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Milz: Lebenswichtig? Diese Funktion erfüllt das Organ


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So groß wie eine monströse Kaffeebohne
Ein unterschätztes Organ

MeinungEine Kolumne von Dr. med. Yael Adler

10.08.2024Lesedauer: 4 Min.
Nicht überlebensnotwendig: Im oberen Teil der Bauchhöhle sitzt, direkt unterhalb des Brustkorbs auf der linken Seite, die Milz.Vergrößern des Bildes
Nicht überlebensnotwendig: Im oberen Teil der Bauchhöhle sitzt, direkt unterhalb des Brustkorbs auf der linken Seite, die Milz. (Quelle: Morsa Images/getty-images-bilder)
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Die Milz spielt in unserem Kreislauf eine wichtige Rolle – und ist ein wahrer Tausendsassa. Deshalb verdient sie auch mehr Aufmerksamkeit, sagt unsere Kolumnistin Dr. Yael Adler.

Die Milz ist ein vielbeschäftigtes, aber häufig auch zu wenig beachtetes Organ: Als Teil des sogenannten lymphatischen Systems sitzt sie im linken Oberbauch direkt unter dem Zwerchfell. Sie hat die Form einer monströsen Kaffeebohne mit den Maximalmaßen von 12 x 8 x 4 Zentimetern. Ihre "Arbeitskollegen" in dem System sind die Lymphgefäße, die Lymphknoten, die Mandeln (Tonsillen), das Knochenmark, die Thymusdrüse und der Blinddarm. Ihr Gewicht liegt zwischen 150 und 200 Gramm, sie umgibt sich mit einer Kapsel aus dehnbarem Bindegewebe.

Yael Adler
(Quelle: Markus Höhn)

Zur Person

Dr. med. Yael Adler ist Fachärztin für Dermatologie, Venerologie, Phlebologie und Ernährungsmedizin (DGEM). Seit 2007 praktiziert sie in ihrer eigenen Praxis in Berlin. Ihr Talent, komplexe medizinische Sachverhalte anschaulich und unterhaltsam zu vermitteln, stellt sie seit Jahren in Vorträgen, Veranstaltungsmoderationen und den Medien unter Beweis. Über Prävention und Therapien spricht sie regelmäßig in ihrem Podcast "Ist das noch gesund?". Ihre Bücher "Haut nah" und "Darüber spricht man nicht" standen auf Platz 1 der "Spiegel"-Bestsellerliste. Mit ihrem letzten Buch "Genial vital! – Wer seinen Körper kennt, bleibt länger jung" durfte sich die leidenschaftliche Ärztin erneut über diese Spitzenplatzierung freuen.

Das Räumkommando des Immunsystems

Das Lymphsystem ist das zweite große Kreislaufsystem unseres Körpers – zur Durchleitung von Flüssigkeit und Stoffwechselprodukten, zur Bildung von Abwehrzellen und zum Abblocken von Krankheitserregern. Unsere Milz ist – auch im gesunden Zustand – eher schwammig-weich und besteht in ihrem Inneren aus zwei Gewebearten, die ganz unterschiedliche Funktionen haben:

  • Die rote Pulpa reinigt unser Blut von allerlei unerwünschten Dingen. Sie kontrolliert zum Beispiel, ob die roten Blutkörperchen intakt und noch ganz knusper sind und ihre Aufgaben erfüllen können. Andernfalls ergeht das Signal an die Riesen-Fresszellen, die Makrophagen, mal schnellstens ordentlich aufzuräumen.
  • Die weiße Pulpa der Milz ist besonders wichtig für unser Immunsystem, denn hier werden die Lymphozyten gebildet und gespeichert, die Fremdstoffe – etwa Viren, Pilze oder Bakterien – erkennen und mit immunologischen Methoden aus unserem Körper entfernen sollen. Und weil die Milz als einziges Immunorgan direkt an den Blutstrom angeschlossen ist, gelangen diese Truppen schnell dorthin, wo es brennt.

Normalerweise ist die weiße Pulpa mit einem Viertel der kleinere Anteil der Milz. Aber bei einer richtig heftigen Immunreaktion bringt sie es auch auf satte 50 Prozent. Lässt sich die Milz, die ja sonst recht unauffällig unter den Rippen sitzt, ertasten, sollte man schnell zum Arzt gehen.

Leben ohne Milz? Möglich!

So einzigartig diese Konstruktion auch ist: Verliert man seine Milz, etwa durch einen Unfall, kann man auch ohne sie weiterleben. Dann übernehmen flexibel andere Teile des lymphatischen Systems ihre Aufgaben. Trotzdem hat man eine eingeschränkte Abwehr und ist weniger geschützt vor Infekten oder einer Blutvergiftung (Sepsis). Die äußert sich unter anderem durch eine deutlich vergrößerte, ertastbare Milz.

Weil sie so wichtig für unser Immunsystem ist, sollte man sich und seiner Milz nur Gutes tun. Damit es gar nicht erst zum Milz-Alarm kommt, empfiehlt sich viel Bewegung, gern an der frischen Luft (und mit angemessenem Sonnenschutz). Sport und Bewegung balancieren den Vorrat an T-Zellen aus, einer Gruppe von weißen Blutzellen, deren besonderer Job die Reduzierung von Entzündungswerten ist. Erwiesenermaßen verbessert regelmäßige moderate Belastung unsere Immunabwehr: Sie bewirkt in der genutzten Muskulatur einen akuten entzündlichen Stress, dem der Körper gegensteuert. Ein wunderbares Trainingsprogramm, das auch gleich andere Baustellen entlastet, Stress abbauen und chronisch entzündliche Erkrankungen abmildern kann.

Sehr intensive und andauernde Anstrengungen können die Immunabwehr vorübergehend schwächen. Deshalb sollte man sich bei einem Infekt besser schonen. Beim Sport entstehen zwar freie Radikale, aber sie werden durch das körpereigene Abfangsystem neutralisiert.

Hilfreich sind gute Sozialkontakte mit Menschen, Küssen (der Austausch von Bakterien beim Knutschen gleicht einer aktiven Immunisierung, erinnert quasi an eine Impfung!) oder Sex. Stressabbau senkt das Cortisol im Körper, das sonst unser Immunsystem unterdrückt.

Ernährung ist ein entscheidender Faktor

Um es auf die Spitze zu treiben, sollte körperliche Aktivität immer mit gesunder Ernährung einhergehen, die reich an natürlichen Antioxidantien ist. Bei Bedarf Supplemente wie Vitamin D3 (stärkt die Knochen, reduziert das Krebsrisiko und steigert die Virusabwehr!) mit K2, Zink, Selen und Omega-3-Fettsäuren und andere Mikronährstoffe bzw. Lebensmittel zusteuern, die reich sind an Vitamin C, E und Betcarotin bzw. Vitamin A, die DNA, Proteine und Lipide vor den Radikalen schützen. Vitamin C findet sich in Brokkoli, in Zitrusfrüchten, Tomaten, Kartoffeln, Äpfeln und Sanddorn, Vitamin E in Getreide, Nüssen, Samen und Pflanzenölen, Rotbarsch und Hering, in Spinat und Grünkohl. Auch das gute alte Kneippen, kalte Duschen, Eisbaden, Kuscheln in der Kältekammer und natürlich auch die Sauna kurbeln das Immunsystem zusätzlich an.

Stärken Sie die unterstützende Darmflora mit prä- und probiotischer Kost. Im Ranking stehen Joghurt, Sauerkraut, Kefir und saure Gurken ganz vorn, aber auch effektive Mikroorganismen oder Kombucha (fermentierter Tee), original griechischer Joghurt oder Kimchi.

Hühnersuppe – "Jüdisches Penicillin" – gilt seit dem 12. Jahrhundert als Heilmittel besonders bei Atemwegserkrankungen, empfohlen durch den jüdischen Arzt Maimonides. Die moderne Wissenschaft bestätigt dies teilweise: Neutrophile Granulozyten (weiße Blutkörperchen) werden in ihrer Aktivität beeinflusst, und der Inhaltsstoff Carnosin scheint antiviral zu wirken. Ingwer, Petersilie und Gemüse in der Hühnersuppe liefern Antioxidantien. Die Wärme steigert die Schleimhautdurchblutung und bringt das Immunsystem auf Trab. Und nicht zuletzt hat sie jemand mit Liebe gekocht. Da kann man doch einfach nur schnell wieder gesund werden!

Impfungen helfen, das Immunsystem zu entlasten; medizinisch angeraten sind daher speziell ab einem Lebensalter von sechzig Jahren diese Impfungen: gegen Gürtelrose, Pneumokokken, Grippe und Covid-19. Auch gesunder Schlaf ist wichtig, denn nachts läuft auch die Zellregeneration auf Hochtouren. Insbesondere während des Tiefschlafs in der ersten Schlafhälfte wird aus der Hirnanhangdrüse (Hypophyse) das Wachstumshormon Somatotropin ausgeschüttet, das auch das Immunsystem stimuliert.

Bleiben Sie trotzdem wach, wenn es um Ihr Immunsystem geht, und kommen Sie gesund durch die Zeit!

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Eigene Meinung
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