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Nackt oder nicht?: Etikette und Hygiene in der Sauna


Nackt oder nicht?
Etikette und Hygiene in der Sauna

Von dpa
23.12.2020Lesedauer: 3 Min.
Kein Schweiß aufs Holz und keine Badehose in der Kabine - in deutschen Saunen sind Handtücher in der Regel das Textil der Wahl.Vergrößern des Bildes
Kein Schweiß aufs Holz und keine Badehose in der Kabine - in deutschen Saunen sind Handtücher in der Regel das Textil der Wahl. (Quelle: Christin Klose/dpa-tmn./dpa)
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Bielefeld (dpa/tmn) - In Deutschland gilt in der Sauna meist eine klare Regel: Handtuch ja, Badehose nein. Das sorgt in den Heißkabinen der Republik jedoch immer wieder für Diskussionen - denn nicht alle wollen sich ganz nackt oder nur mit einem Tuch verhüllt aufs Holz setzen.

Hygienisch ist für Rolf-Andreas Pieper die Sache klar: "Saunabaden mit Textilien ist unhygienisch, denn in der Badebekleidung befinden sich Fäkalkeime." Als Geschäftsführer des Deutschen Sauna-Bundes kennt er sich mit den Gepflogenheiten und No-Gos aus. Er weiß aber auch, dass die Sitten je nach Land unterschiedlich und Badetextilien längst nicht überall so verpönt sind wie hier.

Badehosen und Bikinis in der Sauna können aus Sicht von Pieper schlechte Gewohnheiten fördern: Schlimmstenfalls gehen ihre Träger, ohne sich vorher gründlich zu reinigen, in die Saunakabine und setzen sich ohne Handtuch aufs Holz. "Das habe ich in Dänemark beobachtet", erzählt er. Dort befänden sich die Kabinen oft direkt neben dem Schwimmbecken. "Die Schwimmbadbesucher nutzen dort die Sauna, um sich zwischendurch aufzuwärmen." Dafür ist sie natürlich nicht gedacht.

Raus aus der Sauna, rein ins Tauchbecken

Zwar bestehe in den Saunakabinen ein hohes Maß an thermischer Desinfektion: Je heißer die Temperatur und je höher gelegen die Bank in der Kabine, desto weniger Keime und Bakterien überleben, erläutert der Experte. Das Hineintragen von Fäkalkeimen durch Badetextilien ist aus Sicht von Pieper dennoch schlicht "unappetitlich".

Ein richtiges Problem wird in dem Fall der anschließende Gang ins Tauchbecken. Zwar duschen sich auch Gäste in Badebekleidung nach der Sauna ab. Das allein reicht aber nicht - es bleiben trotzdem Keime in der Hose zurück. Die geraten mit dem Tauchgang ins Wasser. Die Lösung: Zumindest nach dem Saunagang Badehose ausziehen, gründlich reinigen und dann wieder anziehen. Und erst danach im Tauchbecken abkühlen. "Nur macht das vermutlich keiner", sagt Pieper.

Andere Länder, andere Saunasitten

Hygiene ist das eine, Schamgefühl ist das andere. In Deutschland, Österreich, Belgien, Polen, den Niederlanden und Teilen der Schweiz setzen sich Frauen und Männer oft nackt in gemischte Saunen.

Neben dänischen gehen auch französische, britische und norwegische Saunabesucher dagegen meist mit Badesachen in eine gemischte Sauna. Die Saunakultur sei in den Nationen auch nicht besonders ausgeprägt, sagt Pieper. Es gibt dort nur wenige öffentliche Saunaanlagen.

In Schweden ist es zwar üblich, die öffentliche Sauna nackt zu nutzen, aber stets getrennt nach Geschlechtern. In Finnland befinden sich die öffentlichen Saunen überwiegend in Hallenbädern und haben einen getrennten Damen- und Herrenbereich. Falls es an einem See oder in einem Hotel tatsächlich mal nur eine Sauna gibt, wechseln sich Frauen und Männer entweder stunden- oder tageweise ab oder ziehen Badeklamotten an, erklärt Carita Harju, Geschäftsführerin von Sauna from Finland, der als Verband die finnischen Hersteller von Saunen und Saunazubehör vertritt.

Gemischt und nackt, das geht laut Harju ausschließlich in der häuslichen Sauna und auch nur innerhalb der Familie. Und selbst familienintern gehen generationenübergreifend verschiedene Geschlechter nicht unbedingt gemeinsam in die Sauna.

Als die 48-Jährige das erste Mal in Deutschland eine öffentliche gemischte Sauna besuchte, war sie zunächst schockiert: "Ich wusste das einfach nicht und war darauf nicht vorbereitet. Also bin ich im Badeanzug in die Sauna. Dann hat mir aber vor Ort jemand erklärt, dass die Sauna eine reine Nacktzone ist."

Die Ursache der deutschen Entspanntheit

Dass die Deutschen so grundentspannt mit ihrer Nacktheit sind, hat laut Sauna-Experte Pieper unter anderem vermutlich wirtschaftliche Gründe. In den 1970er Jahren hatten die Saunabetreiber die Wahl, für Männer und Frauen alles doppelt zu kaufen. Also zwei Saunakabinen, zwei Ruheräume, zwei Tauchbecken. Oder nur eine Sauna zu betreiben, in der tageweise die Geschlechter getrennt saunieren.

Die Investition in die doppelte Ausführung sei für viele zu teuer gewesen, das getrennte Saunieren aufgrund geringerer Auslastung wenig lukrativ, so Pieper. Aus dem Grund entwickelte sich die öffentliche textilfreie Gemeinschaftssauna in Deutschland wohl zum Standard.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
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