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Hautkrankheit im Winter: Risiken von Wärmflaschen und Heizkissen vermeiden


Meinung
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Vorsicht mit Wärmflaschen
Die heiße Gefahr an kalten Tagen

MeinungEine Kolumne von Dr. med. Yael Adler

23.11.2024 - 09:25 UhrLesedauer: 4 Min.
Frau sitzt mit Wärmflasche im BettVergrößern des Bildes
Wohltuende Wärmflasche: Hitze hilft gegen Kälte und Beschwerden, sollte aber vorsichtig angewandt werden. (Quelle: Drazen Zigic/getty-images-bilder)

Im Herbst und Winter kämpfen viele von uns mit Heizkissen oder Wärmflaschen gegen die Kälte. Doch es ist Vorsicht geboten. Denn Hautkrankheiten können die Folge sein.

Wir alle haben eine Art Thermostat im Kopf, der im Hypothalamus sitzt – ein kompliziertes Steuerzentrum für Temperatur, Sex, Kreislauf, Essen, Trinken oder den Tag-Nacht-Rhythmus. Er misst unter anderem die Temperatur des ankommenden Blutes, empfängt gleichzeitig Temperatursignale aus dem Körper und der Haut – und befiehlt dann der Hautdurchblutung, wie warm es gefälligst in uns werden soll.

Yael Adler
(Quelle: Markus Höhn)

Zur Person

Dr. med. Yael Adler ist Fachärztin für Dermatologie, Venerologie, Phlebologie und Ernährungsmedizin (DGEM). Seit 2007 praktiziert sie in ihrer eigenen Praxis in Berlin. Ihr Talent, komplexe medizinische Sachverhalte anschaulich und unterhaltsam zu vermitteln, stellt sie seit Jahren in Vorträgen, Veranstaltungsmoderationen und den Medien unter Beweis. Über Prävention und Therapien spricht sie regelmäßig in ihrem Podcast "Ist das noch gesund?". Ihre Bücher "Haut nah" und "Darüber spricht man nicht" standen auf Platz 1 der "Spiegel"-Bestsellerliste. Mit ihrem letzten Buch "Genial vital! – Wer seinen Körper kennt, bleibt länger jung" durfte sich die leidenschaftliche Ärztin erneut über diese Spitzenplatzierung freuen.

Wird die Umgebung trübe und kalt, etwa wenn wir an einem Wintermorgen ins Freie gehen, wird das Blut flugs ins Körperinnere beordert, weil dort die nötige Arbeitstemperatur für unsere inneren Organe aufrechtzuerhalten ist. Uns fröstelt.

Glücklicherweise haben wir im Laufe der letzten Jahrtausende ein paar Mechanismen entwickelt, um uns gegen Kälte zu wappnen. Aus dem Fell-Outfit wurden atmungsaktive Stoffe, und unsere Wohnhöhlen sind mittlerweile auf die eine oder andere Art beheizbar. Aber auch konventionelle Heizmaterialien – welchen auch immer wir den Vorzug geben – sind nicht mehr im Überfluss vorhanden.

Plötzliche Verfärbungen

Daher haben sich historisch ein paar wahrhafte Dauerbrenner durchgesetzt, mit denen wir es uns noch anheimelnd warm machen können, selbst wenn wir die Raumtemperatur zeitgemäß um zwei oder drei Grad absenken: Großmutters Wärmflasche oder, in Weiterentwicklung, die Heizdecke sind ein warmer Willkommensgruß, wenn wir im Bett landen, egal, ob allein oder in größerer Runde. Bei Bauchgrimmen hilft ein Körnerkissen, bei Menstruationsbeschwerden das Heizkissen. Und manch einer lässt sich von Wärmepflastern direkt auf der Haut durch den Tag begleiten. Wer aus der Kälte ins Auto steigt, freut sich über eine Sitzheizung, die den Hintern wärmt. Das alles ist hilfreich, und wenn es nicht hilft, macht die Wärme alles wenigstens ein bisschen erträglicher.

So im direkten Kontakt auf Dauer und/oder im Überfluss wohlig temperiert, kann unsere Haut allerdings bald eingeschnappt reagieren: als selbsthelfendes und selbstheilendes Organ müht sie sich ja redlich, unserem Körper den Standard von durchschnittlich 36,8 Grad zu erhalten. Ihr dabei penetrant andere Heizquellen vor die Nase, besser gesagt vor die Poren zu setzen, hat zur Folge, dass sie sich leicht vor Ärger verfärbt.

Haut sieht aus wie getoastet

Regelmäßige tiefe Wärme verändert ihre Pigmentierung ins Rot-Bräunliche, Dermatologen sprechen vom Erythema ab igne, was dem Altgriechischen und Latein entlehnt ist und schön dramatisch mit "Röte durch Feuer" übersetzt wird.

Wer es weniger pathetisch mag, spricht von Erythema e calore oder einer kalorischen Hyperpigmentierung oder der Buschke-Hitzemelanose, einer Melanose (Pigmentveränderung), die der deutsche Dermatologe Abraham Buschke wissenschaftlich beschrieben hat. Sehr zeitgemäß und treffend ist auch die Benennung "Toasted-Skin-Syndrom", getoastete Haut. Bei einem guten Toast ist nämlich wichtig, dass er nicht verbrannt ist – genau wie beim Erythema ab igne, weil diese Schwelle bei einer Wärmeeinwirkung auf die Haut unterhalb der Schmerzgrenze von 45 bis 50 Grad nicht erreicht wird.

Selbst Krebs ist möglich

Auf Dauer allerdings, und dieser Effekt ist übrigens auch bei Infrarotstrahlen möglich, kann sich das netzförmige Erythema rund um die direkten Kontaktstellen bilden. Es ist ein optisches und das einzige Symptom dafür. Die intensive Wärmeeinwirkung weitet die Blutgefäße, wodurch die Haut sich in ringförmigen Mustern rötet. Diese oft nur als Reizung auftretende Erscheinung kann nach Stunden oder Tagen wieder verschwinden. Sind die Blutgefäße aber geschädigt, geben sie rote Blutkörperchen ab, deren Abbauprodukte sich in der Haut festsetzen. Die daraus folgende Verfärbung wird Hyperpigmentierung genannt. Eine dauerhafte Musterung ist eine mögliche Folge.

Die netzartigen Erytheme können auch nach Monaten oder gar Jahren auftreten. Die genaue Ursache der Abläufe ist bislang wissenschaftlich nicht geklärt. Unklar ist auch, ob es eine genetische Veranlagung für diese Art krankhafter Hautveränderungen gibt: Näheres und Tieferes wird noch erforscht.

Bereits bekannt ist allerdings, dass als Langzeitkomplikation nach bis zu 30 Jahren Karzinome, also bösartige Gewebeveränderungen, auftreten können.

Es gibt einen einfachen Trick

Die akute Hitzeverfärbung bereitet keine Schmerzen, manche Betroffene berichten von Juckreiz oder leichtem Brennen. Hier kann eine Creme oder Salbe unkompliziert Abhilfe schaffen. Trotzdem empfiehlt sich gegebenenfalls der Gang zum Hautarzt. Bislang lässt sich das Erythema zwar noch nicht gezielt behandeln, leider aber können seine Symptome auch auf andere Gefäßerkrankungen oder Entzündungen hinweisen, die dann weniger harmlos sind.

Wenn Sie an Ihrem Körper eine Rötung entdecken und wissen möchten, ob es sich dabei um eine harmlose Durchblutungssteigerung oder doch um einen Blutaustritt aus den Gefäßen handelt, können Sie so vorgehen: Nehmen Sie ein durchsichtiges Glas und drücken Sie es fest auf die betroffene Hautstelle. Lässt sich die Rötung gut wegdrücken, handelt es sich nur um eine (temporäre) gesteigerte Durchblutung. Lässt sie sich aber nicht wegdrücken, dann ist der Weg zum Arzt angezeigt.

Hören Sie auf Ihre Haut

Ohnehin empfehlen sich ja für unsere Haut turnusmäßige Vorsorgeuntersuchungen, um ihre Entwicklung auf lange Sicht, aber auch auf aktuelle Veränderungen im Auge zu behalten.

Wer all diesen Ungewissheiten von Anfang an aus dem Wege gehen will, kann darauf achten, dass er seine Haut nicht allzu oft oder regelmäßig direkter und länger einwirkender Wärme aussetzt. Während im Sommer vor ungesund dosierter Sonneneinstrahlung gewarnt wird, sind es winters unsere kleinen Wärmehelfer. Wer etwa chronisch an der (Wärm-)Flasche hängt, oder allzu oft Kälte und Verspannungen durch Wärmepflaster in Schach hält, sollte regelmäßig kontrollieren, was die Haut dazu sagt. Übrigens auch an der rückseitigen Körperhälfte – ein großer Spiegel und/oder ein aufmerksamer Mitmensch können dabei assistieren.

Bleiben Sie wohltemperiert, und kommen Sie gesund durch die Zeit!

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Eigene meinung
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