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Immunsystem beim Baby: So kann man es stärken


Baby
Wie sich ein starkes Immunsystem entwickelt

t-online, Simone Blaß

22.04.2013Lesedauer: 3 Min.
Zu viel Hygiene schadet dem Immunsystem der Kinder.Vergrößern des Bildes
Zu viel Hygiene schadet dem Immunsystem der Kinder. (Quelle: Thinkstock by Getty-Images-bilder)

Das Bedürfnis seinen Säugling zu schützen, ist natürlich und richtig. Doch manche Eltern übertreiben diesen Schutz. Sie sorgen für extreme Hygiene im Umfeld des Babys, desinfizieren den Kinderwagen, lassen kaum jemand an das Kind heran, schon gar kein Tier und flüchten vor jeder Schnupfennase. Doch das kann dazu führen, dass das Immunsystem des Babys sich langweilt und beginnt, mit Kanonen auf Spatzen zu schießen.

Die körpereigene Abwehr muss sich erst einmal entwickeln. Kein Wunder also, dass Kinder in ihren ersten Lebensjahren häufiger krank sind. Das ist völlig normal. "Ein starkes Immunsystem kann sich nur bei entsprechendem Kontakt zu natürlichen Keimen und Umweltfaktoren entwickeln. Dem sollte man die Kinder nicht durch Isolation entziehen", erklärt Jan-Holger Schiffmann vom Südklinikum Nürnberg. Er verweist damit auf die Eltern, die glauben, ihr Kind zu schützen, wenn sie es fern halten von anderen Kindern oder Menschenansammlungen. Das Gegenteil ist nämlich der Fall. Studien belegen, dass in Ostdeutschland Allergien seltener waren, weil die Kinder früher in der Krippe betreut wurden und sich gegenseitig ansteckten.

Ähnlich ist es bei Kindern, die mit Geschwistern aufwachsen: "Wenn man davon ausgeht, dass das Immunsystem von Säuglingen, die in einer Großfamilie aufwachsen, in höherem Ausmaß mit natürlichen Keimen konfrontiert ist und damit auch besser trainiert wird, könnte man daraus positive Rückschlüsse im Hinblick auf die Ausreifung des Immunsystems ziehen", so der Chefarzt der Kinder- und Jugendklinik gegenüber der Elternredaktion von t-online.de.

Bei ansteckenden Krankheiten Vorsichtsmaßnahmen einhalten

Aber natürlich muss man auch bedenken, dass manche Krankheiten, die für uns einfach nur unangenehm sind, einem Baby schnell gefährlich werden können. Das Paradebeispiel ist die Magen-Darm-Grippe, da der Flüssigkeitsverlust gravierende Auswirkungen haben kann. In einem solchen Fall ist es also sicher ratsam, ein paar Vorsichts- und Hygienemaßnahmen extra einzuhalten: "Hierzu gehören insbesondere das gründliche Händewaschen, aber auch die Vermeidung von engen Körperkontakten mit dem Erkrankten." Trotzdem muss das betroffene Familienmitglied jetzt nicht gleich ausquartiert werden, nur weil man ein Baby zuhause hat.

Dreck macht Speck

Besondere Hygiene im Krankheitsfall ist aber nicht zu verwechseln mit den heutzutage teilweise übertriebenen Hygienemaßnahmen in manchen Familien. Denn auch sie können die wichtigen Schritte bei der Entwicklung der körpereigenen Abwehrkräfte hemmen. "Das ist natürlich kein Freifahrtschein, aber ein bisschen Dreck hat sicher noch keinem geschadet", meint der Kinder- und Jugendarzt Gerd Schauerte vom Asthmazentrum des Christlichen Jugenddorfes Berchtesgaden. Denn muss sich das Immunsystem nicht mit Umweltkeimen auseinandersetzen, dann hat es nichts zu tun und stürzt sich mit Begeisterung auf Allergene. Rund 15 Prozent aller Kinder und Jugendlichen in Deutschland kämpfen mit Allergien. Neurodermitis ist auf dem Vormarsch, allein die Zahl der Asthmapatienten hat sich seit dem Zweiten Weltkrieg inzwischen verzehnfacht.

Impfen stärkt das Immunsystem

Doch auch die Bedenken, die einige Eltern in Bezug aufs Impfen hegen, teilt der Allergologe nicht. Er ist der festen Überzeugung, dass das Impfen sogar von Vorteil ist für das Immunsystem. "Impfen schadet den Kindern nicht. Im Gegenteil: Impfungen stärken das Immunsystem, weil sich der Körper mit abgetöteten oder abgeschwächten Krankheitserregern auseinandersetzen muss. Das Immunsystem braucht für eine gute Entwicklung eine Beanspruchung, es muss gefördert und gefordert werden."

Schon ein Neugeborenes darf mit in den Stall

Man konnte feststellen, dass Kinder, die auf dem Bauernhof aufwachsen, ein deutlich besseres Immunsystem haben als andere. "Diese Kinder haben eindeutig weniger Allergien. Die Auseinandersetzung mit Bakterien, die zum Beispiel im Kuhstall vorkommen, scheint gut zu sein", erklärt Schauerte. Aber er fügt schmunzelnd hinzu: "Zwei Wochen Urlaub auf dem Bauernhof bringen in dieser Hinsicht allerdings wenig." Sind aber wahrscheinlich trotzdem besser als nichts. "Ob es sinnvoll ist, dass Mutter und Kind in den ersten Wochen nach der Geburt einen Tierstall aufsuchen, sollte jeder für sich entscheiden", so Schiffmann. "Im Hinblick auf die Entwicklung des Immunsystems spricht diesbezüglich nichts dagegen."

Lebensmittel-Mythen

Dass Stillen in den ersten vier Monaten einen guten Schutz gegen Allergien bietet, weiß man. Die Muttermilch hat einen entscheidenden Einfluss auf die Darmflora des Babys und ist die in Ordnung, hat es das Immunsystem einfacher. In einem allerdings haben sich die Experten jahrelang getäuscht: Es ist nicht notwendig, wahrscheinlich sogar eher nachteilig, wenn Mütter aus Angst vor Allergien während der Schwangerschaft und Stillzeit auf bestimmte Lebensmittel wie Nüsse oder Fisch verzichten. "Gerade Seefisch hat sich als sinnvoll herausgestellt, egal ob von der Mutter während der Stillzeit genossen oder später in Breien", so die Erfahrung des Allergologen. Babys, die die Beikost gerade erst entdecken, sind in der Regel sehr neugierig. Und diese natürliche Neugier auf Lebensmittel aller Art in kleinen Mengen bringt letztendlich ihr Immunsystem auf Trab.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
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