Rätselhafter Fall Zerstörten Energy Drinks die Zunge eines Mannes?
Energy Drinks seien Schuld, schreibt ein Australier auf Facebook und postet ein Foto seiner verätzt aussehenden Zuge. Kann das sein? Die Koffein- und zuckerhaltigen Getränke gelten schon länger als gesundheitsgefährend – besonders für Kinder und Jugendliche.
Umstritten sind Energy Drinks schon lange, doch diese Meldung schockiert: Ein australischer Lehrer postete auf Facebook ein Foto seiner Zunge. Auf der Oberfläche sind großflächige Verletzungen zu sehen, rote und rosafarbene Stellen schimmern, die Schleimhaut scheint wund und nässend.
"Ich habe jeden Tag sechs Energy Drinks getrunken", postet Dan Royals, der zurzeit in Asien arbeitet, und stellt die Frage: "Wenn diese Getränke so etwas mit deiner Zunge anstellen, was machen sie dann mit deinen Organen?"
Verantwortlich für die verätzte Zunge
Mit mangelnder Hygiene hätten die Verletzungen nichts zu tun, so Royals, er würde sich täglich zwei Mal die Zähne putzen. Er sei zum Arzt gegangen – und der habe gesagt, die Kombination von Kohlensäure mit Vitamin B könnte verantwortlich sein für die verätzte Zunge. Tatsächlich seien in seinen Drinks hohe Mengen der Vitamine B3, B6 und B12 gewesen, schreibt Royals.
"Die Energy Drinks gerade in Asien, so glaube ich, sind mit mehr Chemie versetzt als anderswo, oft fehlen auch Angaben darüber, was drin ist", berichtet der Lehrer, und folgert: "Dass meine Zunge sich auflöst, hat allein mit den Energy Drinks zu tun."
"Diese Getränke machen süchtig"
Nachdem er die Dinks abgesetzt habe, seien die Verletzungen rückläufig. Er würde nun darauf verzichten, auch wenn es ihm schwerfalle: "Diese Getränke machen süchtig. Ohne sie fühlst du dich schwach und zerbrechlich. Auch jetzt, über eine Woche später, fühle ich mich so. Alles fällt mir schwerer, wenn ich nicht jeden Tag einen Energy Drink trinke."
Auf die Gefahr von Energy Drinks machen Verbraucherschützer schon lange aufmerksam. Der gemeinnützige Verein für Unabhängige Gesundheitsberatung (UGB) etwa moniert, dass immer mehr dieser Getränke auf den Markt kämen und neben großen Mengen an Zucker und Süßstoffen auch Coffein sowie Inosit, Glucoronolacton und Taurin enthielten. Die Chemikalie Inosit ist ein Muskelzucker. Laut UGB soll es die Gedächtnisleistung und die Fettverbrennung steigern, die sonstige Wirkung auf den Stoffwechsel sei der Wissenschaft nicht bekannt.
Wirkung nur unzureichend erforscht
Ähnliches gilt für Glucoronolacton und Taurin. Sie würden "Energy Drinks zugesetzt, die für sich in Anspruch nehmen, Körper und Geist zu 'beflügeln'", so ein Forscher von der TU Darmstadt. "Die Wirkung der 'aktiven' Inhaltsstoffe (...) auf den Körper sind teilweise nur unzureichend erforscht und so werden ihnen gelegentlich Eigenschaften zugeschrieben, die bisher noch nicht wissenschaftlich bestätigt wurden", so der Experte weiter.
Ein striktes Verkaufsverbot für alle Erfrischungsgetränke mit einem erhöhten Koffeingehalt an Minderjährige fordert die Verbraucherzentrale. Colagetränke und Energy Drinks mit mehr als 150 Milligramm Koffein pro Liter fallen darunter: Jeder vierte Jugendliche trinke mehr davon, als gesund sei. Die Verbraucherschützer stoßen sich zwar sowohl am hohen Zuckergehalt von Energy Drinks als auch an den anderen Zusatzstoffen, identifizieren aber das Koffein als besonders gefährlich.
Risiko für Jugendliche
"Eine Dose mit 250 Millilitern enthält 80 Milligramm Koffein, so viel wie eine Tasse Kaffee. Das klingt zunächst harmlos, aber es bleibt oft nicht bei einer Dose", so die Organisation. Für Kinder und Jugendliche bestehe ein gesundheitliches Risiko, wenn sie mehr als drei Milligramm Koffein pro Kilogramm Körpergewicht pro Tag aufnähmen.
Die Folgen könnten Übelkeit und Kopfschmerzen, Bluthochdruck und Herzrasen sowie Schlaflosigkeit und Nervosität sein. Auch Wahrnehmungsstörungen bis hin zum Kreislaufkollaps seien möglich, warnen die Verbraucherschützer – die Wechselwirkung mit anderen als aufputschend geltende Inhaltsstoffe wie Taurin oder Guaraná seien dabei noch nicht einmal berücksichtigt.
Autounfälle, Herzrhythmusstörungen und Nierenversagen
Besonders hoch ist die Gefahr laut Verbraucherzentrale, wenn Energy Drinks zusammen mit Alkohol getrunken würden. Laut Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) sei dies besonders bei jungen Männern im Alter zwischen 20 und 25 Jahren beliebt. Das Koffein maskiere die Wirkung des Alkohols. Die Folgen: Autounfälle, Herzrhythmusstörungen und Nierenversagen, sogar Todesfälle habe es schon gegeben.
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Neben einem Verbot für Minderjährige fordern die Verbraucherschützer deshalb eine bessere Kennzeichnung und deutlichere Warnhinweise auf den Getränken.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
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