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EZB-Präsidentin Lagarde droht das Rennen gegen die Inflation zu verlieren


EZB-Zinsentscheid
Lagarde droht das Rennen gegen die Inflation zu verlieren

  • Florian Schmidt
MeinungEin Kommentar von Florian Schmidt

Aktualisiert am 14.04.2022Lesedauer: 3 Min.
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EZB-Präsidentin Christine Lagarde (Archivbild): Die Zinsen bleiben auf Nullniveau.Vergrößern des Bildes
EZB-Präsidentin Christine Lagarde (Archivbild): Die Zinsen bleiben auf Nullniveau. (Quelle: Philipp von Ditfurth/dpa)

Die EZB zaudert: Die Zinsen bleiben auf Nullniveau. Das ist riskant. Die Währungshüter laufen Gefahr, dass ihnen die Kontrolle über die Inflation endgültig entgleitet.

Butter: 2,29 Euro. Diesel: 2,07 Euro. Pesto: 3,29 Euro. Es sind nur drei Preise, willkürlich gegriffen aus dem Alltag der Deutschen, doch sie besagen eine Menge.

Die Inflation in Deutschland und Europa ist so hoch wie seit 40 Jahren nicht mehr. Sie macht uns alle ärmer. Und sie wird uns wohl noch lange beschäftigen. Denn ein Ende der Teuer-Welle ist nicht in Sicht, im Gegenteil. Wahrscheinlich werden die Preise in den kommenden Monaten sogar noch schneller nach oben springen, die Inflationsrate schon im nächsten Monat über den jüngsten Höchststand von 7,3 Prozent steigen.

Schuld daran ist einerseits der russische Präsident Wladimir Putin und sein Angriffskrieg gegen die Ukraine, der die Energie teuer macht. Schuld daran ist andererseits aber auch – das gilt spätestens seit diesem Donnerstag – die Europäische Zentralbank (EZB).

In den USA ist die Zinswende schon eingeläutet

Sie ist es, die über ein Anheben der Zinsen die Inflation eindämmen könnte. Sie ist es, die schneller als geplant weniger Geld drucken und in die Märkte pumpen könnte, um so ebenfalls die Teuerungsrate zu drücken. Doch genau das tut sie nicht – obwohl sie es per Auftrag müsste.

Anders als die US-Notenbank Fed zögert die EZB die Zinswende in Europa weiter hinaus. In seiner Sitzung am Donnerstag beschloss der EZB-Rat um Zentralbankpräsidentin Christine Lagarade, den Leitzins weiter bei null Prozent zu belassen. Zugleich deutete die EZB lediglich an, dass sie die Zinsen "einige Zeit" nach dem Auslaufen der Staatsanleihenkäufe im dritten Quartal anheben könnte.

Wann genau das sein wird? Ebenso offen wie die Höhe eines möglichen Zinsschrittes.

Die Gefahr der Preis-Lohn-Spirale

Die EZB droht damit das Rennen gegen die Inflation endgültig zu verlieren. Denn je länger die Preise im aktuellen Tempo steigen, desto mehr gewöhnen sich die Menschen daran – und desto weniger vertrauen sie darauf, dass die EZB doch noch eingreift, um für das ökonomisch erwünschte Maß von zwei Prozent Inflation pro Jahr zu sorgen.

Die Folgen einer solchen Entwicklung sind fatal: Glauben erst einmal genug Menschen, dass hohe Inflationsraten die neue Normalität sind, verlangen sie von ihren Arbeitgebern höhere Löhne. Die wiederum holen sich die steigenden Personalkosten über höhere Preise von ihren Kunden zurück. Ein Teufelskreis, auch bekannt als Preis-Lohn-Spirale, der sich ab einem gewissen Punkt nur schwer durchbrechen lässt.

Wann genau dieser Punkt erreicht ist, lässt sich kaum sagen. Doch mit jedem Tag des Zögerns steigt die Wahrscheinlichkeit, dass ihn die EZB verpasst.

Einziger Auftrag: stabile Preise

Lagarde und ihre Kollegen sollten deshalb schnellstmöglich umschwenken. So wenig die EZB die Energiepreise als wichtigsten Inflationstreiber drücken kann, so sehr braucht es jetzt ein klares Signal, dass die Notenbank die Inflation ernst nimmt – und zwar nicht nur in Form von Worten, sondern Taten.

Die vorgetragenen Risiken, die Gefahr einer Rezession durch höhere Zinsen, lassen sich zwar nicht von der Hand weisen. Sie zu bedenken aber ist nicht die ureigentliche Aufgabe der Zentralbank.

Ihr einziger Auftrag, festgeschrieben in den Europäischen Verträgen, lautet: Sorge für stabile Preise, bekämpfe also die Inflation. Das sollten Lagarde und Co. nicht vergessen.

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