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Zum journalistischen Leitbild von t-online.BMI war gestern Gewichtsbestimmung mit dem WtHR
Der BMI, der Body-Mass-Index, gilt bis heute als das Maß aller Dinge, wenn es um die Bestimmung des Gesundheitsrisikos durch zu hohes Körpergewicht geht. Doch beispielsweise bei durchtrainierten Sportlern hat sich gezeigt, dass der BMI nicht für jedermann anwendbar ist. Forscher erproben daher einen neuen Index: Den WtHR (engl. waist-to-height-ratio), der das Taille-zu-Größe-Verhältnis misst.
Hoher BMI ist kein Indikator für Übergewicht
Besonders Sportler wissen schon lange, dass der BMI als Index für Übergewicht oder gar Fettsucht wenig taugt: Die Messmethode vernachlässigt nämlich, dass die antrainierte Muskelmasse den Löwenanteil an einem hohen Körpergewicht ausmacht. Entsprechend ergibt sich selbst bei den fittesten Menschen ein hoher BMI-Wert, wenn sie ihn gemäß der Formel berechnen: Gewicht durch Körpergröße zum Quadrat (in Metern).
Als normal gilt laut "Welt" ein Wert zwischen 18,5 und 25. Ähnlich verhält es sich bei älteren Menschen: Hohes Körpergewicht resultiert bei ihnen häufig auch aus Wassereinlagerungen, nicht jedoch aus Körperfett.
Der Unterschied zwischen "guten" und "schlechten" Fetten
Trotzdem galt bei den Forschern ein zu hoher BMI-Wert als ernst zu nehmender Risikofaktor für beispielsweise Herzinfarkt, Schlaganfall und Darmkrebs, da es ein Hinweis auf einen zu hohen Fettanteil sein könnte. Diese Ansicht steht derzeit auf dem Prüfstand: Forscher der Universität München stellen den BMI infrage. „Der BMI spielt keine Rolle für das Schlaganfall-, Herzinfarkt- oder Todesrisiko eines Menschen“, behauptet Studienleiter Harald Schneider gegenüber dem "Stern". Entscheidend ist die Art des Fettes, das der Körper ansetzt.
Unterschieden wird hier zwischen subkutanem und viszeralem Fett. Subkutanes Fett lagert sich an Oberschenkeln, Hüften und Po an. Es belastet zwar das Herz-Kreislauf-System durch das zusätzliche Gewicht, allerdings verstopft es keine Arterien oder schadet Organen wie die viszeralen Fette. Es könne in diesem Zusammenhang als "gutes" Fett angesehen werden.
Hauptrisiken von viszeralen Fetten
Das viszerale, "böse", Fett allerdings setzt sich zwischen den Organen ab. Von außen betrachtet ist es nicht unbedingt erkennbar. Erst wenn zwischen den Organen kein Platz mehr ist, lagert sich das viszerale Fett auch unter der Haut ab und wird sichtbar. Das Hauptrisiko bei viszeralen Fett ergibt sich aus den Botenstoffen (zum Beipsiel Hormone), die dieses Fettgewebe produziert. Diese Botenstoffe werden in der Leber in Cholesterin umgewandelt, welches anschließend in die Blutbahn gelangt und auf diese Weise Blutgefäße und Arterien verengt verengt.
Die Folge sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen - im schlimmsten Fall droht ein Herzinfarkt oder Schlaganfall. Da der BMI nicht zwischen diesen Fetten unterscheidet, ist er als aussagekräftiger Indikator von Gesundheitsrisiken eigentlich unbrauchbar.
Kann der WtHR den BMI ablösen?
Genau dieser Unterscheidung trägt der WtHR Rechnung: Viszerale Fette lagern sich in der Bauchregion an und sorgen entsprechend für einen größeren Taillenumfang. Teilen Sie diesen Umfang in durch Ihre Körpergröße in Zentimetern, erhalten Sie Ihren WtHR-Wert. Ihre Taille sollten Sie dafür knapp über dem Bauchnabel und vor dem Frühstück messen. „Je höher der WtHR, desto größer das Risiko“, so Harald Schneider weiter.
Bekämpfen Sie Bauchfett durch Sport
Einen verbindlichen Grenzwert gibt es bisher nicht. Unter Vorbehalt nennt Harald Schneider einen Wert von 0,5 bei unter 40-Jährigen. Bei über 60-Jährigen sollte er 0,6 nicht überschreiten. Zwischen 40 und 60 Jahren pendelt sich Ihr WtHR im besten Fall zwischen diesen Werten ein. Wenn Sie also 30 Jahre alt sind und bei einer Körpergröße von 1,80 Metern einen Taillenumfang von 100 Zentimetern messen, beträgt Ihr WtHR 0,55. Wollen Sie etwas für Ihre Gesundheit tun, sollten Sie versuchen, zum Beispiel durch Sport das Bauchfett zu bekämpfen.
Bevor der WtHR den BMI ablösen könnte, sind jedoch noch weitere Untersuchungen notwendig. Harald Schneider äußert bleibt hoffnungsvoll, „dass medizinische Fachgesellschaften und WHO ihre Empfehlungen für die Messung des Körperfetts bald ändern“.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.