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Tankrabatt: Deshalb verspätet sich der günstige Sprit


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Tankrabatt
Deshalb verspätet sich der günstige Sprit


Aktualisiert am 01.06.2022Lesedauer: 4 Min.
Eine Tankstelle im Dunkeln: Der Tankrabatt dürfte bei Deutschlands Autofahrern später ankommen.Vergrößern des Bildes
Eine Tankstelle im Dunkeln: Der Tankrabatt dürfte bei Deutschlands Autofahrern später ankommen. (Quelle: Nordphoto/imago-images-bilder)
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Die verringerten Steuersätze für Sprit sollen ab Mittwoch für Entlastung an der Tanksäule sorgen. Je nach Tankstelle könnte es aber noch einige Tage dauern, bis das Autofahren wirklich billiger wird.

Ab diesem Mittwoch gilt der Tankrabatt in Deutschland. Durch die Absenkung der Steuern soll der Preis pro Liter Benzin und Diesel kurzfristig um bis zu 35 Cent fallen. Eigentlich. Inzwischen geht jedoch selbst das Finanzministerium nicht davon aus, dass die Maßnahme zur schnellen Entlastung bei Autofahrern führen wird.

Die verringerte Kraftstoffsteuer würde möglicherweise erst nach und nach zu billigerem Sprit führen. Denn ein Teil der Vergünstigungen entfällt auf die Energiesteuer, die jedoch nicht erst beim Tanken zum Tragen kommt, sondern in Raffinerien und Tanklagern.

Das heißt auch: Wenn Tankstellen den Sprit vor Mittwoch eingekauft haben, mussten sie dafür noch den höheren Steuersatz zahlen – und werden diesen wohl auch an die Kunden weitergeben. Günstigeren Sprit gibt es dann erst mit Verspätung.

Vergünstigung mit einigen Tagen Verzögerung

So rechnet etwa der ADAC mit Verzögerungen. "Es sollte nur wenige Tage dauern, bis die Tankstellen das vergünstigte Benzin beziehen", sagt ADAC-Sprecher Alexander Schnaars.

Vom Branchenverband der Mineralölindustrie En2x heißt es auf Nachfrage von t-online: "Durchschnittlich kommt der Tankwagen zweimal pro Woche. Spätestens nach einigen Tagen sollte sich daher die Vergünstigung für Autofahrer bemerkbar machen."

Im Klartext: Wo die Preise zu Beginn der kommenden Woche noch oben sind, ist womöglich etwas faul. Denn spätestens dann sollte jede Tankstelle eine neue Lieferung Sprit bekommen haben.

Tankstellenbetreiber bestimmen den Preis

Der Plan der Bundesregierung sieht vor, dass im Juni, Juli und August die Steuer auf Kraftstoffe auf das europarechtlich mögliche Mindestmaß gesenkt wird. Bei Benzin sinken die Steuersätze so nach Regierungsangaben um 35,2 Cent pro Liter und um 16,7 Cent pro Liter bei Diesel.

Super E10 kostete im bundesweiten Tagesdurchschnitt von Montag 2,133 Euro pro Liter. Diesel schlug mit 2,029 Euro zu Buche. Bei einer vollständigen Weitergabe der Steuersenkung – und ohne weitere Preisschwankungen – ergäbe sich also ein Spritpreis von rund 1,86 Euro für Diesel und von rund 1,78 bei E10.

Dass diese Preise aber auch wirklich bei den Autofahrern ankommen werden, ist nicht ausgemacht. Denn: Tankstellenbetreiber und Mineralölkonzerne bestimmen den Preis selbst. Zur Weitergabe der Steuersenkung sind sie nicht verpflichtet.

ADAC appelliert an Mineralölkonzerne

"Wir appellieren an die Mineralölkonzerne, die Steuersenkungen an die Verbraucher weiterzugeben", sagt ADAC-Sprecher Schnaars. Dies sei dringend notwendig. "Fakt ist: Aktuell sind die Spritpreise zu hoch", so der Sprecher weiter.

Der Tankrabatt ist, seitdem ihn Finanzminister Christian Lindner (FDP) ins Spiel gebracht hat, stark umstritten. Ökonomen aus allen politischen Lagern kritisieren das Instrument als wenig zielgerichtet, weil es nicht nur ärmere Autofahrer entlaste, sondern auch jene, die sich die höheren Preise durchaus noch leisten können.

Hinzu kommt, so die Volkswirte: Durch die Steuersubvention greift der Staat stark in den freien Markt ein und hebelt die Signalwirkung von Preisen aus. Statt angesichts der höheren Kosten weniger Auto zu fahren und Sprit zu sparen, fahre manch einer wegen des Tankrabatts womöglich sogar noch mehr – und sorge so für eine noch größere Benzin-Nachfrage und abermaligen Preisanstieg.

Lindner hält trotz Kritik an Tankrabatt fest

Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) hält dennoch weiter an der Idee fest. Am Montag schrieb er dazu auf Twitter: "Wir lassen die Menschen nicht allein, die auf das Auto angewiesen sind. Vom hohen Spritpreis sollte der Staat nicht noch profitieren." Dass der "Tankrabatt" bei den Menschen ankomme, das sei nun "Aufgabe von Kartellamt und Co.".

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Gemeint ist damit, dass das Bundeskartellamt mit seiner Markttransparenzstelle für Kraftstoff in Zukunft genauer prüfen soll, wie die Mineralölgesellschaften ihre Preise setzen. Auslöser hierfür waren die hohen Preissprünge bei Benzin und Diesel nach Ausbruch des Ukraine-Kriegs, als die Rohölpreise bereits deutlich gesunken waren. Damals beauftragte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) das Kartellamt mit einer genauen Beobachtung der Lage (t-online berichtete).

Man habe das Monitoring "noch einmal intensiviert", sagte Kartellamtspräsident Andreas Mundt am Dienstag. "Auch wenn es keine rechtliche Verpflichtung gibt, die Steuersenkung eins zu eins weiterzugeben, handeln die Mineralölkonzerne hier unter dem 'Brennglas' des Bundeskartellamtes."

Allerdings betonte Mundt auch: "Als Wettbewerbsbehörde können wir hohe, auch sehr hohe Preise nicht einfach verbieten." Sie könnten auch im Wettbewerb entstehen. Für kartellrechtswidriges Verhalten, das mit hohen Bußgeldern geahndet werden könne, gebe es bisher keine Hinweise.

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Auch in den vergangenen Wochen und Tagen sind die Spritpreise wieder gestiegen. Mancher Autofahrer vermutete deshalb bereits Mondpreise, festgesetzt allein, um trotz Absenken weiter Kasse zu machen.

Allerdings: Mit der jüngsten Preisentwicklung steht Deutschland im europäischen Vergleich nicht allein da. In den meisten EU-Ländern hat sich Superbenzin der Sorte E5 in den vergangenen Wochen sogar etwas stärker verteuert als in Deutschland.

Wie sehr der Tankrabatt dieser Entwicklung wirklich entgegenwirken kann, ist noch offen. "Der Tankrabatt gilt für drei Monate. In dieser Zeit sollten die Verbraucher die deutlich günstigeren Preise auch spüren", so der ADAC-Sprecher. "Was danach passiert, hängt von den globalen Rahmenbedingungen ab."

Kommt der Run auf die Tankstellen?

Fest steht: Die Vergünstigungen werden von vielen Autofahrern sehnsüchtig erwartet. Ob das wiederum zu einem Ansturm auf die Tankstellen führt, wird sich erst am Mittwoch zeigen. "Wir erwarten Anfang Juni eine höhere Nachfrage, aber keinen 'Run' auf die Tankstellen", heißt es beispielsweise von Aral. Bei Shell sieht man eine "erwartbar höhere Nachfrage".

Gegen einen "Run" spricht demnach die Nachfrage nach Treibstoff in den vergangenen Tagen. Sowohl Aral als auch der Branchenverband En2x berichten von einer relativ normalen Entwicklung. Würden viele Autofahrer auf den günstigen Sprit warten, hätte das zu weniger Tankfüllungen in den vergangenen Tagen geführt.

Der für die Tankstellen zuständige Vizepräsident des Verbands des Kraftfahrzeuggewerbes in Bayern, Günter Friedl, will genau das zuletzt beobachtet haben. "Es ist zu erkennen, dass viele Autofahrer momentan weniger tanken", sagte er. Das zeige, dass viele auf die Steuersenkung warteten, um wieder richtig vollzutanken. Friedl erwartet daher Leerstände an Tankstellen: "Die Kapazitäten werden nicht ausreichen, dass zum 1. Juni genug preiswerter Sprit da ist."

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Gespräch mit ADAC-Sprecher
  • Gespräch mit Alexander von Gersdorff (En2x)
  • Mit Material der Nachrichtenagenturen dpa und Reuters
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