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Durchfall-Welle in Großbritannien: Wie hoch ist das Risiko in Deutschland?


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Parasit verursacht Durchfall-Welle
So hoch ist das Risiko aktuell in Deutschland


16.11.2023Lesedauer: 3 Min.
Kryptosporidien: Die Parasiten breiten sich aktuell verstärkt aus.Vergrößern des Bildes
Grafische Darstellung von Kryptosporidien: Die Parasiten breiten sich aktuell verstärkt aus. (Quelle: Centers for Disease Control and Prevention (CDC))

Eine beispiellose Welle von Durchfallerkrankungen bereitet in Großbritannien Sorge. Was dahintersteckt und ob sich die Fälle auch in Deutschland häufen.

Ungewöhnlich viele Briten leiden derzeit an Durchfall. Die Ursache: Darmparasiten der Gattung Kryptosporidien. Wir erklären, was über den Erreger bekannt ist und wie Sie sich vor einer Infektion schützen.

Wie kommt es zur Durchfall-Welle in Großbritannien?

In Großbritannien häufen sich seit August die Fälle von Durchfallerkrankungen. Das berichtet "Eurosurveillance", eine wissenschaftliche Fachzeitschrift, die sich um die Überwachung, Auswertung, Prävention und Kontrolle von Infektionskrankheiten kümmert. Der Auslöser des Anstiegs ist bekannt: der Darmparasit Cryptosporidium. Dass er aber so viele Infektionen verursacht, ist laut den britischen Gesundheitsbehörden extrem ungewöhnlich. In einer Septemberwoche wurden allein 500 Fälle registriert, was fünfmal mehr ist als üblich zu dieser Jahreszeit.

Wissenschaftler mutmaßen bislang, "dass viele Fälle mit internationalen Reisen, insbesondere nach Spanien und in andere Mittelmeerländer, zusammenhängen könnten". Auch das Schwimmen und die Nutzung von Schwimmbädern könnten dazu beitragen. "Zum jetzigen Zeitpunkt kann jedoch nicht ausgeschlossen werden, dass andere Quellen, zum Beispiel kontaminierte Lebensmittel, zu der Überschreitung beitragen", heißt es in dem Bericht weiter.

Darmparasiten (Symbolbild): Sie befallen den Darm und lösen starke Beschwerden aus.
Darmparasiten (Symbolbild): Sie befallen den Darm und lösen starke Beschwerden aus. (Quelle: Christoph Burgstedt/getty-images-bilder)

Der Erreger Cryptosporidium

Cryptosporidium ist ein Parasit der Gattung Kryptosporidien. Diese können eine Durchfallerkrankung mit starken Bauchkrämpfen sowie wässrigem Durchfall und Übelkeit auslösen.

Ansteckung: Wie wird der Erreger übertragen?

Die Infektion mit Kryptosporidien erfolgt nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) überwiegend durch verunreinigtes Wasser, also etwa Trinkwasser, Eiswürfel und Badewasser. Aber auch fäkal-orale Übertragungen von Mensch zu Mensch, Tier zu Mensch oder eine Ansteckung durch kontaminierte Lebensmittel wie Fleisch sind möglich.

Die Darmparasiten kann man sich also nicht nur auf Reisen einfangen. Auch hierzulande gibt es mehrere Ansteckungsmöglichkeiten.

Wie hoch ist das Erkrankungsrisiko in Deutschland?

In Deutschland kursieren Erreger der Kryptosporidiose bereits seit Jahren. Auf Anfrage von t-online erklärt das RKI, dass die Krankheit aber in sogenannten Entwicklungsländern verbreiteter sei. Denn eine Cryptosporidium-Infektion erfolge meist über die Aufnahme von kontaminiertem Wasser (Trinkwasser, Badegewässer). In Deutschland aber sei die Qualität des Trinkwassers in der Trinkwasserverordnung gesetzlich geregelt.

Dennoch wurden auch bei uns dieses Jahr Fälle des Durchfallerregers an die Gesundheitsbehörden gemeldet. Dem RKI zufolge waren es seit Beginn des Jahres 2.229 dokumentierte Fälle (Stand: November 2023). Im Jahr 2022 gab es 1.969 Meldungen. Ein deutlicher Anstieg oder eine Welle wie aktuell in Großbritannien sei hierzulande aber nicht zu erkennen. Von einem hohen Risiko wird nicht ausgegangen.

Kryptosporidiose ist meldepflichtig

Seit 2001 gibt es hierzulande eine Meldepflicht für die Kryptosporidiose. Das heißt, Ärzte müssen den Gesundheitsbehörden positive Befunde mitteilen.

Das bestätigt auch das Gesundheitsamt Berlin auf Nachfrage von t-online: "Aktuell verzeichnen wir in Berlin drei Fälle und akkumuliert in diesem Jahr 142 Fälle". Die Behörde überwacht nach eigenen Angaben die infektionsepidemiologische Situation in Berlin für alle Meldekrankheiten engmaschig. Sollte es zu einem unerwarteten Anstieg der Fälle kommen, würde man versuchen, "in Zusammenarbeit mit den Gesundheitsämtern die Ursachen für den Anstieg herauszufinden und gegebenenfalls sich daraus ableitende Infektionsschutzmaßnahmen empfehlen".

So verläuft die Erkrankung mit Kryptosporidien

Etwa sieben bis zehn Tage vergehen meist zwischen der Ansteckung mit dem Kryptosporidiose-Erreger und den ersten Krankheitssymptomen. Laut RKI zeigt sich die Infektion ganz unterschiedlich: Einige Menschen bemerken kaum Symptome, andere leiden unter "erheblichen wässrigen Durchfällen, die teilweise mit großen Flüssigkeitsverlusten einhergehen können". Typisch für Kryptosporidiose seien zudem Bauchschmerzen, Übelkeit, Fieber und Gewichtsverlust.

Eine Therapie, die gegen den Erreger wirksam wäre, gibt es dem RKI zufolge noch nicht. Nur die Symptome könnten gelindert werden – etwa durch eine gezielte Flüssigkeits- und Elektrolytezufuhr.

Wie Sie sich vor Darmparasiten schützen

Wenn Sie einer Infektion mit Kryptosporidien vorbeugen wollen, ist die richtige Hygiene entscheidend. Das bedeutet: gründliches Händewaschen nach jeder Toilettenbenutzung, dem Kontakt mit Windeln sowie Abwasser, insbesondere vor der Nahrungszubereitung und dem Essen. Die Erreger sind widerstandsfähig gegenüber vielen Desinfektionsmitteln. "Beim Abkochen von Wasser werden sie jedoch sicher abgetötet", schreibt das RKI.

Bei Auslandsreisen mit unklarer Wasserqualität sollten Sie nur abgekochtes Wasser oder abgefülltes Mineralwasser zum Trinken und Zähneputzen verwenden. Beim Schwimmen ist es ratsam, kein Wasser zu schlucken, insbesondere in öffentlichen Schwimmbädern und Pools.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • eurosurveillance.org: "Preliminary investigation of a significant national Cryptosporidium exceedance in the United Kingdom, August 2023 and ongoing". (Stand: Oktober 2023; englisch)
  • rki.de: "Epidemiologischen Bulletin" (Stand: November 2023)
  • rki.de: "Kryptosporidiose". (Stand: 2019)
  • msdmanuals.com: "Kryptosporidiose". (Stand: 2022)
  • Schriftliche Anfragen an das Robert Koch-Institut und das Gesundheitsamt Berlin
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