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Schwerhörigkeit bekämpfen: So schützen Sie Ihr Gehör!


Meinung
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Schwerhörigkeit
Das sollte uns aufhorchen lassen

MeinungEine Kolumne von Dr. med. Yael Adler

29.06.2024Lesedauer: 4 Min.
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Eine Frau bei einer Untersuchung ihrer Ohren: Nicht nur ältere Menschen sind von Hörverlust betroffen. (Quelle: peakSTOCK)

Die Geräuschkulisse moderner Zeiten bedeutet für unser Gehör Schwerstarbeit. Wie man effektiv der Hörminderung entgeht und dabei noch dem Gedächtnis Gutes tut.

Leute, die schwer oder gar nichts hören, waren in alten Filmen eine sichere (Spaß)Bank: mit kuriosen Hörgeräten taperten sie durch die Handlung und verkomplizierten sie, weil sie alles missverstanden. Das ist längst Vergangenheit. Heute lachen wir glücklicherweise nicht mehr über unsere körperlichen Schwächen. Außerdem erreichen uns mittlerweile beinahe regelmäßig Postwurfsendungen des einen oder anderen Hörgeräteakustikers, der uns am liebsten schon mit Ende 20 auf dem Diagnosestuhl sähe, um uns das Unerhörte hörbar zu machen.

Yael Adler
(Quelle: Markus Höhn)

Zur Person

Dr. med. Yael Adler ist Fachärztin für Dermatologie, Venerologie, Phlebologie und Ernährungsmedizin (DGEM). Seit 2007 praktiziert sie in ihrer eigenen Praxis in Berlin. Ihr Talent, komplexe medizinische Sachverhalte anschaulich und unterhaltsam zu vermitteln, stellt sie seit Jahren in Vorträgen, Veranstaltungsmoderationen und den Medien unter Beweis. Über Prävention und Therapien spricht sie regelmäßig in ihrem Podcast "Ist das noch gesund?". Ihre Bücher "Haut nah" und "Darüber spricht man nicht" standen auf Platz 1 der Spiegel-Bestsellerliste. Mit ihrem letzten Buch "Genial vital! – Wer seinen Körper kennt, bleibt länger jung" durfte sich die leidenschaftliche Ärztin erneut über diese Spitzenplatzierung freuen.

Die gute Nachricht: Auch wenn Altersschwerhörigkeit nicht heilbar ist, man kann ihr mit modernen Hörgeräten oder Hörimplantaten gut begegnen und sich so die Lebensqualität erhalten. Und ja: Je früher Sie sich zu diesem Schritt entschließen, desto besser. Sie werden dadurch nicht nur für Ihr Umfeld erträglicher ("Papa, der Fernseher! Bist du taub?!?"), Sie finden sich auch leichter in unvertrauter Umgebung zurecht und beugen sogar ein Stück weit der Demenz vor.

Bei einer Langzeitstudie der Uni Leipzig wurde festgestellt, dass ein Viertel von 3.500 Probanden eine Demenz entwickelte, die sich nur mit einer Hörverminderung in Verbindung bringen ließ: Mutmaßlich werden dadurch Veränderungen im Gehirn hervorgerufen. Die schwächer werdenden Signale des Hörsinns beeinträchtigen die Funktion von Nervenzellen im Hippocampus, wodurch Gedächtnisinhalte verloren gehen können. Auch die soziale Interaktion wird durch Schwerhörigkeit beeinträchtigt, man kapselt sich ab und vereinsamt zusehends – wieder ein Risikofaktor für Demenz.

Alternde Haarzellen verursachen Hörverlust

Der Alterungsprozess des Gehörs beginnt zwischen dem fünfzigsten und sechzigsten Lebensjahr. Meist sind beide Ohren gleichermaßen betroffen. Der Prozess tritt schleichend ein und wird deswegen von den Betroffenen zunächst kaum wahrgenommen. Die Ursachen für den Hörverlust sitzen in den alternden Haarzellen in der Cochlea, jenem Teil des Innenohrs, dessen Gestalt an ein Schneckengehäuse erinnert. Das Organ ist mit Flüssigkeit gefüllt und enthält besagte Haarzellen. Wenn der Schall auf das Ohr trifft, schwingen die Härchen und wandeln dabei die akustischen Wellen in elektrische Signale um.

Im Alter ist die Durchblutung dieser Sinneszellen abgeschwächt und es kommt zu Sauerstoffmangel und oxidativem Stress: Die Signalübertragung ist gestört, Nervenbahnen der zentralen Hörbahn gehen unter, Botenstoffe und Empfangsstellen degenerieren. Sie können dann den Schall nicht mehr so gründlich verarbeiten und weiterleiten. So geht einiges an uns vorbei: zuerst die hohen Töne, die nicht mehr wahrgenommen werden. Im weiteren Verlauf sind auch die mittleren und tiefen Frequenzen betroffen, und das Sprachverständnis verschlechtert sich zunehmend.

Gefahr durch zu laute Musik

Ist der Hörverlust beider Ohren unterschiedlich stark ausgeprägt, kommt es zudem zu einer Beeinträchtigung des Richtungshörens. Betroffene neigen dann dazu, mit unangemessen lauter Stimme zu sprechen oder inhaltlich auf Fragen eine falsche oder nicht passende Antwort zu geben. Oft müssen sie nachfragen: "Wie bitte?"

Risikofaktoren für Altersschwerhörigkeit sind wie so oft Durchblutungsstörungen, etwa durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und Rauchen. Auch eine hohe und fortgesetzte Lärmbelästigung am Arbeitsplatz kann dazu führen. Das regelmäßige Hören zu lauter Musik kann zum Risikofaktor werden, dazu kommen erblich bedingte Faktoren, Hörstürze, chronische Mittelohrentzündungen oder sehr selten auch gutartige Tumore.

Große Ohren hören nicht besser

Lautstärke und Lärm werden in Dezibel (dB) gemessen und angegeben. Besonders schädlich sind alle Schallpegel oberhalb von 85 dB, wobei auch die Dauer der Lärmeinwirkung eine Rolle spielt. Wenn wir uns unterhalten, geschieht das in der Nähe von 65 dB, ein vorbeirasender Güterzug bringt es auf 100 dB, der Presslufthammer auf 120 dB und ein Düsenflugzeug auf 130 dB. Auf Platz eins liegen Silvesterböller oder Spielzeugpistolen mit 170 dB. Unsere Hörschwelle beginnt übrigens bei 10 dB, weshalb wir Mücken (wenn auch meist zu spät) oder das Rauschen des Computers hören; unser Atemgeräusch meldet sich mit 10 dB und damit etwa halb so laut wie das Ticken einer Armbanduhr. Ab einem Dauerschallpegel von 60 dB treten erste Stressreaktionen auf, ab 80 dB kann die Gesundheit leiden. Menschen, die schnarchen, können diesen Wert erreichen und beeinträchtigen damit auch das Wohlbefinden des Schlafpartners.

Da wir gerade beim Thema Ohren sind: Der Wolf hat Rotkäppchen ja weisgemacht, die "Großmutter" habe so große Ohren, damit sie "dich besser hören kann!". Wachsen Ohren also im Alter, um damit den Hörverlust auszugleichen? Diese Überlegung kann ins Reich der Märchen verbannt werden. Tatsächlich liegt der Grund dafür schlicht darin, dass sich die Konsistenz und Festigkeit des Strukturproteins Kollagen verändert. Zug- und Spannkraft von Knorpel und Gewebe gehen verloren, den Rest erledigt die Schwerkraft.

Ein gesunder Kreislauf hilft

Ohren freundlich behandeln Sie, wenn Sie sich vor Lärm schützen und auf das Rauchen verzichten, denn das hat auch Auswirkungen auf die Durchblutung der Ohren.

Achten Sie auf Ihren Blutdruck und kontrollieren Sie regelmäßig Ihr Körpergewicht, um Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes vorzubeugen! Schauen Sie regelmäßig bei Ihrem Ohrenarzt vorbei, auch, um sich bei Bedarf das Ohrenschmalz entfernen zu lassen. Dessen Produktion nimmt im Alter zu und beeinträchtigt das Hörvermögen zusätzlich, zumal, wenn Sie es noch mit einem Wattestäbchen zu einem Pfropfen verdichten. Ein feuchter Waschlappen oder die Finger unter der Dusche reichen zum Reinigen der äußeren Ohrbereiche; wenn sie mit dem Wattestäbchen zu tief ins Innere bohren, riskieren sie zusätzlich zum reingedrückten Schmalzklumpen Verletzungen.

Und warten Sie bitte nicht zu lange mit dem Hörgerät – je früher, desto schneller und leichter werden Sie sich daran gewöhnen. Die sind heute Hightech und optisch dezent.

Halten Sie Augen und Ohren offen und kommen Sie gesund durch die Zeit!

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Eigene Meinung
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