Steigende Preise, hohe Dividenden DGB-Chef Hoffmann fordert deutliche Lohnerhöhungen
Um die Inflation auszugleichen, fordert der DGB-Chef Reiner Hoffmann höhere Löhne. Die meisten Unternehmen könnten das verkraften, so der Gewerkschaftsbund. Ökonomen sehen das mit Sorge.
DGB-Chef Reiner Hoffmann dringt angesichts der hohen Preissteigerungen auf deutliche Lohnerhöhungen im laufenden Jahr. "Ein Inflationsausgleich, eine Beteiligung der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer an den Produktivitätsgewinnen und eine gerechtere Verteilung bleiben die Hauptziele unserer Tarifpolitik".
Das sagte Hoffmann der Zeitung "Rheinische Post" am Mittwoch im Vorfeld der Kundgebungen am 1. Mai. Am Tag der Arbeit versammeln sich die Gewerkschaften traditionell in Deutschland in vielen Städten zu Kundgebungen.
Einige Ökonomen warnten zuletzt vor höheren Lohnforderungen der Gewerkschaften – diese könnten die Inflation noch weiter anheizen. Dann drohe die Gefahr einer sogenannten Lohn-Preis-Spirale. Denn um die höheren Löhne zu bezahlen, müssten Unternehmen die Preise für ihre Produkte womöglich die Preise erhöhen.
DGB: Es gibt Spielraum für Lohnerhöhungen
Das würde weitere Lohnforderungen nach sich ziehen, befürchten einige Ökonomen. Unterm Strich gäbe es dann für die Wirtschaft angesichts der steigenden Preise dann immer weniger Möglichkeiten, Gelder zu investieren.
Dieses Argument will Hoffmann allerdings nicht gelten lassen. "Wir sehen doch, dass es an etlichen Stellen Verteilungsspielraum gibt, das zeigen Meldungen über Rekordgewinne und hohe Dividendenzahlungen", erklärt der Gewerkschaftschef.
Die meisten Unternehmen könnten daher laut Hoffmann Lohnsteigerungen zahlen, ohne weiter die Preise zu erhöhen. Außerdem würden die Löhne nur einen – in manchen Branchen durchaus geringen – Teil der Gesamtkosten ausmachen.
Ökonomen fürchten eine Stagflation
Viele Experten haben sich aber bereits auf solche Forderungen der Gewerkschaften eingestellt. "Die Gewerkschaftler werden sich sicher nicht mit einem Plus von zwei Prozent zufriedengeben", sagte etwa Andreas Dombret, bis 2018 Vorstand der Bundesbank, jüngst zu t-online.
Einen Vorgeschmack auf die größeren Tarifverhandlungen im Herbst gibt die Forderung der IG-Metall für die Eisen- und Stahlindustrie. 8,2 Prozent mehr Gehalt fordert die Gewerkschaft hier für die Beschäftigten der IG Metall in der anstehenden Tarifrunde.
Forderungen, die viele Ökonomen wie Dombret Sorgen bereiten. Sie befürchten, dass Deutschland so in die Stagflation abrutschen könnte (mehr dazu lesen Sie hier)
- Eigene Recherche
- Nachrichtenagentur Reuters