Ukraine-Krieg BASF zieht sich aus Geschäften in Russland und Belarus zurück
Nun also doch: Der weltgrößte Chemiekonzern BASF will einen Großteil seiner Geschäfte in Russland und Belarus aufgeben. Fast 700 Mitarbeiter befinden sich noch vor Ort. Nur in einer Branche bleibt BASF aktiv.
Der weltgrößte Chemiekonzern BASF will wegen des Kriegs in der Ukraine den größten Teil seiner Geschäfte in Russland und Belarus bis Anfang Juli 2022 einstellen. Eine Ausnahme bilde das Geschäft zur Unterstützung der Nahrungsmittelproduktion, teilte der Dax-Konzern am Mittwoch mit.
Denn der Krieg berge das Risiko, eine weltweite Nahrungsmittelkrise auszulösen. Bereits Anfang März hatte BASF bekanntgegeben, in den beiden Ländern keine neuen Geschäfte abzuschließen.
Momentan beschäftigt BASF den Angaben zufolge 684 Mitarbeiter in Russland und Belarus. Das Unternehmen werde die Beschäftigten bis Jahresende 2022 weiter unterstützen.
BASF sträubte sich lange vor Rückzug
Derzeit erarbeite BASF Pläne zur geordneten Einstellung der Aktivitäten in Russland und Belarus. Im Jahr 2021 belief sich der Anteil von Russland und Belarus am Gesamtumsatz der BASF-Gruppe auf rund ein Prozent.
BASF hatte sich längere Zeit gesträubt, die Geschäfte in Russland aufzugeben. Dies hatte der Konzern mit "gefährlichen Nebeneffekten" begründet. Seit 145 Jahren ist BASF nach eigenen Angaben in Russland tätig, knapp ein Prozent des Umsatzes erzielt das Unternehmen in dem Land.
Lange Zeit argumentierte der Chemieriese seinen Verbleib in Russland auch mit seiner Verantwortung gegenüber seinen Beschäftigten und den chemischen Maschinen. Diese können in vielen Fällen nicht problemlos heruntergefahren werden. Zeitgleich versicherte der Konzern, alle Sanktionen zu jedem Zeitpunkt umgesetzt zu haben.
Chemieindustrie ist besonders abhängig vom russischen Gas
Eine Rolle könnte auch die Sorge vor einer Enteignung gespielt haben. Denn der russische Staat hat allen Unternehmen, die sich aufgrund des Krieges in der Ukraine aus Russland zurückgezogen haben, damit gedroht, die russischen Firmensitze in Staatshand zu zwingen.
In Deutschland ist die Chemieindustrie besonders abhängig vom russischen Gas, ein Großteil der Industrieimporte beim Erdgas nimmt die Chemiebranche ein. Diese hatte sich in den vergangenen Wochen daher auch immer gegen Sanktionen auf russisches Gas ausgesprochen.
Dies könnte zu einer der schwersten Wirtschaftskrisen seit dem Zweiten Weltkrieg führen, warnte etwa der BASF-CEO Martin Brudermüller.
- Eigene Recherche
- Nachrichtenagentur dpa