Mehr als 150 Journalistinnen und Journalisten berichten rund um die Uhr für Sie über das Geschehen in Deutschland und der Welt.
Zum journalistischen Leitbild von t-online.Geldboten-Streik Viele Bankautomaten leer – Wo Sie jetzt noch Geld bekommen
Durch einen Streik der Geldboten sind viele Bankautomaten derzeit leer. Der fehlende Nachschub könnte sich noch einige Tage bemerkbar machen.
Die gute Nachricht: Wenn Sie heute kein Bargeld abheben können, liegt das wahrscheinlich nicht an Ihrem Kontostand. Die schlechte: An vielen Bankautomaten gibt es derzeit trotzdem kein Geld.
Grund dafür ist ein Streik der Geldboten, der bereits seit vergangenem Freitag in ganz Deutschland läuft. Zwar hat die Gewerkschaft Verdi den Streik in den meisten Bundesländern am Montag beendet. In Niedersachsen, Bremen, Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland und Hamburg dauerte er jedoch noch bis Dienstag an.
Ziel der Aktion sind deutlich höhere Löhne für die rund 11.000 in der Branche Beschäftigten. t-online erklärt, was es mit dem Streik auf sich hat und wie Kunden nun trotzdem noch an Bargeld kommen.
Wo wird gestreikt und warum?
Hintergrund des Streiks ist die Tarifauseinandersetzung in der Branche der Geldboten. Nachdem die dritte Verhandlungsrunde zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern in der Nacht zu Donnerstag ohne eine Einigung geendet hatte, rief die Gewerkschaft Verdi zu Streiks im gesamten Bundesgebiet auf.
Größte Streitpunkte im Tarifkonflikt sind der Inflationsausgleich sowie die Vergütungsunterschiede zwischen einzelnen Tarifgebieten und die Laufzeit der angestrebten Vereinbarungen. Der Lohn der rund 11.000 Angestellten der Branche variiert derzeit zum Teil erheblich.
So verdienen die Geldboten je nach Bundesland zwischen 15,22 Euro und 18,60 Euro pro Stunde. Verdi fordert jetzt eine Anhebung der Stundenlöhne auf bis zu 20,60 Euro beziehungsweise eine Erhöhung des Bruttogehalts um 11 Prozent für betriebliche Angestellte.
Was bedeutet das für Kunden?
Wenn es schlecht läuft, stehen viele Deutsche derzeit vor leeren Geldautomaten. Vor allem an stark frequentierten Orten dürfte das Bargeld nach einigen Tag Streik inzwischen schon knapp, die oft mehr als 100.000 Euro pro Automat bereits weg sein. Größere Engpässe an den rund 60.000 Automaten sind nach Angaben der Betreiber bislang aber ausgeblieben.
"Die Banken und Sparkassen sind auf die aktuelle Ankündigung von punktuellen Warnstreiks bei Geldtransportunternehmen vorbereitet, um ihre Kunden bestmöglich mit Bargeld zu versorgen", teilte der Dachverband Deutsche Kreditwirtschaft mit.
Mit dem Ende der Streiks am Dienstagabend sollten auch die leeren Automaten in den kommenden Tagen wieder befüllt werden. Nach Angaben von Verdi dürften die Automaten jedoch erst in zwei bis fünf Tagen wieder gewohnt einsatzfähig sein.
Welche Alternativen gibt es?
Wer am Automaten kein Geld bekommt, kann oft auf andere Weise an Bargeld kommen. Manche Geldautomaten liefern diesen Hinweis gleich mit. Auf dem Bildschirm eines Automaten der Berliner Volksbank heißt es etwa: "Tipp: In vielen Supermärkten können Sie Bargeld von Ihrem Konto abheben."
Für Einkaufscenter und Fußgängerzonen ist das eine gute Idee. Supermärkte wie Rewe, Edeka, Aldi, Lidl, Penny und Netto und auch die Drogeriekette dm bieten die Möglichkeit, Geld abzuheben. Bei manchen Geschäften gilt dabei ein Mindesteinkaufswert von fünf oder zehn Euro.
Allerdings: Auch viele Geschäfte werden von Geldboten beliefert und können daher von den Streiks betroffen sein. "Wir bei dm arbeiten auch mit Geldtransportunternehmen zusammen, deren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aktuell zum Streik aufgerufen sind", sagt Geschäftsführer Martin Dallmeier t-online. "Derzeit können wir unseren Kundinnen und Kunden dennoch alle Bezahlservices sowie Bargeldabhebungen in den dm-Märkten ermöglichen." Rewe wollte sich auf Nachfrage dazu nicht äußern.
Ebenfalls eine Alternative: Wo immer möglich mit Karte bezahlen. Das empfiehlt auch der Dachverband Deutsche Kreditwirtschaft.
Wie geht es jetzt weiter?
Das Ende des Streiks am Dienstagabend ist womöglich nur vorläufig. Am Mittwoch treffen sich Gewerkschaft und Arbeitgebervertreter zu einer vierten Verhandlungsrunde. Verdi plant zunächst, dabei nicht von seinen Forderungen abzuweichen.
Diese würden von der hohen Inflation getragen, die insbesondere in den schlechter bezahlten Bundesländern schmerze. Von Arbeitgeberseite hingegen heißt es mit Blick auf die jüngste Verhandlungsrunde: "Wir sind den Arbeitnehmervertretern in allen geforderten Punkten erneut entgegengekommen und haben ein sehr gutes Angebot auf den Tisch gelegt."
Gibt es nun abermals keine Einigung, drohen erneut Streiks. Die Bargeldknappheit am Geldautomaten dürfte dann noch weiter andauern.
- Eigene Recherche
- Schriftliches Statement von Martin Dallmeier
- Schriftliches Statement der Deutschen Kreditwirtschaft
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa