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Haut: Was hinter der Weißfleckenkrankheit steckt


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Haut
Was hinter der Weißfleckenkrankheit steckt

dpa-tmn/ ag

10.04.2013Lesedauer: 4 Min.
Hinter der Weißfleckenkrankheit Vitiligo verbirgt sich eine unheilbare Autoimmunkrankheit.Vergrößern des Bildes
Hinter der Weißfleckenkrankheit Vitiligo verbirgt sich eine unheilbare Autoimmunkrankheit. (Quelle: dpa)

Oft sind es Menschen im Erwachsenenalter, die weiße Flecken auf ihrer Haut beobachten. Häufig bilden sich kleinere oder größere Bereiche, die im Kontrast zur dunkleren Haut stehen. Viele wissen nicht, was dahinter steckt. Die so genannte Weißfleckenkrankheit, auch Vitiligo genannt, ist eine der häufigsten Störungen des Pigmentsystems. Zwei Prozent der Bevölkerung sind betroffen.

Vitiligo ist sehr belastend für Betroffene

Wer die Weißfleckkrankheit nicht kennt, schreckt vor den Erkrankten zurück. Viele wissen den Grund für die auffälligen Flecken auf der Haut nicht und fürchten eine Ansteckung. Doch Vitiligo, wie Fachleute die Autoimmunerkrankung nennen, ist nicht ansteckend. Sie tut auch nicht weh. Was die Betroffenen am meisten belastet, sind die Blicke und Vorurteile ihrer Mitmenschen. Vitiligo ist zwar behandelbar, aber nicht heilbar - die Betroffenen müssen damit leben.

Helle Stellen nach kleiner Verletzung

Bei Bernd Hampel waren es 1986 kleine helle Stellen nahe den Fingernagelbetten. Sie blieben nach kleinen Verletzungen in diesem Bereich zurück. "Das wird mit dem nächsten Sonnenbad schon wieder", dachte er damals noch und machte sich nicht weiter Gedanken darüber. Doch der nächste Sonnenbrand kam, und die Flecken blieben weiß. Außerdem wurden sie zahlreicher: An Händen und Armen waren nach kleinen Verletzungen immer mehr weiße Flecken zu sehen. Sie schmerzten nicht, sie sahen nur komisch aus. Die Hautärzte, zu denen Hampel ging, konnten mit den Symptomen nichts anfangen.

Gesicht, Hände oder Füße sind betroffen

Bei anderen Betroffenen tritt Vitiligo auch ohne vorhergehende Hautverletzungen auf. Der Krankheitsverlauf ist bei jedem Patienten anders. Am häufigsten beginnt Vitiligo im Gesicht, an Händen oder Füßen. Andere Symptome gibt es neben den weißen Flecken nicht, dafür viele Begleiterkrankungen. Am häufigsten sind Probleme mit der Schilddrüse oder andere Autoimmunerkrankungen. Auch Diabetes, Rheuma oder die Hautkrankheit Psoriasis können auftreten.

Auslöser ist oft psychische Belastung

Der erste Auslöser für die weißen Flecken ist häufig eine starke psychische Belastung. Immer, wenn Hampel Stress auf der Arbeit oder in der Familie hatte, kamen neue Flecken dazu. 2005, nach dem größten Schub, sei mehr als die Hälfte seines Körpers betroffen gewesen, erzählt der Organisator einer Selbsthilfegruppe in Leipzig. Die Ursache von Vitiligo liegt jedoch meistens in den Genen. "Da ist eine Mutation, die zum Beispiel durch Umweltbelastungen ausgelöst wurde", erklärt Anke Hartmann von der Hautklinik am Uniklinikum Erlangen. Hampel nimmt an, dass Tschernobyl für seine Krankheit mitverantwortlich ist. Das seien nur Mutmaßungen, sagt Hartmann, möglich sei es aber. Außerdem wird die Neigung zu Autoimmunerkrankungen, und damit auch zu Vitiligo, vererbt. Etwa ein Drittel der Betroffenen hat auch erkrankte Familienmitglieder.

Frühe Behandlung ist wichtig

Erst als Hampel in den 90er Jahren Zugang zum Internet bekam und über die seltsamen Flecken auf seiner Haut recherchieren konnte, erfuhr er von der Krankheit. Dass er auch Schilddrüsenprobleme hatte, passte dazu. Endlich konnte er sich behandeln lassen. Bis dahin waren die Flecken schon weit fortgeschritten, er trug die Krankheit mehr als zehn Jahre mit sich herum. Besser ist es, wenn sich Betroffene direkt nach den ersten Symptomen beim Arzt melden. "Je eher, desto besser", sagt der Dermatologe Raphael Shimshoni, Chefarzt im Fachkrankenhaus Schloss Friedensburg in Leutenberg (Thüringen). Denn so kann die Ausbreitung der weißen Flecken möglichst bald gestoppt werden. Hartmann hat allerdings die Erfahrung gemacht, dass Patienten, die Vitiligo schon seit zehn Jahren hatten, besser auf die Behandlung ansprachen.

Beginn häufig schon im Kindesalter

Häufig beginnt Vitiligo schon im Kindesalter, bei der Hälfte der Betroffenen vor dem 20. Lebensjahr. Die meisten Patienten, die zum ersten Mal zu ihr kommen, sind allerdings schon zwischen 30 und 40 Jahren alt, schätzt Hartmann. Weltweit ist etwa ein Prozent der Bevölkerung von der Weißfleckenkrankheit betroffen. Damit ist Vitiligo eine der häufigsten Pigmentstörungen. Von den Krankenkassen wird sie nur als kosmetisches Problem gesehen, auch wenn die Betroffenen vor allem psychisch stark darunter leiden. Das macht die Behandlung oft schwierig und teuer, denn viele Behandlungsmethoden übernimmt die Kasse nicht.

Bestrahlungen können helfen

Nach Hartmanns Erfahrung hilft die punktuelle Bestrahlung der betroffenen Stellen mit schmalbandigem UV-Licht am besten. Die Bestrahlung führt bei Erfolg zur Repigmentierung der weißen Hautstellen. Die Krankenkasse zahlt allerdings nicht für die punktuelle, sondern nur für die Ganzkörperbestrahlung. Dabei wird auch die gesunde Haut bestrahlt, die dadurch ebenso wie die weißen Flecken erst einmal dunkler wird. Helfen können auch Kortison oder spezielle Salben. Shimshoni setzt außerdem auf alternative Heilmethoden wie Homöopathie und Akupunktur. Doch nicht alle Menschen sprechen auf solche Behandlungsmöglichkeiten an. Um trotzdem nicht aufzufallen, helfen sich viele mit Selbstbräunern oder Make-up.

Lästige Blicke der anderen

Denn am schlimmsten sind die Blicke der anderen. Sie verfolgen die Patienten, stellen stumme Fragen, wenden sich ab. Betroffene gehen deswegen oft nicht mehr baden, tragen auch im Sommer lange Kleidung, treiben keinen Sport, bei dem andere die Flecken sehen könnten. Hampel sagt, inzwischen habe er sich mit der Krankheit abgefunden. "Ich habe meinen seelischen Frieden mit Vitiligo gemacht", betont der 59-Jährige. Das rät er auch anderen Betroffenen: Sie sollten sich auf keinen Fall in die Krankheit hineinsteigern. Das führt nur zu Stress - und damit zu immer neuen Flecken.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
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