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"Kriegsangst": Börsen reagieren unruhig auf Putins Ukraine-Dekret


"Kriegsangst"
Börsen reagieren mit Unruhe auf Putins Eskalation

Von dpa, reuters, neb

22.02.2022Lesedauer: 5 Min.
Zweifel an den Börsen (Symbolbild): Die jüngste Eskalation im Ukraine-Konflikt hat die Börsen am Dienstag mit einiger Unsicherheit starten lassen. Der Dax fing sich allerdings nach den ersten Unruhen wieder.Vergrößern des Bildes
Zweifel an den Börsen (Symbolbild): Die jüngste Eskalation im Ukraine-Konflikt hat die Börsen am Dienstag mit einiger Unsicherheit starten lassen. Der Dax fing sich allerdings nach den ersten Unruhen wieder. (Quelle: Thomas Lohnes/getty-images-bilder)
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Unruhe an den Börsen: Die weitere Eskalation im Ukraine-Konflikt führt zu teils starken Kursverlusten an den internationalen Börsen. Auch der Dax fällt auf ein Rekordtief. Andere Anlageklassen profitieren.

Die Eskalation an der russisch-ukrainischen Grenze lässt die Börsen mit teils herben Verlusten in den Dienstag starten. Doch der Schrecken über Putins neue Eskalation scheint nicht allzu tief zu sitzen: Viele internationale Börsen erholen sich im Laufe des Tages etwas – das liegt auch an einigen starken Einzelaktien. Vor allem die Krisen-Anlageklassen profitieren von den neuen Aggressionen an der Ostgrenze der Ukraine.

Wie reagiert der Dax?

Kurz nach dem Handelsstart am Dienstagvormittag büßte der deutsche Leitindex 2,23 Prozent auf zwischenzeitlich 14.402,96 Punkte ein. Der MDax der mittelgroßen Werte sackte um 2,56 Prozent auf 31.503,59 Punkte ab.

Damit setzte der Dax seinen Negativtrend vom Vortrag fort. Bereits zum Wochenstart war der Index auf seinen tiefsten Stand seit fast einem Jahr gefallen.

Der Dax schwächelt ähnlich wie die übrigen internationalen Börsen bereits seit Jahresbeginn. Hintergrund ist die Sorge vor einer drastischen Zinswende der US-Notenbank Fed, die sich in den vergangene Wochen auch in Europa abzeichnete. Seit Anfang Dezember büßte der Dax insgesamt fast 9 Prozent ein.

Die Ukraine-Krise und die jüngste Eskalation belasten den Index zusätzlich stark. "Wir sehen am Markt zwar noch keine Panik. Aber wir sehen deutlich mehr als Unsicherheit", sagte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners.

"Kriegsangst" an den Börsen

Das zeigt sich auch an anderen Börsen: Der Eurozonen-Leitindex Eurostoxx 50 gab zu Beginn des Tages um 2,12 Prozent auf 3.901,10 Punkte nach. In Asien war die Stimmung angesichts der Russland-Krise ebenfalls schlecht.

Marktbeobachter Timo Emden von Emden Research findet für dieses Verhalten drastische Worte: "Die Kriegsangst hat die Börse endgültig gepackt", sagt der Analyst. Für Anleger sei die umtreibende Frage nun, ob aus der aktuellen Korrektur ein Börsencrash werden könnte.

Ganz so groß scheint die Panik bei den Anlegern allerdings nicht zu sein: Trotz der Ungewissheit stabilisierte sich der Dax gegen Vormittag wieder zügig und drehte sogar leicht ins Plus. "Das war einfach zu schnell zu viel", sagte ein Händler mit Blick auf den jüngsten Kursabsturz. Vor allem die Meldung des Autokonzerns Volkswagen, den Sportwagenhersteller Porsche nach langer Spekulation an die Börse bringen zu wollen, stabilisierte den Dax (t-online berichtete).

VW stützt den Dax mit guten Neuigkeiten

VW und sein größter Anteilseigner, die bereits börsennotierte Porsche Automobil Holding SE , seien in "fortgeschrittenen Gesprächen über einen möglichen Börsengang" von Porsche, hieß es am Dienstag in einer Pflichtmitteilung beider Unternehmen. Eine "abschließende Entscheidung" sei allerdings noch nicht getroffen.

Die Aktien beflügelte die Nachricht dennoch: Die Volkswagen-Vorzugsaktie schoss bis zum Mittag um fast 10 Prozent in die Höhe, die Aktie der Porsche Holdings sogar um fast 12 Prozent.

Wie reagiert die russische Börse?

In Moskau fielen die Kurse am Dienstagmorgen hingegen rasant in die Tiefe. Hintergrund dafür sind die weiteren Sanktionen, die die USA, die EU und Großbritannien nach der zunehmenden Eskalation angekündigt hatten. Der Kurs des Leitindex RTS an der Börse in Moskau verlor zum Handelsstart deutliche 9,9 Prozent.

Damit steuert der Moskauer Leitindex auf den vierten Verlusttag in Folge und ein Gesamt-Minus in diesem Zeitraum von mehr als 25 Prozent zu. Im Verlaufe des Vormittags konnte sich der Index aber ähnlich wie der Dax etwas stabilisieren und einen Teil der Verluste aufholen. Gegen Mittag verzeichnete der RTS nur noch Verluste in Höhe von knapp 3 Prozent.

Abzuwarten bleibt, wie sich die konkreten Sanktionen des Westens im Laufe des Tages auf die russische Börse auswirken. So stoppt die Bundesregierung vorerst das Genehmigungsverfahren für die umstrittene Pipeline Nord Stream 2.

Die Aktie des russischen Gaskonzern Gazprom reagierte auf die Nachricht nur mit einer kurzen Korrektur, danach setzte die Aktie ihren Erholungstrend fort. Viele Anleger schienen die Sanktion bereits eingepreist zu haben. Am Montag verlor die Aktie des Gasanbieters bereits mehr als 20 Prozent.

Als weitere Strafmaßnahme gegen Russland könnten EU-Vertreter den Handel mit russischen Staatsanleihen verbieten. Zudem würden Sanktionen gegen Hunderte Personen diskutiert, hieß es aus Brüssel.

Zuletzt debattierten die USA und die europäischen Partner auch über den Ausschluss Russlands aus dem internationalen Zahlungsnetzwerk Swift. Welche Folgen ein solcher Ausschluss aus dem Bankensystem für Russland, aber auch für Europa, hätte, lesen Sie hier.

Wie reagiert der Ölpreis?

Während die Aktienkurse an den Börsen mit Verlusten in den Dienstag starteten, ließ die Angst vor einem Krieg in Europa die Ölpreise weiter ansteigen. Inzwischen liegen sie nur noch knapp unter der 100-Dollar-Marke. Am Dienstagmorgen kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent 97,63 US-Dollar. Das waren 2,24 Dollar mehr als am Vortag.

Zwischenzeitlich erreichte der Preis für diese Sorte den höchsten Stand seit 2014. Der Preis für die US-Sorte WTI zieht knapp vier Prozent auf 94,47 Dollar an.

Auch die Preise für Erdgas erhöhten sich am Dienstag stark. Der Erdgaspreis (Ein-Monats-Forward) legte am Dienstag zur Eröffnung um rund 10 Prozent auf knapp 80 Euro je Megawattstunde zu.

Grund dafür sind die befürchteten Lieferengpässe. "Mit der deutlichen Eskalation im Russland-Ukraine-Konflikt nimmt auch das Risiko von Unterbrechungen der russischen Öl- und Gaslieferungen zu", schreiben Analysten der Commerzbank in einer Analyse des Rohstoffmarktes.

Laut den Experten könnte Putin auf die drastischen Sanktionen des Westens mit einer geringeren Liefermenge reagieren. Das dürfte die Preise für Öl und Gas noch weiter ansteigen lassen, die bereits in der Vergangenheit einen steilen Kursanstieg verzeichneten.

Was bedeutet das für den Goldpreis?

Gold gilt als Krisengewinner, das zeigt sich auch in den vergangenen Wochen. Zwar verzeichnete der Kurs am Dienstagmittag leichte Verluste von knapp 0,5 Prozent, generell liegt der aktuelle Goldkurs aber nahe an seinem Rekordhoch aus dem vergangenen Juni. Seit Ende Januar steigt die Nachfrage nach Gold stetig an (hier sehen Sie den Kursverlauf).

Die hohe Inflation, Sorgen vor der Zinswende und nun auch noch die eskalierende Lage in der Ukraine treiben mehr Anleger zu dem als sicher geltendem Edelmetall. "Sofern die Ukraine-Krise weiter eskaliert, wird Gold unseres Erachtens im Rahmen der höheren Risikoaversion gefragt bleiben und der Preis wohl weiter steigen", so die Rohstoff-Analysten der Commerzbank.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Statement von Timo Emden
  • Mit Material der Nachrichtenagenturen Reuters und dpa
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