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Geschwollene Füße: Ursachen, Symptome und Behandlung


Meinung
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Geschwollene Füße
Das sind echte Warnsignale

MeinungEine Kolumne von Dr. med. Yael Adler

14.09.2024Lesedauer: 4 Min.
Geschwollene Füße: Schwellen die Füße an, hängt das manchmal mit dem Blutdrucksenker zusammen.Vergrößern des Bildes
Geschwollene Knöchel und Füße: Für die Wassereinlagerungen kann es verschiedene Ursachen geben. (Quelle: Toa55/getty-images-bilder)
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Geschwollene Knöchel und Füße, Krampfadern an den Unterschenkeln – oft übersehen wir, was in unseren Beinen vor sich geht. Dabei können die Ursachen dramatisch sein, wie unsere Kolumnistin berichtet.

Gesicht und Oberkörper werden flächendeckend überwacht, jede Falte ist ein Alarmsignal, jede Hautveränderung führt zu Panik am Kosmetikregal – von dieser Zuwendung können unsere unteren Körperteile nur träumen. Doch Achtung: Frustriert durch lebenslange ungewürdigte Beinarbeit, nehmen diese späte Rache, werden schwer oder neigen zu undekorativen Wandlungen.

Yael Adler
(Quelle: Markus Höhn)

Zur Person

Dr. med. Yael Adler ist Fachärztin für Dermatologie, Venerologie, Phlebologie und Ernährungsmedizin (DGEM). Seit 2007 praktiziert sie in ihrer eigenen Praxis in Berlin. Ihr Talent, komplexe medizinische Sachverhalte anschaulich und unterhaltsam zu vermitteln, stellt sie seit Jahren in Vorträgen, Veranstaltungsmoderationen und den Medien unter Beweis. Über Prävention und Therapien spricht sie regelmäßig in ihrem Podcast "Ist das noch gesund?". Ihre Bücher "Haut nah" und "Darüber spricht man nicht" standen auf Platz 1 der Spiegel-Bestsellerliste. Mit ihrem letzten Buch "Genial vital! – Wer seinen Körper kennt, bleibt länger jung" durfte sich die leidenschaftliche Ärztin erneut über diese Spitzenplatzierung freuen.

Haben Sie schon mal nachmittags Schuhe gekauft? Werden Ihnen im Sommer auch manchmal die Schuhe zu eng? Tatsächlich ein häufiges Phänomen, denn der Körper ist bei höheren Temperaturen in der Wärmeregulation besonders gefordert. Das kann einem unter Umständen in die Beine gehen oder auf die Füße fallen: Die Wärmeregulation geschieht ja einerseits durch das gute alte Schwitzen, andererseits indem sich die Blutgefäße weiter oder enger stellen.

Sind diese aber voll, weit und träge oder funktionieren vielleicht auch andere Körperfunktionen wie die Pumpleistung des Herzens nicht mehr optimal, wird Wasser durch die Gefäßwände in das umliegende Gewebe gepresst. Und da bleibt es dann erst mal – erkennbar als Ödem: Die Füße werden dick. Schuhe sind zu eng. Beim Drücken mit dem Finger auf den Unterschenkel bleibt die Delle eine Minute bestehen, auch die Sockenbündchen schnüren ein.

Sport ist hier nicht hilfreich

Eine ganze Reihe von Erkrankungen kann dieses Phänomen auslösen, imitieren oder verstärken: so etwa das Lipödem, eine optisch stigmatisierende Fettverteilungsstörung mit Wassereinlagerungen und heftiger Bindegewebevermehrung. Sie führt zu einer stark unproportionalen Gewebevermehrung, meist an den Beinen, manchmal aber auch an den Armen, und nimmt im Laufe der Jahre zu. Betroffen sind fast ausschließlich Frauen: Nach Bagatellverletzungen und leichten Stößen treten dann regelmäßig blaue Flecken auf.

Dieses Ödem ist nicht mit dem Finger eindrückbar, kann Schmerzen verursachen und lässt besonders die Fußfesseln anschwellen. Sie wölben sich dann üppig und ausladend über den Knöchel. Sport und Abnehmen sind hier übrigens nicht hilfreich, auch wenn Frauen sich diesen Rat häufig anhören müssen. Therapeutisch profitieren sie neben unterstützender Lymphdrainage von einer Fettabsaugung.

Veranlagung kommt von den Eltern

Auch wenn Krampfadern bestehen, sackt Wasser in den Füßen und Beinen ab; man kann das Ödem eindrücken und erkennt es auch hier am Sockenabdruck. Die Veranlagung dazu bekommt man von seinen Eltern mit, ein Erbe, das man leider nicht ausschlagen kann: Hier driften die Venenwände auseinander, wodurch die Venenklappen nicht mehr vollständig schließen können. Das Blut, das eigentlich zum Herzen zurückfließen sollte, rauscht auf dem Weg nach oben quasi durch die Schwerkraft direkt wieder nach unten. Es überfüllt die darunterliegenden Gefäßabschnitte und dehnt die Innenwände der gestauten Adern weiter auseinander. So setzt sich das Krampfaderleiden immer weiter fort. Auch durch Sport kann man diese Bindegewebeschwäche nicht heilen, sondern allenfalls die Beschwerden lindern.

Sollten Sie Besenreiser auf Ihrer Haut sehen oder mit Unterschenkel- oder Fußproblemen (an Haut, Gelenken oder Knochen) zu tun haben, lohnt sich immer ein Krampfadern-Check. Besenreiser können ein Hinweis sein, wenngleich man in der Tiefe nicht immer auf Krampfadern stößt.

Mit Hitze oder Schaum veröden

Das Tückische an Krampfadern ist, dass sie mit bloßem Auge oft gar nicht sichtbar sind. Es sind nicht nur die tintenblauen Gefäße, die sich wie mächtige Flüsse über Bein und Wade schlängeln und in der Kniekehle manches eindrucksvolle, knubbelige Delta formen. Sie können auch im Verborgenen ihr Unheil treiben: Krampfadern gehen häufig einher mit hartnäckigen Warzen, Fuß- und Nagelpilz, übermäßiger Hornhautbildung, Ekzemen, Verfärbungen, Wund- und Knochenheilungsstörungen bis hin zur Venenentzündung. Betroffene neigen im Verlauf der Jahre zu Thrombosen oder offenen Beinen. Auch Schuppenflechte an den Unterschenkeln können durch sie verstärkt werden.

Krampfadern leiern mitunter über Jahrzehnte immer weiter aus, ohne Schmerzen oder andere Symptome zu verursachen, während das Gewebe weiter gnadenlos vor sich hin altert. Man kann sie gut und einfach mit Ultraschall entdecken. Bereiten sie Probleme, müssen die Venen operativ entfernt oder – moderner und minimalinvasiver – mit Hitze oder Schaum verödet werden. Das Blut sucht sich dann den Weg über die gesunden Gefäße und versackt nicht mehr in den ausgeleierten. Besenreiser lassen sich mit eingespritztem Verödungsmittel als Schaum oder Lösung oder mittels Speziallaser durch die Haut veröden.

Wandelnde Wassertürme

Ein schwaches Herz, das die Flüssigkeit aus den Beinen während der Pumpaktivität nicht mehr ausreichend ansaugen kann, Nierenkrankheiten mit Eiweißverlust, Lebererkrankungen oder auch Lähmungen der Beine können ebenfalls zu Wasser in den Beinen führen.

Bei Frauen sind es oft die Hormone, prämenstruell, in der Schwangerschaft oder einfach so. Auch Bewegungsmangel, Übergewicht, Alkoholmissbrauch oder der übermäßige Genuss von Salz kann unsere Unterschenkel zu wandelnden Wassertürmen machen. Das passiert auch, wenn der häufige Gebrauch von Entwässerungstabletten oder Abführmitteln zu einem Ungleichgewicht zwischen Kalium und Natrium führt.

Wenn Sie häufig Probleme mit geschwollenen, schweren Beinen haben, sollten Sie die Ursachen untersuchen lassen. Denn, siehe oben, auch das Herz kann ein Auslöser sein.

Das Blut muss zurück

Das Hochlagern der Beine ist eine erste Hilfsmaßnahme; nachts führt diese dann zu mehr Wasserlassen. Kompressionsstrümpfe der Klasse zwei pressen von außen das Gewebe zusammen und helfen, das Blut zum Herzen zurückzudrücken.

Reichlich Bewegung in flachen, festen Schuhen oder gerne auch mal Barfußschuhen, in denen die Abrollbewegung gut stattfinden kann, macht knackige Waden; sie sind eine Art innerer Kompressionsstrumpf mit effektiver Pumpwirkung bei jedem Schritt.

Wissenschaftlich nicht belegt

In der Apotheke und im Reformhaus werden vielfach Extrakte aus Rosskastaniensamen, roten Weinrebenblättern und Präparate mit Oxerutin angeboten. Diese sekundären Pflanzenstoffe der Gruppe der Rutoside wirken gefäßabdichtend. Ihr Effekt ist jedoch wissenschaftlich nicht abschließend belegt. Wenn überhaupt, funktionieren sie nur unterstützend, aber nicht als alleinige Therapie, und dann auch nur oral zugeführt, nicht als Creme oder Gel.

Beliebt zur Entwässerung sind auch der harntreibende Brennnesseltee oder entwässernde Nahrungsmittel wie Spargel, Ananas oder Melonen mit wenig Natrium. Bei der Entwässerungstablette ist Umsicht geboten. Sie führt zwar schnell zu einer Austreibung von Wasser aus den Blutgefäßen, weniger zügig aber aus dem Gewebe. So kann es zu Kreislaufproblemen kommen und vor allem zu einem Mangel an Kalium, was für das Herz gefährlich sein kann. Diese Therapie gehört in die Ecke der Bluthochdruck-Behandlung und damit ausschließlich in die Hände eines Arztes.

Werden Sie Beinversteher und kommen Sie gesund durch die Zeit!

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Eigene Meinung
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