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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Nicht nur Hämorrhoiden plagen den Po Fünf häufige Analerkrankungen und ihre Ursachen
Juckt, brennt oder schmerzt es am Po, können verschiedene Erkrankungen die Ursache sein. Häufig sind es vergrößerte Hämorrhoiden, die in der empfindlichen Körperregion Beschwerden verursachen. Aber auch Analekzeme und Afterrisse können zu unangenehmen Symptomen führen.
Bei Schmerzen oder dauerhaftem Juckreiz in der Analregion sollten Betroffene im jeden Fall einen Arzt aufsuchen, damit dieser die richtige Diagnose stellen. Nur so können die Beschwerden erfolgreich und ohne schwerwiegende gesundheitliche Folgen behandelt werden. Welche fünf Analerkrankungen häufig vorkommen, woher sie kommen – und was hilft.
Hämorrhoiden: Jeder hat die Gefäßpolster
Die Gefäßpolster, welche zusammen mit dem Afterschließmuskel den After für die Feinkontinenz abdichten, werden Hämorrhoiden genannt. Jeder Mensch hat Hämorrhoiden. Beschwerden wie Juckreiz, Brennen, Nässen, Blutungen, Druck- und Fremdkörpergefühl sowie Stuhlabgang treten dann auf, wenn sich die schwellkörperartigen Gefäßpolster krankhaft vergrößern und aus dem After vorfallen. Schätzungen gehen davon aus, dass mehr als die Hälfte aller Erwachsenen im Laufe des Lebens Beschwerden bekommt. Chronische Verstopfung, Übergewicht, langes Sitzen, Bewegungsmangel und regelmäßige Durchfälle gehören zu den Risikofaktoren für ein Hämorrhoidalleiden.
"Erstes Warnsignal auf krankhaft vergrößerte Hämorrhoiden sind oft schmerzlose Blutungen – sichtbar auf dem Toilettenpapier oder nach dem Stuhlgang in der Unterwäsche", sagt PD Dr. med. Gerhard Weyandt, Klinikdirektor am Klinikum Bayreuth und Mitglied des Berufsverbands der Coloproktologen Deutschlands e. V. "Während bei einem Hämorrhoidalleiden im Anfangsstadium Cremes, Zäpfchen und Sitzbäder zeitweise lindernd wirken können, ist eigentlich eine ursächliche Behandlung zu empfehlen. Dabei werden die vergrößerten Hämorrhoiden befundadaptiert verkleinert und an ihre ursprüngliche Lage im analen Kanal refixiert. Das Gewebe kann beispielsweise verödet (Sklerosierung), abgebunden (Gummiringligatur) oder operativ behandelt werden."
Analekzem: Waschen mit Seife ist ein Risiko
Das Analekzem gehört ebenfalls zu den häufigen Analerkrankungen. Ein Analekzem ist eine entzündliche Erkrankung der Haut der Afterumgebung. Die Entzündung kann schmerzhaft sein, brennen, nässen und jucken. Verursacht sein kann sie unter anderem durch ein Hämorrhoidalleiden, wenn der After nicht mehr dicht abschließt und die empfindliche Haut der Afterregion durch Stuhlreste und Sekret gereizt wird. Eine angepasste Analhygiene, Sitzbäder, Cremes sowie die Behandlung der Ursache - etwa Hämorrhoiden, Stuhlinkontinenz oder Analfisteln – sind Bestandteil der Therapie.
"Möglich ist zudem, dass eine übertriebene Analhygiene mit häufigem Waschen und der Nutzung von Seife die Haut austrocknet, reizt und ein Analekzem verursacht. Parfümierte Cremes sowie alkoholische Feuchttücher mit Duft- und Konservierungsstoffen können die Analregion ebenfalls reizen und eine Entzündung verursachen", sagt Weyandt. "Wichtig für die Behandlung des Analekzems ist, die Hautbarriere zu stärken und die auslösende Ursache zu behandeln. Symptome wie Juckreiz und Brennen können mit regenerationsfördernden / hautschützenden lokalen Maßnahmen gelindert werden."
Afterriss: schmerzhafter Riss im Analkanal
Ein Afterriss, auch Analfissur genannt, ist eine weitere Analerkrankung. Die Analfissur gehört zu den häufigsten Erkrankungen des Afters. Schätzungen zufolge ist eine von zehn Personen im Laufe ihres Lebens betroffen – meist zwischen dem 30. und 50. Lebensjahr. Beim Afterriss handelt es sich um einen sehr schmerzhaften Riss im Gewebe das Analkanals, der beispielsweise durch harten Stuhl entstehen kann. Die Verletzung ist mit einem stechenden Schmerz beim Stuhlgang und Blutungen verbunden. Verstopfung zählt zu den Risikofaktoren, ebenso Übergewicht. Ein Afterriss kann auch die Folge einer Geburt sein oder mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen im Zusammenhang stehen.
Wie ein Afterriss entstehen kann und welche Ursachen dahinterstecken, lesen Sie hier.
"Es ist zwischen der akuten und der chronischen Analfissur zu unterscheiden. Die akute Form ist oft die Folge von hartem Stuhl. Eine entsprechende Behandlung ist wichtig, um zu verhindern, dass die Verletzung chronisch wird. Um eine chronische Analfissur handelt es sich, wenn die Fissur länger als acht Wochen besteht. Dann unterhält sich das Entzündungsgeschehen selbst und es treten Vernarbung, eine vergrößerte Analpapille und eine Vorpostenfalte auf. Sie bedarf dann einer operativen Therapie", erklärt der Proktologe. "Wichtig für die Behandlung ist, Verstopfung zu vermeiden. Cremes und Zäpfchen unterstützen die Entkrampfung des Schließmuskels, erleichtern die Entleerung und fördern die Heilung."
Analfistel: eitrige Gänge im Analkanal
Bei Analfisteln (Fistel= lat. Röhre) handelt es sich um eitergefüllte Gänge zwischen dem Afterkanal und der Afterumgebung. Die Analfistel ist meist die Folge einer chronischen Verletzung des Analkanals oder eines eitrigen Abszesses, also einer abgekapselten, eitrigen Entzündung. Symptome einer Analfistel sind Schmerzen und Druckgefühl, im Verlauf dann Feuchtigkeit, Eiter, Blut, unangenehmer Geruch sowie Juckreiz am Po.
"Ursprung der sehr schmerzhaften Analfistel sind oftmals verstopfte anale Duftdrüsen. Eine Entzündung entsteht und Eiter bildet sich, der sich in das Gewebe drückt. Ein Abszess bildet sich. Bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen ist das Risiko erhöht, eine Analfistel zu entwickeln", erklärt Weyandt. "Eine Analfistel muss operativ therapiert werden."
PD Dr. med. Gerhard Weyandt ist Klinikdirektor am Klinikum Bayreuth, Leiter des dortigen Hautkrebszentrums, Facharzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten, Allergologie, Proktologie sowie medikamentöse Tumortherapie. Der Darmexperte ist Mitglied des Berufsverbands der Coloproktologen Deutschlands e. V. und Leiter der Arbeitsgemeinschaft Proktologie in der Deutschen dermatologischen Gesellschaft.
Analvenenthrombose: schmerzhafte Knoten am Analrand
Eine Analvenenthrombose, auch perianale Venenthrombose oder Perianalthrombose genannt, ist eine sehr schmerzhafte akute Analerkrankung, die sich durch eine plötzliche Schwellung am After zeigt - meist als ein oder mehrere blaue Knoten. Eine Analvenenthrombose entsteht aufgrund eines Blutgerinnsels in einer äußeren Analvene am Afterrand. Eine Analthrombose kann akut nach dem Sitzen auf kalten Flächen, infolge körperlicher Anstrengung oder bei Frauen während der Periode auftreten. Auch Schwangerschaft, Entbindung, Verstopfung, schweres Heben oder starker Husten sind mögliche Risikofaktoren. Starker Durchfall kann die Entstehung einer Thrombose am Po ebenfalls begünstigen
"Eine Analvenenthrombose ist zwar sehr schmerzhaft, aber harmlos", sagt Weyandt. "Bei einem leichten Verlauf können abschwellende und schmerzlindernde Salben und Zäpfchen bei der Heilung helfen. Größere Knötchen werden unter örtlicher Betäubung entlastet."
Probleme am Po? Zum Arzt!
Wer Veränderungen in der Po-Region bemerkt, etwa Juckreiz, Brennen, Schmerzen, Blut oder Schwellungen, sollte immer einen Arzt aufsuchen und die Ursache klären lassen. "Scham ist unangebracht. Eine frühe Behandlung kann lange Beschwerden und Komplikationen verhindern", betont der Enddarmspezialist. "Abhängig von der Ursache ergänzen sich neben Proktologen mit chirurgischem Hintergrund oftmals auch Dermatologen und/oder Internisten bei Diagnostik und Förderung des Heilungsprozesses. Beschwerden am Enddarm sind ein gutes Beispiel für ein interdisziplinäres Behandlungsspektrum."
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- Krankheitsbilder der Proktologie. Online-Information des Berufsverbands der Coloproktologen Deutschlands e. V. (Stand: Aufgerufen am 10. Mai 2022)
- Vergrößerte Hämorrhoiden (Hämorrhoidalleiden). Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IGWiG): www.gesundheitsinformatin.de. (Stand: 3. November 2021)
- Analfissur. Online-Information des Österreichischen Bundesministeriums für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz: www.gesundheit.gv.at. (Stand: 4 Januar 2022)
- Analfistel. Online-Information des Enddarmzentrums München-Bavaria. (Stand: Aufgerufen am 10. Mai 2022).
- Leitlinie "Patienteninformation Analthrombose" der Deutschen Gesellschaft für Koloproktologie. AWMF Register-Nr. 081/002p. (Stand: 1. November 2002)