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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Neues Gesetz im März beschlossen Darum gibt es Cannabis bald in deutschen Apotheken
Cannabis ist die gängigste illegale Droge. Nun soll das Gesetz zu Cannabis auf Rezept noch im März 2017 in Kraft treten. Zehntausendfach sollen Cannabispflanzen dann künftig zu medizinischen Zwecken in Deutschland angebaut werden. Wir klären zudem einen Mythos zum Thema Cannabis.
Cannabis als Medizin – was ändert sich durch das neue Gesetz?
Etwa 1000 Patienten haben aktuell eine Sondergenehmigung des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM), um Cannabis aus medizinischen Zwecken zu konsumieren. Die Patienten müssen das Cannabis in der Regel selbst bezahlen.
Neu ab März 2017: Die Therapien mit Cannabis sollen auf Fälle begrenzt werden, für die Standardbehandlungen nicht zur Verfügung stehen. In dem Fall übernehmen die Gesetzlichen Krankenkassen die Kosten. Der Patient trägt die übliche Zuzahlung von höchstens zehn Euro pro Arzneimittel.
"Ich rechne mit einer gewissen Ausweitung der entsprechenden Therapien, doch in welchem Ausmaß ist offen", sagt der Chef der Sucht-Arbeitsgruppe der Bundesärztekammer, Josef Mischo. Bei chronischen Schmerzen dürften viele Ärzte nun testen, ob es den Patienten mit Cannabis besser geht, meint Mischo.
Cannabis kann helfen bei:
- Multipler Sklerose
- Appetitlosigkeit wegen AIDS, Krebs oder Alzheimer
- Übelkeit infolge von Chemotherapien
- Tourettesyndrom ( Nervenkrankheit)
Noch im März 2017 soll das Gesetz in Kraft treten
Bundestag und Bundesrat haben das Gesetz zu Cannabis auf Rezept von Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) bereits beschlossen.
Diese Schritte, vom Beschluss bis zum Verkauf, folgen nun:
- Im Bundespräsidialamt wird das Gesetz noch geprüft und anschließend dem Bundespräsidenten zur Ausfertigung vorgelegt.
- Die Cannabisagentur wird dann laut BfArM ein EU-weites Ausschreibungsverfahren starten und Aufträge zum Anbau in Deutschland erteilen.
- Die Agentur, die zum BfArM gehört, nimmt das Cannabis nach der Ernte wieder in Besitz.
- Die Abgabe an Patienten läuft dann über Apotheken.
- Bis der Anbau aber in Deutschland stattfindet, soll medizinisches Cannabis weiterhin aus den Niederlanden und Kanada importiert werden. "Erste Ernten in Deutschland sind für 2019 vorgesehen", sagte BfArM-Präsident Karl Broich.
Warum ist der Umgang mit Cannabis allgemein umstritten?
Es ist die am weitesten verbreitete illegale Droge in Deutschland und wird vor allem in Form von Haschisch oder Marihuana konsumiert. Dauerhafter Konsum kann zu psychischer Abhängigkeit führen. Mehr als 40 Prozent der 25- bis 29-Jährigen haben es schon einmal konsumiert. Allerdings sind Besitz, Anbau und Handel von und mit Cannabis verboten.
Für “Gelegenheitskiffer“ gibt es die gesetzliche Grenze der "geringen Menge" (zehn Gramm) zum Eigenverbrauch. Eine von den Linken, Grünen und der FDP favorisierte Legalisierung des Rauschmittels ("Gebt das Hanf frei") lehnt die Bundesregierung weiter ab.
Cannabis hilft gegen Krebserkrankungen – was ist dran am Mythos?
Wer im Internet Informationen zur Cannabispflanze sucht, findet vor allem eines: Versprechen. Das Größte davon besagt, dass Cannabis Krebs heilen könne. Das behauptet der Kanadier Rick Simpson. Auf unzähligen Kanälen predigt der Rentner von der heilenden Wirkung eines durch Cannabis gewonnenen Öls. Ihn selbst habe es von Hautkrebs befreit, lässt Simpson die Welt wissen.
"Rick Simpson ist kein Arzt, was er macht ist fahrlässig", sagt der Mediziner und Vorsitzende einer internationalen Arbeitsgemeinschaft für Cannabis als Medizin, Franjo Grotenhermen. Er ist sich sicher: "Cannabis ist kein Wundermittel, es ist eine Möglichkeit." Zuverlässige wissenschaftliche Belege für die von Rick Simpson angepriesene krebsheilende Wirkung der Pflanze gebe es nicht, sagt der Arzt.
"Es gibt Hinweise, dass einige Wirkstoffe von Cannabis wie Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol (CBD) krebshemmend sind. Sie können das Ergebnis von Standardtherapien verbessern – bei Mäusen und Ratten."
Dass es beim Menschen auch so sei, könne man nur hoffen. Denn das tatsächliche Wissen über die Wirkung der sogenannten Cannabinoide bei Tumorerkrankungen beschränkt sich bisher fast nur auf Zellstudien und Tierversuche.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.