Inflation zieht an Russlands Notenbank senkt Leitzins überraschend
Um den Rubel zu stützen, hatte Russlands Notenbank kurz nach Putins Angriff auf die Ukraine und den Sanktionen des Westens den Leitzins drastisch erhöht. Nun senkt sie ihn etwas – trotz einer steigenden Inflation.
Die Inflation in Russland ist von Februar bis März um 7,6 Prozent gestiegen und weist damit die größte Zunahme seit Januar 1999 auf. Die Zuckerpreise stiegen sogar um 44 Prozent, die für Zwiebeln um die Hälfte und für Waschmaschinen um 46 Prozent, wie aus Daten des Statistikamts Rosstat hervorgeht. Im Jahresvergleich liegt der Anstieg des Verbraucherpreisindex für März bei 16,7 Prozent nach knapp 9,2 Prozent im Februar.
Zuvor hat die russische Notenbank bereits ihre Geldpolitik trotz der anhaltenden Sanktionen des Westens gelockert. Der Leitzins werde um 3,0 Prozentpunkte auf 17,0 Prozent reduziert, teilte die Zentralbank in Moskau mit. Die Zinsentscheidung kam überraschend. Die Notenbank stellte weitere Zinssenkungen in Aussicht.
Noch Ende Februar hatte sie den Zins drastisch um 10,5 Prozentpunkte auf 20 Prozent angehoben. Sie reagierte damit auf die Sanktionen des Westens, die nach dem Beginn des Kriegs gegen die Ukraine beschlossen wurden.
- Aktueller Kurs: Wo steht der russische Rubel gerade?
Mit ihrer Zinserhöhung wollte die Notenbank damals der Abwertung der Landeswährung Rubel und Inflationsgefahren entgegenwirken. Zuletzt hat sich der Rubel aber deutlich erholt. Zum Wochenschluss nahm die Rubel-Rally noch einmal erneut an Fahrt auf.
Rubel mehr wert als vor russischer Invasion auf Ukraine
Der Euro verbilligte sich in der Spitze um knapp drei Prozent auf 79,11 Rubel. Die russische Währung notiert damit so hoch wie seit Juli 2020 nicht. Auch zum Dollar ist der Rubel weiter auf Erholungskurs. Die US-Währung fällt um 1,5 Prozent auf 74,58 Rubel. Die russische Währung ist inzwischen wieder mehr wert als vor der Invasion in die Ukraine am 24. Februar.
Nach Darstellung von US-Finanzministerin Janet Yellen verzerren die Maßnahmen der russischen Regierung und der Zentralbank zur Begrenzung der Kapitalabflüsse den Rubel-Markt.
Der Vorgang sei kein Zeichen dafür, dass die russische Wirtschaft die Sanktionen meistere, die die USA und deren Verbündete verhängt hätten, hatte sie am Mittwoch erklärt.
Notenbank: Bedingungen nach wie vor "schwierig"
Das passt zu einer Mitteilung der russischen Notenbank. "Die externen Bedingungen für die russische Wirtschaft sind nach wie vor schwierig und schränken die Wirtschaftstätigkeit erheblich ein", schreibt das Institut.
"Die Risiken für die Finanzstabilität sind nach wie vor vorhanden, haben aber vorerst nicht mehr zugenommen, auch dank der beschlossenen Kapitalkontrollmaßnahmen."
Russland steht vor Staatsbankrott
Die Frage einer drohenden Zahlungsfähigkeit des russischen Staates bleibt nach wie vor akut. Denn bei russischen Staatsanleihen drohen nach wie vor Zahlungsausfälle.
Mehr dazu lesen Sie hier. Mittlerweile haben alle drei großen internationalen Ratingagenturen Russland als nahezu zahlungsunfähig eingestuft.
- Nachrichtenagenturen dpa und Reuters