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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Von Kompressen bis Honig Was bringen Hausmittel bei einer Bindehautentzündung?
Eine Bindehautentzündung kann äußerst störend sein: Der Gedanke, mit Hausmitteln schnelle Abhilfe zu leisten und den Arztbesuch zu umgehen, liegt nahe. Eine gute Idee ist das allerdings nicht. Wir erklären, warum.
Bei einer Bindehautentzündung (Konjunktivitis) ist die Schleimhaut entzündet, die den Augapfel und die Innenseiten der Lider vor äußeren Einflüssen schützt. Oft stecken Krankheitserreger hinter der Entzündung. Aber auch Zugluft, eine Allergie oder andere Reize können eine Konjunktivitis auslösen. Je nach Ursache ist das betroffene Auge gerötet, tränt, brennt, juckt oder eitert.
Manche Betroffene versuchen, eine Bindehautentzündung mit Hausmitteln loszuwerden – zum Beispiel mit homöopathischen Augentropfen, Quarkauflagen oder Heilpflanzen. Aus wissenschaftlicher Sicht sollten Sie von diesen Maßnahmen ohne ärztlichen Rat jedoch lieber die Finger lassen.
Wichtiger Hinweis
Eine (vermeintliche) Bindehautentzündung sollte grundsätzlich von einer Ärztin oder einem Arzt begutachtet werden.
Bindehautentzündung: Welche Hausmittel sollen helfen?
Wer im Internet nach Hausmitteln gegen Bindehautentzündung sucht, stößt auf eine breite Palette verschiedener, angeblich hilfreicher Maßnahmen. Schenkt man den Informationen Glauben, helfen zum Beispiel:
- Quark, der in ein feuchtes Tuch geschlagen wird, welches auf das geschlossene Auge gelegt wird
- homöopathische Augentropfen
- Kompressen mit Heilpflanzen wie Augentrost, Ringelblüte, Kamille oder schwarzem Tee, etwa als Teebeutel, die auf das Auge gelegt werden
- Augenspülungen, etwa mit Kamillentee oder Kochsalz
- Honig, der in warmem Wasser geschmolzen und anschließend ins Auge geträufelt wird
- verdünnter Apfelessig, der auf das geschlossene Auge aufgetragen wird
Aber Achtung: Was wirklich helfen kann oder vielleicht sogar schadet, ist insgesamt nicht gut untersucht. Manche Mittel können die Beschwerden bei einer Bindehautentzündung möglicherweise lindern. Andere Hausmittel sind unter Umständen sogar schädlich. Nicht zuletzt hängt es auch von der Ursache der Entzündung ab, ob ein Hausmittel überhaupt von Nutzen sein kann.
Bei allen nicht-sterilen Substanzen, die Sie in oder um das Auge anwenden, besteht zudem grundsätzlich die Gefahr, dass sich Krankheitserreger ansiedeln – und die Beschwerden verschlimmern.
Daher gilt: Versuchen Sie niemals, eine Bindehautentzündung eigenmächtig und allein mit Hausmitteln zu behandeln!
Keine Kamille am Auge
Kamille wird zwar eine entzündungshemmende Wirkung zugeschrieben. Allerdings sollten Sie sie keinesfalls als Hausmittel am oder um das Auge anwenden – weder als Kompresse mit Teebeuteln noch in Form von Kamillentee, der ins Auge geträufelt wird. Kamille kann die Augen weiter reizen und zudem allergische Reaktionen verursachen.
Bindehautentzündung: Darum ist ein Arztbesuch wichtig
In vielen Fällen klingt eine Bindehautentzündung von selbst wieder ab – unabhängig von Hausmitteln oder anderen Maßnahmen. Dennoch ist ein Arztbesuch bei Beschwerden am Auge dringend zu empfehlen.
Zum einen kann eine Bindehautentzündung je nach Ursache eine medizinische Behandlung erforderlich machen. Stecken Bakterien hinter der Konjunktivitis, können zum Beispiel antibiotikahaltige Augentropfen helfen.
Zum anderen kann eine Bindehautentzündung zu verschiedenen Komplikationen führen. Diese treten zwar selten auf, können jedoch schwerwiegend sein, etwa, wenn die Entzündung auf die Hornhaut übergreift. Eine Ärztin oder ein Arzt kann drohende Komplikationen rechtzeitig erkennen oder ihnen vorbeugen.
- Konjunktivitis: So ansteckend ist eine Bindehautentzündung
Nicht zuletzt kann sich ein Mensch ohne Fachkenntnisse nicht sicher sein, ob es sich bei den Beschwerden tatsächlich um eine Bindehautentzündung handelt. Andere, möglicherweise ernste Augenerkrankungen können mit ähnlichen Symptomen einhergehen. Wer dann versucht, die Beschwerden der vermeintlichen Bindehautentzündung mit Hausmitteln zu bekämpfen,
- verliert wertvolle Zeit, in der die eigentliche Ursache behandelt werden müsste, und
- riskiert, dass die eigentliche Erkrankung weiter voranschreitet.
Wichtiger Hinweis
Bei starken oder anhaltenden Beschwerden sollten Sie in jedem Fall zügig eine Ärztin oder einen Arzt aufsuchen. Das gilt vor allem bei einer Verschlechterung der Sehleistung, Übelkeit, starke Kopfschmerzen und/oder Lichtempfindlichkeit.
Eine erste Anlaufstelle kann die haus- oder kinderärztliche Praxis sein. Oder Sie suchen direkt eine Augenärztin oder einen Augenarzt auf.
Achtung auch bei frei verkäuflichen Mitteln aus der Apotheke
Nicht nur bei "klassischen" Hausmitteln, sondern auch bei freiv erkäuflichen Mitteln aus der Apotheke oder Drogerie ist Vorsicht geboten, wenn sie ohne ärztlichen Rat angewendet werden. Sie können die Beschwerden möglicherweise verschlimmern. Oder sie lindern die Symptome und "verschleiern" so eine ernste, unentdeckte Augenerkrankung.
Freiverkäufliche Präparate sollten bei Anzeichen einer Bindehautentzündung daher ebenfalls nicht ohne ärztliche Rücksprache verwendet werden. Natürlich gilt das auch für rezeptpflichtige Medikamente, die vielleicht noch zu Hause lagern und/oder einem anderen Familienmitglied gehören.
Bindehautentzündung? Was Sie selbst tun können
Wenn feststeht, dass es sich um eine Bindehautentzündung handelt, können Sie jenseits von Hausmitteln einiges tun, um die Beschwerden in den Griff zu bekommen.
Handelt es sich um eine durch Krankheitserreger ausgelöste Bindehautentzündung, ist die Konjunktivitis ansteckend. Andere Personen können sich also ebenfalls mit den Erregern infizieren. Das bedeutet aber auch: Ist bislang nur ein Auge betroffen, besteht die Gefahr, dass die Entzündung auch auf das andere Auge übergreift.
Das Ansteckungsrisiko können Sie minimieren, indem Sie auf gründliche Hygiene achten. Versuchen Sie, das Auge nicht zu berühren. Nach dem Kontakt mit dem Auge sollten Sie sich die Hände waschen. Taschentücher oder ähnliche Hilfsmittel, mit denen Sie das Auge berührt haben, sollten Sie entsorgen. Damit sich andere Menschen nicht anstecken, sollten Handtücher, Waschlappen, Lesebrille oder Ähnliches nicht geteilt werden.
Auch können Sie auf freiverkäufliche Mittel aus der Apotheke zurückgreifen, um Beschwerden wie Juckreiz oder Brennen zu lindern – allerdings sollten Sie dies nur nach ärztlicher Absprache tun.
Zudem gilt: Verzichten Sie während der Krankheitsphase auf Kontaktlinsen und gönnen Sie Ihrem Auge Erholung. Sind Erreger für die Entzündung verantwortlich, sollten Sie Linsen und Linsenbehälter gründlich reinigen.
Fazit
Inwiefern Hausmittel tatsächlich bei einer Bindehautentzündung helfen, ist nicht gut untersucht und hängt zudem von der Ursache der Konjunktivitis ab.
Wenn Sie Hausmittel anwenden möchten, dann sollten Sie dies keinesfalls eigenmächtig tun, sondern in Absprache mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- Augeninfektionen. Online-Informationen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: www.infektionsschutz.de (Abrufdatum: 16.7.2021)
- Augeninfektionen. Online-Informationen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: www.infektionsschutz.de (Abrufdatum: 16.7.2021)
- Bindehautentzündung. Online-Informationen des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG): www.gesundheitsinformation.de (Stand: 31.10.2018)
- Burk, A., Burk, R.: Checkliste Augenheilkunde. Thieme, Stuttgart 2018
- Stiftung Warentest: Medikamente im Test. Stiftung Warentest (2017)
- Berufsverband der Augenärzte Deutschlands e. V.: Bindehautentzündung (Konjunktivitis). Online-Publikation: http://cms.augeninfo.de (Stand: 2008)