Was Sie über Sonnenbäder wissen sollten In der Röhre: Hilft ein Solarium-Besuch gegen den Winterblues?
Stimmungstief im November. Kann da ein Besuch im Solarium Abhilfe schaffen? Warum das ein Trugschluss ist.
Sonne tut der Seele gut. Diesem Satz dürften die meisten Menschen zustimmen. Gerade in den Wintermonaten liegt da der Gedanke nahe, sich fehlende Helligkeit und Wärme im Solarium abzuholen. Doch Vorsicht: Ebenso wie die echte Sonne birgt das künstliche Sonnenbad gesundheitliche Risiken.
Aber hat es nicht auch positive Effekte? So steht die These im Raum, dass das Solarium nicht nur die Haut bräunt, sondern auch winterliche Trübsal aufzuhellen vermag – nur: Stimmt das? Wir bringen Licht ins Dunkel und beantworten weitere wichtige Fragen.
Was passiert beim Bräunen in der Haut?
"Grundsätzlich passiert dasselbe wie in dem Moment, in dem Sie im Sommer rausgehen und sich ohne Kleidung in die Sonne legen", sagt Prof. Eckhard Breitbart, Dermatologe und Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Dermatologische Prävention (ADP).
Anders als viele Menschen annehmen, ist das künstliche Sonnenbad keinesfalls harmloser als das unter freiem Himmel. In beiden Fällen trifft ein Mix aus UV-A- und UV-B-Strahlung auf die Haut. Sie dringt mit ihren unterschiedlichen Wellenlängen in die Haut ein und sorgt in den Zellen für Schäden.
"Das geht ganz schnell. In acht Sekunden entstehen mehrere hunderttausend Schäden", sagt Breitbart. "Wir fühlen das allerdings erst, wenn wir einen Sonnenbrand bekommen."
Zwar ist der Körper mit seinen Abwehrmechanismen geübt darin, die Schäden an der DNA zu beheben. Je mehr Reparaturen anstehen, desto größer ist allerdings die Wahrscheinlichkeit, dass dem körpereigenen Pannendienst etwas durch die Lappen geht. Dann passiert es mitunter, dass sich Zellen mit beschädigtem Erbgut unkontrolliert teilen. Der Startpunkt für Hautkrebs.
Und wie entsteht die Bräune?
"Bildlich gesprochen ist Bräune eine panische Abwehrreaktion des Körpers", sagt Uwe Schwichtenberg, Dermatologe und Vorstandsmitglied des Bundesverbandes Deutscher Dermatologen (BVDD).
Durch die UV-Strahlung beginnen die Pigmentzellen den Stoff Melanin zu produzieren, der als Bräune sichtbar wird. Entscheidend dabei: Der Körper tut das, um die Erbsubstanz in den Zellen vor weiteren Schäden zu schützen. "Eine gesunde Bräune ist wie trockenes Wasser – es kann sie nicht geben", sagt Schwichtenberg.
Ein Teint, der nach Sommer aussieht, hat auch mit Blick auf das Immunsystem seinen Preis, so Eckhard Breitbart: "Die Haut ist ein sogenanntes immunkompetentes Organ. Das heißt: Jede Zelle fängt Schmutz, Viren und Strahlen ab, damit wir gut leben können." Wer regelmäßig ins Solarium geht, verringert diese Immunantwort. Das kann laut dem Mediziner so weit gehen, dass die Ergebnisse von Allergietests auf der Haut verfälscht werden.
Hebt der Besuch im Solarium die Stimmung?
Die Hoffnung hatte zumindest der Ingenieur Friedrich Wolff, als er 1975 die erste Sonnenbank erfand. "Die ursprüngliche Funktion von Solarien war eine therapeutische", sagt Breitbart. "Wolff wollte gestressten Menschen mittags ein paar Minuten des Wohlfühlens verschaffen." Die Bräune kam erst später ins Spiel.
Allerdings hat die Annahme, dass sich der Winterblues von der Kunstsonne vertreiben lässt, einen Haken: "Was im Winter auf das Gemüt schlägt, ist nicht die fehlende UV-Strahlung, sondern die fehlende Belichtung", sagt Uwe Schwichtenberg.
Licht wird über die lichtempfindlichen Zellen in der Netzhaut des Auges aufgenommen und wirkt auf diesem Weg auf das Hormonsystem und das Wohlbefinden ein. Weil das künstliche Sonnenbad mit Schutzbrille auf der Nase stattfindet, kann dieser Effekt nicht zum Zuge kommen. Eine Tageslichtlampe oder eine Mittagsrunde an der frischen Luft wären hier also die besseren Optionen.
Und was ist mit Vitamin D?
Sonnenlicht ist ein wichtiger Baustein, den der Körper benötigt, um Vitamin D herstellen zu können. Genauer gesagt, braucht er die darin enthaltene UV-B-Strahlung.
Das Solarium ist wegen der gesundheitlichen Risiken dennoch kein ratsamer Weg, um dem Körper bei der Vitamin-D-Herstellung unter die Arme zu greifen. "Es gibt kostengünstigere und risikoärmere Wege, um einem Vitamin-D-Mangel zu begegnen – etwa in Tablettenform", sagt Uwe Schwichtenberg. Wichtig zu wissen: Spezielle Nahrungsergänzungsmittel mit Vitamin D sollte man nur nach ärztlicher Rücksprache einnehmen.
Für gesunde Menschen reichen selbst im Winter mitunter schon 10 bis 20 Minuten im Tageslicht, um dem Vitamin-D-Spiegel Gutes zu tun.
Wie risikoreich ist das Sonnenstudio nun wirklich?
Wer vor seinem 35. Lebensjahr regelmäßig das Solarium besucht, verdoppelt das Risiko, an schwarzem Hautkrebs zu erkranken. Das ist durch Studien gut belegt.
Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat künstliche UV-Strahlung mittlerweile als eindeutig krebserregend eingestuft. "Damit steht sie auf derselben Ebene wie Asbest oder Röntgenstrahlung", ordnet Eckhard Breitbart ein. Auch der Spruch "Einmal ist keinmal" gilt im Solarium nicht: "Jedes Quant UV-Strahlung kommt aufs Konto und erhöht das statistische Risiko für Hautkrebs", sagt Uwe Schwichtenberg.
Am Ende bleibe es eine individuelle Abwägung, welchen gesundheitlichen Preis man für sein Aussehen zahlen wolle, sagt der Hautarzt. "Risikofreiheit gibt es nicht. Schon, dass Solariumsbesuche für Minderjährige verboten sind, zeigt, in was für einem Feld man sich bewegt."
Was ist, wenn man nicht aufs Solarium verzichten mag?
Dann sollte man darauf achten, dass der Betreiber des Solariums grundlegende Maßnahmen des Gesundheitsschutzes einhält. Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) stellt online eine Checkliste bereit, mit deren Hilfe sich das überprüfen lässt.
Erkundigt sich das Personal zum Beispiel nicht nach Medikamenteneinnahme oder Hautkrebserkrankungen in der Familie, sollte das ein Warnzeichen sein. Wichtig ist außerdem, vorab einen Dosierungsplan erstellen zu lassen, der zum Hauttyp passt.
Von Selbstbedienungsstudios ohne Personal rät das BfS ab. Übrigens: Pro Jahr sollten es generell höchstens 50 Sonnenbäder sein – unter freiem Himmel und auf der Sonnenbank zusammengezählt.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- Nachrichtenagentur dpa