Mehr als 150 Journalistinnen und Journalisten berichten rund um die Uhr für Sie über das Geschehen in Deutschland und der Welt.
Zum journalistischen Leitbild von t-online.Neue Studie Warum Brot und Cornflakes Sie früher altern lassen
Zum Frühstück Cornflakes, zwischendurch ein Fruchtjoghurt und abends Brotzeit – das klingt nicht sehr ungesund. Die Forschung zeigt aber: Wer sich so ernährt, altert schneller.
Dass Lebensmittel mit viel Fett, Salz oder Zucker nicht gesund sind, ist kein Geheimnis. Der Anteil dieser Nährstoffe ist aber nicht allein dafür entscheidend, wie gesund oder ungesund ein Produkt ist. Immer mehr rückt auch der Grad der Verarbeitung in den Fokus der Wissenschaft. So zeigen Studien etwa, dass industriell hergestellte Fertigprodukte, sogenannte hochverarbeitete Lebensmittel, das Risiko für Krebs und Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen.
Nun kommt ein weiteres Argument gegen den Konsum dieser Fertiggerichte hinzu: Der häufige Verzehr hochverarbeiteter Lebensmittel kann Menschen früher biologisch altern lassen. Und diese Gefahr besteht sogar, wenn eigentlich hochwertige Nahrungsmittel stark verarbeitet werden. Das haben Forscher des Neuromed Istituto Neurologico Mediterraneo Pozzilli gemeinsam mit Kollegen der Libera Università Mediterranea in Italien ermittelt.
Was ist das biologische Alter?
Im Gegensatz zum chronologischen Alter, das nur vom Geburtsdatum abhängt, spiegelt das biologische Alter den Zustand des Körpers wider. Je nachdem, ob der Körper in einem guten gesundheitlichen Zustand ist oder nicht, kann das biologische Alter niedriger oder höher sein als das chronologische Alter. Ausschlaggebend sind etwa Blutdruck, Sehvermögen, Hörvermögen und Gelenkbeweglichkeit. Ein unterschiedliches biologisches Alter kann somit ausschlaggebend sein, warum der eine mit 50 Jahren noch problemlos einen Marathon laufen kann, während ein anderer schon beim Treppensteigen in den ersten Stock erschöpft ist.
Was sind hochverarbeitete Lebensmittel?
Sie erkennen hochverarbeitete Lebensmittel daran, dass Sie diese Produkte zu Hause niemals selbst herstellen können. Sie sind nur mittels industrieller Verfahren zu produzieren und bestehen teils oder komplett aus Substanzen, die in der Küche kaum vorkommen – etwa aus hydrolysierten Proteinen, Maltodextrinen, gehärteten Fetten, Farbstoffen, Konservierungsmitteln, Antioxidantien, Trennmitteln, Geschmacksverstärkern und Süßstoffen.
Zu hochverarbeiteten Lebensmitteln (auch ultra-verarbeitete Lebensmittel genannt) gehören etwa abgepackte süße und salzige Snacks sowie zuckerhaltige Getränke. Aber auch scheinbar "harmlose" Produkte wie abgepacktes Brot aus dem Supermarkt, Fruchtjoghurt, einige Frühstückscerealien oder Fleischalternativen gehören in diese Kategorie.
Daten von 22.000 Probanden
Die Forscher haben Daten von über 22.000 Teilnehmern der "Moli Sani"-Studie analysiert, einer der größten Beobachtungsstudien in Europa. Um das biologische Alter zu messen, kamen dabei über 30 verschiedene Blutwerte des menschlichen Körpers, sogenannte Biomarker, zum Einsatz.
Zudem haben die Probanden über fünf Jahre hinweg Fragebögen zur Häufigkeit des Verzehrs von Fertiggerichten ausgefüllt. Daran konnten die Forschenden den Konsum von hochverarbeiteten Lebensmitteln durch die Probanden abschätzen.
Hochwertige Lebensmittel verlieren ihre gesunden Eigenschaften
Das Ergebnis: Menschen, die mehr hochverarbeitete Lebensmittel verzehren, haben ein höheres biologisches Alter als solche, die nur wenig davon essen. So haben diese Lebensmittel etwa den Zuckerstoffwechsel und die Zusammensetzung und Funktionalität der Darmflora gestört.
Laut den Studienautoren liege das zum einen an den ungesunden Inhaltsstoffen wie Zucker, Salz und gesättigten oder Transfetten. Zum anderen führe die intensive industrielle Verarbeitung dazu, dass wertvolle Nährstoffe und Ballaststoffe verloren gehen. Daher können auch prinzipiell hochwertige Ausgangsprodukte wie Vollkorngetreide nach der Verarbeitung zu Frühstückscerealien ungesund sein.
Den Autoren zufolge seien hochverarbeitete Lebensmittel außerdem oft von Plastikverpackungen umhüllt und würden so zu Trägern von Substanzen, die für den Körper giftig sind – unter anderem Weichmachern.
Kann man das biologische Alter auch wieder senken?
Das biologische Alter zu senken, ist ein komplexer Prozess. Es gibt jedoch einige effektive Strategien, die helfen können, den Alterungsprozess aufzuhalten oder sogar umzukehren. Dazu gehören neben einer gesunden Ernährung ohne hochverarbeitete Lebensmittel vor allem regelmäßige Bewegung, genügend Schlaf und Ruhepausen sowie die richtige Balance von Stress und Entspannung.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- pubmed.ncbi.nlm.nih.gov: "Ultra-processed food consumption is associated with the acceleration of biological aging in the Moli-sani Study"
- pressetext.com: "Fast Food lässt Menschen früher älter werden"
- age.mpg.de: "Was ist das biologische Alter?"