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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Abnehmen mit Obst Wie effektiv ist das "80/10/10"-Prinzip?
Der Verzicht auf Fleisch, Fisch, Milchprodukte, Eier und Honig ist spätestens seit den Kochbüchern von Attila Hildmann im Trend. Doch das ist nicht genug. Eine weitere vegane Ernährungsform gerät zunehmend in den Fokus. Bei "80/10/10" wird überwiegend Rohkost konsumiert, der Großteil der Kalorien wird über Obst aufgenommen. Und genau das soll die Pfunde purzeln lassen. Wir haben eine Expertin gefragt, wie effektiv dieses Prinzip ist.
Geprägt wurde die Ernährungsform "80/10/10" von dem Amerikaner Dr. Douglas Graham, der durch seinen Ernährungsratgeber "The 80/10/10 Diet" bekannt wurde und damit selbst etliche Kilos verlor. Sein Konzept ist einfach, aber radikal: Gegessen werden nur Nahrungsmittel auf rein pflanzlicher Basis in Form von Rohkost. Gekochte und verarbeitete Lebensmittel sind tabu.
Der Schwerpunkt liegt auf Obst, um dem Körper die nötigen Kalorien zuzuführen. 80 Prozent der aufgenommenen Kalorien sollen aus Kohlenhydraten, sprich Zucker aus Früchten, stammen, zehn Prozent aus Proteinen und zehn Prozent aus Fett. Der Theorie zufolge führt man seinem Körper durch das Essen von Rohkost genau diese Verteilung zu.
Flacher Bauch und mehr Fitness?
Verfechter dieser Ernährungsform schwärmen von den positiven Wirkungen auf ihren Körper. Mehr Fitness, ein schlanker Körper, ein flacher Bauch, weniger Krankheiten, eine gute Verdauung und gesunde Blutwerte sind nur ein paar positive Beispiele. Doch es gibt auch Menschen, die es ausprobiert haben und nicht überzeugt waren: Haarausfall, Übelkeit, Verdauungsprobleme oder Kreislaufbeschwerden sind einige der Symptome, über die sie berichten. Was taugt das 80/10/10-Prinzip also wirklich?
Viel Obst strapaziert den Magen
"Zuerst ist es wichtig, zu wissen, dass jeder Körper ganz individuell auf die verschiedenen Ernährungskonzepte reagiert. Was dem einen gut tut, kann dem anderen schaden. Es ist also auch eine Sache des Ausprobierens", sagt Diplom-Ökotrophologin Brigitte Neumann. "Meist geht der enorme Obstkonsum jedoch nur eine begrenzte Zeit gut. Ich kenne viele aus meiner Praxis, die Probleme bekommen haben."
Zwar sind Obst und Gemüse an sich gesund. Und durch den Verzicht von Fetten, wie sie in Süßigkeiten, Knabbereien, Fleisch- und Milchprodukten enthalten sind, verschwinden bei vielen tatsächlich einige überflüssige Kilos. Doch kiloweise verzehrt, strapazieren die Früchte auf Dauer Magen und Verdauung. Nicht jeder, der zum Frühstück etliche Bananen im Smoothie trinke, stecke das so einfach weg, warnt Neumann. "Obstköstler" würden den Tag aufgrund des Überangebots von Ballaststoffen und Säuren oft mit Durchfall und Magenschmerzen auf der Toilette verbringen.
Zu wenig Eisen und B-Vitamine
"Und es gibt immer mehr Menschen, die Fruchtzucker nicht vertragen", so ihre Einschätzung. Auch deshalb sei ein Zuviel an Obst und Rohkost ein wahrer "Blähhammer". Die darin enthaltenen Säuren schaden langfristig zudem den Zähnen. Doch damit nicht genug. Die großen Mengen Zucker aus den Früchten können auch die Bauchspeicheldrüse überfordern. Das Diabetesrisiko steigt, wie Neumann weiß.
Des Weiteren spricht die Ernährungsexpertin das Thema Nährstoffmangel an. "Es ist kein Problem, über Obst genügend Vitamin C, Kalium oder Phosphor aufzunehmen. Bei Eisen, Kalzium und B-Vitaminen ist das schon sehr viel schwieriger", erklärt sie. "Wer einseitig isst, riskiert einen Mangel an lebenswichtigen Vitaminen, Mineralien und Spurenelementen."
Wer auf große Obstmengen besser verzichtet
Aus den genannten Gründen rät Neumann besonders Diabetikern, Menschen mit einem empfindlichen Magen sowie Personen mit Erkrankungen der inneren Organe wie Leber und Nieren von "80/10/10" ab. Sie empfiehlt die Verteilung "50/30/20", um den Körper ausreichend zu versorgen. Das bedeutet, 50 Prozent der täglichen Kalorien sollten aus Kohlenhydraten stammen, 30 Prozent aus Fett und 20 Prozent aus Proteinen. Und dabei sollte es nicht nur roh sein. Zudem dürfen Kohlenhydrate aus Brot, Nudeln, Kartoffeln oder Reis nicht fehlen.
"Am wichtigsten ist, dass man auf seinen Körper hört. Reagiert er auf Speisen oder Ernährungskonzepte mit Übelkeit, Kopfschmerzen, Blähungen oder anderen Symptomen, sollte man damit aufhören und sein Essen so anpassen, dass man es gut verträgt.", so ihr Rat. Wer darauf achtet, dass seine Ernährung ausgewogen und gesund ist, stärkt nicht nur seinen Körper, sondern beugt auch Übergewicht vor.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.