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Wegen Klagewelle: Johnson & Johnson meldet Insolvenz an – nur ein Trick?


Klagewelle droht
Johnson & Johnson trickst mit Insolvenz

Von t-online, mak

Aktualisiert am 12.11.2021Lesedauer: 2 Min.
Babypuder von Johnson & Johnson: Wegen dieses Mittels steht der Konzern vor einer Klagewelle.Vergrößern des Bildes
Babypuder von Johnson & Johnson: Wegen dieses Mittels steht der Konzern vor einer Klagewelle. (Quelle: Levine-Roberts/imago-images-bilder)

Der US-Pharmakonzern Johnson & Johnson stellt nicht nur ein Vakzin gegen Corona her. Wegen eines Babypuders hat das Unternehmen nun Insolvenz angemeldet. Das ist aber nur ein juristischer Trick.

Der US-Pharmakonzern Johnson & Johnson (J&J) dürfte spätestens seit der Entwicklung eines Corona-Impfstoffs den meisten Deutschen ein Begriff sein.

Das Unternehmen, das zu den größten Herstellern von Medikamenten und Konsumgütern zählt, kommt auf einen Börsenwert von rund 430 Milliarden US-Dollar (umgerechnet 375 Milliarden Euro).

Der Konzern ist also so viel wert wie die größten deutschen Aktienkonzerne SAP , Volkswagen und Siemens zusammen. Trotzdem hat der Vakzinhersteller jüngst Insolvenz angemeldet. Was steckt dahinter?

Zehntausende Frauen verklagen Konzern

An sich ist das Unternehmen gesund. Es hat nur ein großes Problem mit Klagen wegen eines Babypuders, der krebserregende Mittel enthalten soll. Die jetzige Insolvenz ist daher ein Trick, um sich mehr Zeit zu verschaffen – und sich für die Klagen besser aufzustellen. Womöglich könnte Johnson & Johnson milliardenschweren Schadensersatzzahlungen gänzlich entgehen.

Konkret geht es um Folgendes: Bereits seit Jahrzehnten vertreibt Johnson & Johnson einen Babypuder, den viele Frauen zur Hygiene nutzten. Dessen Talk ist aber offenbar manchmal mit Asbest verunreinigt – und kann Eierstockkrebs auslösen. J&J wusste wohl davon. Zehntausende Frauen machen den Konzern daher bereits seit 2015 für ihre Erkrankung verantwortlich.

Bis dato haben 38.000 Frauen Klage gegen den Konzern eingereicht – die Zahl könnte noch deutlich steigen. Und das Unternehmen hat bereits 2,5 Milliarden Dollar an 20 Frauen zahlen müssen. Es könnte also noch deutlich teurer werden.

So funktioniert der Insolvenztrick

Um das zu verhindern, gliederte der Pharmariese einen Teil seiner Firma aus. Diese Sparte, "LTL Management", beschäftigt sich nur mit den Babypuder-Klagen gegen das Unternehmen, ist also höchst defizitär – und meldete Insolvenz an.

Letztlich ist also gar nicht der ganze Konzern pleite, sondern nur ein kleiner Teil. So liegen die Klagen vorerst auf Eis und J&J hat Zeit, einen Fonds für Entschädigungszahlungen aufzulegen.

Dieser als "Texas Two-Step" bekannte Trick funktioniert aber nur in einigen Bundesstaaten in den USA, etwa in North Carolina, wo die J&J-Sparte ihren Sitz hat. Und selbst da ist er höchst umstritten.

Schon jetzt verklagten einige Anwälte den Konzern wegen des Insolvenztricks. Höchstrichterlich bestätigt ist das Vorgehen noch nicht. Es könnte daher auch für andere Unternehmen interessant werden, die Klagen am Hals haben. Fraglich ist aber, ob Johnson & Johnson tatsächlich damit durchkommt. Dem Ruf der Firma dürfte es jedenfalls nicht zuträglich sein.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Focus Online: "Von Klagewelle überrollt: Johnson & Johnson greift zum Trick und meldet Insolvenz an"
  • Bloomberg: "Why Johnson & Johnson Is in Bankruptcy Court Even Though It’s Not Bankrupt"
  • finanzen100.de
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