Schlafstörungen Nachtschreck: Wenn Kinder schreiend hochfahren
Für die Eltern ist es der reine Horror: Ihr Kind wacht einige Zeit nach dem Einschlafen schreiend auf, ist nassgeschwitzt und vollkommen panisch. Es reagiert nicht auf Tröstungsversuche, stößt die Eltern womöglich sogar angsterfüllt von sich und ist überhaupt nicht ansprechbar. Erst nach einigen Minuten, die den schockierten Eltern wie Stunden vorkommen, wird das Kind ruhiger und schläft wieder ein. Am nächsten Morgen kann es sich an nichts erinnern. So oder ähnlich läuft der Nachtschreck, der "Pavor Nocturnus" ab - und er hat nichts mit Alpträumen zu tun.
Eltern sind völlig verunsichert
"Ich war fix und fertig, und ich habe mir auch Vorwürfe gemacht, weil ich dachte, jemand hätte meinen Oskar in eine angstauslösende Situation gebracht, ihm etwas angetan", erzählt Sabine Weis. "Besonders schlimm fand ich, dass er auch vor mir Angst zu haben schien. Wenn ich ihn anfassen wollte, um ihn zu trösten, wurde sein Geschrei noch viel schlimmer." Die Mutter des dreijährigen Oskar wandte sich an die Kinderärztin und erfuhr dort, dass das Angsterschrecken oder der Nachtschreck bei Kleinkindern bis zum Schulalter nichts Ungewöhnliches ist.
Nachtschreck: nicht im Tiefschlaf und nicht wach
Grund für den Pavor nocturnus ist ein unvollständiges Aufwachen aus dem traumlosen Tiefschlaf-Stadium, was sich in einem Verwirrtheitszustand äußert. Er tritt typischerweise ein bis drei Stunden nach dem Einschlafen auf. Das Kind hat die Augen meist weit offen, ist aber nicht ansprechbar. Versuche, das Kind zu beruhigen, verstärken die ängstliche oder panische Reaktion in der Regel noch. Es lässt sich nicht aufwecken. Irgendwann ist der Spuk vorbei - nach rund fünf bis 15 Minuten beruhigt sich das Kind schlagartig und ist auf einmal zufrieden und müde. Es erinnert sich nicht, was mit ihm los war.
Am häufigsten tritt der Nachtschreck zwischen dem zweiten und fünften Lebensjahr auf, aber auch kleinere Kinder oder sogar Erwachsene können betroffen sein. Bei manchen Kindern kommt es nur ein einziges Mal zum Pavor nocturnus, andere haben ihn eine Zeit lang häufiger. In der Regel verschwinden die Nachtschreck-Attacken von alleine wieder, wenn die Reifung des Gehirns voranschreitet und das Kind nicht mehr zwischen Tiefschlaf und Wachsein "stecken bleiben" kann.
Was können Eltern beim Nachtschreck tun?
Das panische Kind trösten oder aufwecken zu wollen, ist ein natürlicher Impuls. Aber meist bewirkt man damit eine Verschlimmerung des Zustands. Es ist oft nur schwer auszuhalten, aber das ruhige Abwarten ist die beste Maßnahme. Eltern sollten auf jeden Fall in der Nähe bleiben, damit das Kind sich nicht verletzen kann. Sie können testen, ob ein Ortswechsel (zum Beispiel an die frische Luft) dem Kind hilft, schneller aufzuwachen.
Im Vorfeld können Sie für ein ruhiges Einschlaf-Ritual sorgen, denn aufgedrehte und auch übermüdete Kinder sind anfälliger für das Angsterschrecken.
Wenn es kein Nachtschreck ist, was ist es dann?
Ganz ähnliche Symptome kann eine schlafgebundene Epilepsie zeigen. Daher sollten Eltern, wenn ihr Kind über längere Zeit unter dem nächtlichen Hochschrecken leidet, abklären lassen, ob es sich um den zwar dramatisch wirkenden, aber doch harmlosen Nachtschreck handelt oder ob eine ernsthafte körperliche Störung vorliegt.
Alpträume wiederum treten, anders als der Nachtschreck, meist in der zweiten Nachthälfte auf, und die Kinder können sich an die Traumbilder zumindest teilweise erinnern. Beim Erwachen bleiben sie meist noch ängstlich. Beim Pavor nocturnus kommt die Angst aus dem traumlosen Tiefschlaf, und die Kinder haben keinerlei Erinnerung an das Ereignis. Wenn sie erwachen, ist die Angst wie weggeblasen.
Das Wissen hilft, die Situation auszuhalten
Bei Sabine Weis' Sohn Oskar hörten die Nachtschrecke nach einigen Monaten von alleine auf. "Wir haben das abendliche Fernsehen während dieser Zeit auch abgeschafft, denn Oskar hatte ohne Gute-Nacht-Film spürbar ruhigere Nächte", erzählt seine Mutter. "Ich bin wirklich froh, dass die Kinderärztin gleich wusste, was mit Oskar los ist. Ohne ihre Aufklärung hätten wir uns große Sorgen gemacht."
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.