Krankheiten & Symptome Schichtarbeit und Jetlag: Schlafmangel kann zu Diabetes führen
Schichtarbeiter und Vielflieger haben ein erhöhtes Diabetes-Risiko. Durch Schlafmangel und eine Verschiebung des Tag-Nacht-Rhythmus gerate die innere Uhr leicht aus dem Takt, berichten US-Forscher im Fachblatt "Science Translational Medicine". Das könne dazu führen, dass die Bauchspeicheldrüse weniger Insulin bilde und sich Zucker im Blut ansammle. Ein erhöhter Zuckerspiegel kann Diabetes auslösen. Die Versuchsteilnehmer hatten zudem einen verlangsamten Ruhe-Stoffwechsel, was die Entstehung von Übergewicht begünstigt.
Laborstudie mit 21 Freiwilligen
Die Forscher um Orfeu Buxton vom Brigham and Women's Hospital in Boston hatten 21 Versuchsteilnehmer fast sechs Wochen lang in einem Schlaflabor untergebracht und ihre Schlaf- und Wachzeiten gezielt beeinflusst. Sie legten fest, wann und wie viele Stunden die Probanden schliefen und kontrollierten zudem, was sie aßen. So durften die Teilnehmer in den ersten Tagen etwa 10 Stunden pro Nacht schlafen. In der darauf folgenden dreiwöchigen Testphase durften sie maximal 6,5 Stunden schlafen - und zwar nicht im normalen 24-Stunden-Rhythmus, sondern in einem verlängerten 28-Stunden-Rhythmus. Das sei, als würde man täglich unter einem Jetlag von vier Stunden bei gleichzeitigem Schlafmangel leiden, so Studienleiter Buxton.
Bauchspeicheldrüse produziert weniger Insulin
Die auffälligste Folge dieses Angriffs auf den Biorhythmus war eine Fehlsteuerung bei der Blutzuckerkontrolle: Sowohl in Hungerperioden als auch kurz nach einer Mahlzeit stieg der Blutzuckerspiegel zwischen 8 und 15 Prozent stärker an als zuvor. Ursache sei eine Störung bei der Insulinproduktion, sagen die Forscher. Trotz der erhöhten Zuckerwerte schüttete die Bauchspeicheldrüse nicht mehr, sondern um bis zu 30 Prozent weniger Insulin aus als sonst.
Stoffwechselleistung wird bei Schlafmangel reduziert
Parallel dazu fuhr der Stoffwechsel seine Aktivität deutlich herunter: Der Körper "verbrannte" im Ruhezustand weniger Kalorien als gewöhnlich, der Grundumsatz fiel im Schnitt um acht Prozent. Das reiche aus, um bei unverändertem Lebensstil pro Jahr mehr als fünf Kilogramm zuzunehmen, rechnen die Forscher vor.
Arbeitszeiten von Schichtarbeitern selten wechseln
Die Auffälligkeiten, die vom Schlafmangel und dem gestörten Schlafrhythmus hervorgerufen wurden, verschwanden wieder, nachdem die Probanden neun Tage regelmäßig und ausreichend geschlafen hatten, berichten die Forscher weiter. Ob das aber auch nach jahrelanger Schichtarbeit noch möglich sei, dürfe bezweifelt werden, merkt das Team an. Es empfiehlt daher dringend, die Arbeitszeiten von Schichtarbeitern so selten wie möglich zu wechseln und auch wiederholten Jetlag zu vermeiden.
"Beste Zeit zum Schlafen ist nachts"
Die Untersuchung untermauert Ergebnisse früherer Studien, nach denen Nachtarbeiter ein höheres Risiko für Diabetes haben. "Es ist erwiesen, dass ausreichender Schlaf wichtig für die Gesundheit ist und dass die beste Zeit zum Schlafen nachts ist", wird Buxton in einer Pressemitteilung des Brigham and Women's Hospitals zitiert.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.