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Vulvodynie: Unerklärliche Schmerzen im Intimbereich


Schmerzen beim Sex und Radfahren
Diagnose Vulvodynie: Was steckt dahinter?

t-online, Ann-Kathrin Landzettel

Aktualisiert am 03.06.2022Lesedauer: 3 Min.
Schmerzen und Brennen im Bereich des Intimbereich sind typisch für eine Vulvadynie.Vergrößern des Bildes
Schmerzen und Brennen im Bereich des Intimbereich sind typisch für eine Vulvadynie. (Quelle: Symbolbild/grinvalds/getty-images-bilder)
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Begriffe wie Vulvodynie und Vestibulodynie dürften den meisten Frauen fremd sein. Weniger fremd sind ihnen mit großer Wahrscheinlichkeit Schmerzen und Brennen im Intimbereich, genauer im Bereich der Vulva. Für die betroffenen Frauen bedeutet das eine große Einschränkung ihrer Lebensqualität. Der Weg zur Diagnose ist oft lang.

Von Vulvodynie sprechen Gynäkologen, wenn Schmerzen und Brennen im Bereich der gesamten Vulva auftreten, von Vestibulodynie, wenn im feuchten Teil der Vulva, zwischen den kleinen Schamlippen, die Beschwerden mindestens drei Monate lang anhalten. Schmerzen und Brennen können spontan oder bei Berührung auftreten. Teilweise kommt es zu Rötungen.

Vulvodynie und Vestibulodynie: Jede 20. Frau einmal im Leben betroffen

"Schätzungsweise jede 20. Frau leidet einmal in ihrem Leben zeitweise unter den unerklärlichen Schmerzen und Brennen im Intimbereich. Manche von ihnen sogar mehrere Jahre", weiß Professor Werner Mendling, Leiter des Deutschen Zentrums für Infektionen in Gynäkologie und Geburtshilfe sowie Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe. "Viele Frauen können weder Sex haben noch Tampons benutzen. Selbst Radfahren und Sitzen ist häufig nicht oder nur unter starken Schmerzen möglich."

Und nicht nur das: Selbst Urinieren kann zu starken Schmerzen führen, ebenso die Blutungen bei der Periode. Um zu verdeutlichen, wie belastend die Erkrankung sein kann: Viele Betroffene berichten von "Schmerzen wie Feuer", "stechenden Nadeln", "Reibeisen" oder "offenem Fleisch".

Bei Vulvodynie und Vestibulodynie liegt keine Infektion vor

Die Ursachen der Vulvodynie und Vestibulodynie sind noch nicht vollständig erforscht. Das Besondere an dem Krankheitsbild ist, dass weder eine Infektion noch eine Hauterkrankung vorliegt. Untersuchungen legen den Schluss nahe, dass die Schmerzstörung häufig in Verbindung mit emotional stark belastenden Konflikten und psychischen Belastungen auftritt.

Störungen in der Schmerzverarbeitung in der empfindlichen Hautpartie sowie im zentralen Nervensystem werden ebenso diskutiert wie eine Hochregulation des Immunsystems mit einer Überproduktion schmerzauslösender Moleküle. Traumata und Nervenwachstumsfaktoren werden ebenfalls in Betracht gezogen.

"Schmerzstörung im Intimbereich kaum bekannt"

"Leider ist diese Erkrankung in der Öffentlichkeit und bei Ärzten noch wenig bekannt, sodass vielen Frauen, die darunter leiden, damit Unrecht getan wird, wenn ihr Problem leichtfertig als dauernde Infektionen oder Psychoproblem abgetan wird", sagt Mendling, der seit vielen Jahren die Krankheitsbilder der Vulvodynie und Vestibulodynie untersucht. "Hier ist noch viel Aufklärungsarbeit nötig. Je mehr Frauen und auch Ärzte wissen, dass es diese Schmerzstörung gibt und dass sie alles andere als selten ist, desto besser stehen die Chancen auf eine frühe Diagnose und eine Linderung der Beschwerden."

Burning Vulva Syndrome: Diese Symptome können auf die Schmerzstörung hinweisen

An Vulvodynie beziehungsweise Vestibulodynie, früher auch "Burning Vulva Syndrome" genannt, sollten Frauen dann denken, wenn zu der wiederkehrenden Schmerzempfindlichkeit und dem Brennen im Intimbereich keine weiteren, für andere Erkrankungen typischen Symptome auftreten, wie etwa Ausfluss, ein unangenehmer Geruch, Nässen oder Juckreiz.

Falsche Therapien verstärken die Beschwerden

Ohne die Diagnose der belastenden Störung geraten die betroffenen Frauen in einen Teufelskreis aus Schmerzen und verschiedenen Therapien. "Die wichtigste, die Beschwerden verschlimmernde Komponente ist das ständige Verabreichen von Haut- und Vaginalcremes oder Scheidenzäpfchen, ohne dass eine Infektion vorliegt", so der Experte.

Ein weiteres Problem sei, dass Untersuchungen von bakteriologischen Kulturen aus der Scheide oft dazu führten, dass Bakterien als kritisch angesehen würden, die zur normalen Flora gehörten. Langwierige und unnötige Antibiotika-Behandlungen, welche das Gleichgewicht der Scheide noch mehr zerstörten, seien häufig die Folge. "Als Ergebnis haben viele Frauen zusätzlich mit neuen Problemen zu kämpfen, darunter beispielsweise Blasenentzündungen. Oder es nehmen Pilze Überhand", so Mendling.

Es gibt kein Medikament gegen Vulvodynie und Vestibulodynie

Ist die Diagnose Vulvodynie oder Vestibulodynie gestellt, sollte laut dem Experten die Anwendung von Antibiotika und Antipilzmitteln (Antimykotika) beendet werden. Der Intimbereich wird lediglich mit Wasser gewaschen und vorsichtig trocken getupft. Medikamentös kommen lokal oder oral Antiepileptika oder Antidepressiva in Betracht, die in der Lage sind, sogenannte neuropathische Schmerzen zu reduzieren.

"Wichtig ist ein gesamtheitliches, interdisziplinäres Konzept, um psychosozial und körperlich wieder ins Lot zu kommen. Die Therapie muss dabei individuell zusammengestellt werden. Jede Frau reagiert anders auf die verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten. Manchmal kann erst nach einigen Versuchen eine Linderung erreicht werden", so Mendling. Im letzten Schritt kann auch ein operativer Eingriff helfen. Bei manchen Frauen lassen die Beschwerden nach einiger Zeit von selbst wieder nach.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
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