Vertuschen Behörden Epidemie? Mysteriöse Lungenkrankheit – China nimmt Stellung
Nach Berichten über eine Häufung von Lungenentzündungen bei Kindern in China fordert die WHO Informationen. Was steckt hinter der Krankheit?
Es ist nun fast vier Jahre her, dass es die ersten Berichte über eine mysteriöse Lungenkrankheit in China gab. Nur wenige Wochen später waren viele Teile der Welt im Lockdown – das Coronavirus hatte sich ausgebreitet und wurde zu einer Pandemie.
Auch wenn der Pandemiestatus von COVID-19 inzwischen aufgehoben wurde, ist das Coronavirus doch nicht verschwunden. Und nun gibt es wieder besorgniserregende Berichte aus China – und wieder geht es dabei um eine Lungenkrankheit. Im Norden des Landes kommt es derzeit zum gehäuften Auftreten von Lungenentzündungen bei Kindern.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) forderte von China Informationen zu den Ausbrüchen. China solle zusätzliche Informationen über die Erkrankungen und ihre Ausbreitung sowie Laborergebnisse zur Verfügung stellen, hieß es in einer Mitteilung der WHO in der Nacht auf Donnerstag. Diese kam recht schnell:
In einer Telefonkonferenz habe die chinesische Gesundheitsbehörde betont, dass sie keine ungewöhnlichen oder neuen Krankheitserreger oder ungewöhnliche Krankheitsbilder entdeckt habe, berichtete die WHO am Abend in Genf.
Die Erkrankungen gingen auf mehrere bekannte Atemwegserreger zurück, darunter Rhinoviren, RSV (Respiratorisches Synzytial-Virus) und Mykoplasmen-Infektionen (Mycoplasma pneumoniae), berichteten die chinesischen Behörden der WHO.
Wir benötigen Ihre Einwilligung, um den von unserer Redaktion eingebundenen X-Inhalt anzuzeigen. Sie können diesen (und damit auch alle weiteren X-Inhalte auf t-online.de) mit einem Klick anzeigen lassen und auch wieder deaktivieren.
Dabei handelt es sich um zellwandlose Bakterien, die nur bei Menschen vorkommen und weltweit verbreitet sind. Sie können vor allem bei Kindern und Jugendlichen Tracheobronchitis oder Lungenentzündung auslösen. Weil die Bakterien zellwandlos sind, haben sie eine Resistenz gegen bestimmte Antibiotika, können nach Angaben der WHO mit anderen Antibiotika aber problemlos behandelt werden.
Vertuschen chinesische Behörden eine Epidemie?
Bereits seit Mitte Oktober gibt es Berichte über eine Häufung nicht diagnostizierter Lungenentzündungen unter Kindern in der Region. Einige Medien, darunter auch der "Telegraph", hatten vermeldet, dass die Krankenhäuser in China "voll mit kranken Kindern" seien.
Das wird auch durch eine aktuelle Mitteilung von Promed, einem weltweiten Überwachungssystem für Infektionskrankheiten, gestützt. In der Meldung heißt es auch, dass sich Eltern der Erkrankten fragten, ob die "Behörden eine Epidemie vertuschen".
In Chinas sozialen Medien kursieren seit Tagen Berichte und Bilder von vollen Kinder-Krankenhäusern. Lehrer forderten Eltern auf, Kinder nicht mit Symptomen zur Schule zu schicken. Wie die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua am Mittwoch berichtete, verzeichnet vor allem die Grippe in Peking einen "steilen Aufwärtstrend".
Allgemeiner Anstieg von Atemwegserkrankungen
Die Nationale Gesundheitskommission Chinas führt die Zunahme solcher Erkrankungen im Land auf die Verbreitung der Erreger nach Aufhebung der Corona-Maßnahmen zurück. Auch in anderen Ländern wie Deutschland hatte es nach der Aufhebung besonders starke Wellen von Erkältungskrankheiten gegeben.
Zudem habe die Gesundheitskommission alle betroffenen Regionen aufgefordert, die Diagnose- und Behandlungskapazitäten für Infektionen zu verbessern, berichtete Xinhua. Außerdem wurden ältere Menschen und Schlüsselgruppen mit Vorerkrankungen aufgefordert, sich gut zu schützen und impfen zu lassen.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- WHO-Statement auf X (vormals Twitter)
- Promed
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa