüfung durch die zuständige Zulassungsbehörde, bevor das Medikament auf den Markt kommt.

Die "Polypille" enthielt Acetylsalicylsäure zur Blutverdünnung, den ACE-Hemmer Ramipril sowie Atorvastatin zur Senkung des Cholesterins im Blut. Das Durchschnittsalter der Teilnehmer betrug 76 Jahre, ein Drittel waren Frauen.

Weniger tödlich endende Herzinfarkte

Bei der Auswertung der Studie schnitt die "Polypillen“-Gruppe eindeutig besser ab: Eine erneute schwere Herz-Kreislauf-Erkrankung stellte sich bei 9,5 Prozent (118 von 1.237 Personen) ein. In der Vergleichsgruppe mit der herkömmlichen Medikamenteneinnahme war das bei 12,7 Prozent (156 von 1.229 Probanden) der Fall. Statistisch betrachtet bedeutet das eine Verringerung solcher Akutereignisse um 24 Prozent.

Noch bedeutsamer war die Erkenntnis, dass in der "Polypillen"-Gruppe die Zahl der Herzinfarkte mit tödlichem Ausgang um 33 Prozent geringer war als in der Gruppe der Patienten, die eine Standardbehandlung erhielten.

Die Wissenschaftler vermuten, dass die regelmäßigere Einnahme der "Polypille“ für den positiven Effekt ausschlaggebend war. Nach sechs Monaten nahmen nämlich noch 70,6 Prozent dieser Probanden das Kombipräparat ein. In der Vergleichsgruppe waren es 62,7 Prozent.

Forscher überzeugt von Vorteilen der "Polypille"

Aus Sicht der Forscher könnte die "Polypille" daher ein fester Bestandteil bei der Verhinderung kardiovaskulärer Ereignisse bei Patienten nach einem Infarkt werden.

Professor Wolfram Döhner von der Berliner Charité ist von den Ergebnissen überzeugt: "Die vereinfachte Therapie mit weniger Tabletten verbessert die Behandlung der Patientinnen und Patienten deutlich." So ergebe sich eine Win-win-Situation für Patienten, Ärzte und das Gesundheitssystem. "Die 'Polypille' wirkt besser, ist leichter einzunehmen und senkt die Folgekosten für erneute Herz-Kreislaufereignisse."

Die Secure-Studie ist eine europaweite Studie, an der insgesamt sieben Länder beteiligt sind und die durch die Europäische Union gefördert wird.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
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