Ifo-Institut warnt Verbraucher müssen sich auf steigende Preise einstellen
Bereits im vergangenen Jahr stieg die Teuerung auf eine Rate von 3,1 Prozent. Eine Entspannung ist aber nicht in Sicht: Das Ifo-Institut geht davon aus, dass die Preise noch steigen werden.
Verbraucher und Unternehmen müssen sich nach Angaben des Ifo-Instituts auf weitere Preiserhöhungen einstellen. Nach einem historischen Höchststand von 44,9 Punkten im November sanken die Ifo-Preiserwartungen im Dezember nur "geringfügig" auf 44,6 Punkte, wie das Wirtschaftsforschungsinstitut am Mittwoch in München mitteilte. Für die Erhebung fragt das Institut im Rahmen seiner monatlichen Konjunkturumfragen Unternehmen nach ihren Plänen für Preiserhöhungen in den kommenden drei Monaten.
Im vergangenen Jahr stieg die Inflation auf 3,1 Prozent, was vor allem an Sondereffekten lag. Das bestätigte das Statistische Bundesamt am Mittwoch eine erste Schätzung für die Verbraucherpreise 2021. So sanken die Preise im Jahr 2020 infolge der Mehrwertsteuersenkung in der zweiten Jahreshälfte – ein Jahr später stiegen sie folglich überproportional an. Mehr zur Inflationsrate lesen Sie hier.
Firmen geben steigende Energiekosten weiter
Im Jahr 2022 dürften vor allem Strom- und Gaskosten Preistreiber sein. Die gestiegenen Kosten für Energie sowie bei der Beschaffung von Vorprodukten und Handelswaren würden die Unternehmen weitergeben, erläuterte der Leiter der Ifo-Konjunkturprognosen, Timo Wollmershäuser. "Das wird bis auf die Verbraucherpreise durchschlagen. Die Inflation wird im Verlauf dieses Jahres nur langsam zurückgehen", sagte er.
"In den kommenden Monaten werden die monatlichen Raten noch über vier Prozent liegen und sich erst gegen Ende 2022 allmählich der Zwei-Prozent-Marke nähern", sagte er weiter. Für das Gesamtjahr rechne das Ifo-Institut nun mit einer Inflationsrate von etwa 3,5 Prozent.
"Selbst wenn sich der Anstieg der Energiepreise in den kommenden Monaten nicht fortsetzten sollte und die Börsenpreise für Erdgas, Strom und Rohöl unverändert blieben, sorgt das noch eine Zeitlang für hohe Inflationsraten", so der Experte.
Denn der Anstieg der Verbraucherpreise wird immer im Vergleich zum Vorjahr gemessen. "Demnach müssten die Verbraucher in diesem Jahr im Schnitt zehn Prozent mehr für Energie ausgeben", sagte er.
Ifo: Keine Lohn-Preis-Spirale
Dass die Lohnkosten die Inflation zusätzlich antreiben, sieht das Ifo-Institut hingegen nicht. "Die bisherigen Lohnverhandlungen deuten auf keine Lohn-Preis-Spirale hin", sagte Wollmershäuser. "Wir erwarten, dass die Tariflöhne in diesem und im kommenden Jahr um knapp zweieinhalb Prozent zulegen. Das wäre dann so stark wie im Durchschnitt der Jahre vor der Corona-Krise", erklärte Wollmershäuser.
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Hintergrund ist, dass eine zu hohe Inflation laut Europäischer Zentralbank (EZB) zu einer Preisspirale führen kann – denn höhere Preise bedeuten, dass Verbraucherinnen und Verbraucher für ihr Geld weniger Ware bekommen. Das wiederum dürfte Forderungen nach höheren Löhnen befeuern.
Um die höheren Löhne zu bezahlen, könnten in der Folge Unternehmen die Preise für ihre Produkte weiter anheben. Für die Wirtschaft würde es angesichts der ständig steigenden Preise dabei immer schwieriger, Investitionsentscheidungen zu treffen. Bei Privatleuten könnte zugleich das Vertrauen in die immer schneller an Wert verlierende Währung schwinden.
- Eigene Recherche
- Nachrichtenagentur AFP