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Corona-Lage: Neue Regeln für Geschäfte – was heißt das für Ihren Einkauf?


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Verschärfte Auflagen
Was bedeuten die Corona-Beschlüsse für Ihren Einkauf?


Aktualisiert am 26.11.2020Lesedauer: 3 Min.
Kunden warten vor einem Geschäft (Archivbild): Die schärferen Corona-Regeln für den Einzelhandel könnten häufiger zu Warteschlangen führen.Vergrößern des Bildes
Kunden warten vor einem Geschäft (Archivbild): Die schärferen Corona-Regeln für den Einzelhandel könnten häufiger zu Warteschlangen führen. (Quelle: Markus Scholz/dpa)

Um überfüllte Geschäfte in der Weihnachtszeit zu verhindern, gelten ab Dezember strengere Regeln für den Groß- und Einzelhandel. Die Branche übt scharfe Kritik – und warnt vor ungewollten Folgen.

Viele Neuinfektionen, Rekord bei den Todesfällen pro Tag: Der Teil-Lockdown im November hat zwar das exponentielle Wachstum gestoppt, das Coronavirus breitet sich aber weiter zu rasant aus. Bund und Länder haben sich deshalb auf weitere Einschränkungen verständigt.

Besonders betroffen ist neben den noch immer geschlossenen Kneipen, Restaurants, Clubs, Theatern und Kinos der Einzelhandel. Welche Beschlüsse gefasst wurden, was sie für Geschäfte und Verbraucher bedeuten und welche Ideen sonst noch im Gespräch sind, zeigt unser Überblick.

Was genau wurde beschlossen?

Bislang durfte sich in Geschäften höchstens eine Person je 10 Quadratmeter aufhalten; für größere Läden mit mehr als 800 Quadratmetern wurde diese Regel jetzt verschärft. Ab Dezember darf nur noch eine Person pro 20 Quadratmetern Verkaufsfläche eingelassen werden.

Über 800 Quadratmeter groß sind beispielsweise große Warenhäuser und Bekleidungsgeschäfte wie die Kaufhäuser von Galeria Karstadt Kaufhof oder Peek & Cloppenburg. Neu ist auch, dass die Maskenpflicht bereits vor den Geschäften und auf Parkplätzen gilt.

Wie reagiert der Einzelhandel?

Äußerst kritisch. Der Handelsverband HDE hält dieses abgestufte Konzept für unsinnig. Es gebe keinen sachlichen Grund, unterschiedliche Regeln für Verkaufsflächen über und unter 800 Quadratmetern zu erlassen, sagte Hauptgeschäftsführer Stefan Genth. Hygienekonzepte hätten sich sowohl in kleinen wie auch in größeren Räumen bewährt. "Die neue Regelung könnte auch kontraproduktiv sein, wenn sich Warteschlangen vor den Geschäften und in den Innenstädten bilden."

Der HDE-Chef verwies zudem darauf, dass die verschiedenen Regeln für Geschäfte unterschiedlicher Größe juristisch fragwürdig seien. Das zeigten die Erfahrungen aus dem Frühjahr, als zunächst nur Händler mit weniger als 800 Quadratmetern öffnen durften, was anschließend von Gerichten infrage gestellt worden sei.

Was heißen die Beschlüsse für Verbraucher?

Dürfen sich weniger Menschen gleichzeitig in Geschäften aufhalten, könnte das bedeuten, dass man beim Einkaufen vermehrt Schlange stehen muss – in den Wintermonaten sicher nicht angenehm. HDE-Chef Genth geht noch einen Schritt weiter und mahnt, wenn viele Kunden vor den Geschäften eng beieinander stünden, schaffe das neue Gelegenheiten für Ansteckungen. "Hier werden unnötig Risiken eingegangen, die absolut vermeidbar sind", sagte er im Gespräch mit t-online.

Die Beschlüsse von Bund und Ländern könnten aber auch psychologische Effekte haben. So ist der Industrieverband BDI der Ansicht, dass sich die Verbraucherstimmung für den Rest des Jahres zusätzlich eintrüben werde. "Dies wird die vorübergehende konjunkturelle Erholung auch im kommenden Jahr zunächst in Mitleidenschaft ziehen", sagte Verbandspräsident Dieter Kempf.

Auch Genth glaubt, dass es für viele Kunden abschreckend wirke, wenn sie damit rechnen müssten, vor dem Einkauf in der Kälte Schlange zu stehen. "Bei den ohnehin schon hart getroffenen Innenstadthändlern und insbesondere dem Bekleidungshandel könnte das im Ergebnis zu einem weiteren Kunden- und Umsatzrückgang führen."

Im Lebensmittelhandel vermutet er, dass Warteschlangen den Kunden das Gefühl geben könnten, dass Waren knapp seien – und warnt vor erneuten Hamsterkäufen als Konsequenz.

Was ist noch im Gespräch?

Weil bei vielen Einzelhändlern in diesem Jahr die Umsätze eingebrochen sind, pocht Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) erneut auf mehr verkaufsoffene Sonntage für 2021.

"Ich würde mir wünschen, dass das, was an Umsatzausfällen in diesem Jahr angefallen ist, über weitere verkaufsoffene Sonntage im nächsten Jahr wieder reingeholt werden kann", sagte er der "Bild". Er habe alle Landesregierungen und Kommunen gebeten, mit den Öffnungszeiten möglichst großzügig und flexibel umzugehen.

Seinen Vorschlag untermauert Altmaier mit der Aussage, es sei eine "nationale, ja auch eine patriotische Aufgabe", den stationären Einzelhandel zu erhalten. "Unsere Innenstädte sind das Ergebnis eines historischen Prozesses. Bäckereien, kleine Lebensmittelgeschäfte, Buchläden, Antiquitätengeschäfte haben sich über einen langen Zeitraum entwickelt und machen unsere Innenstädte zu Orten der Begegnung und attraktiv für viele Menschen." Er möchte nicht in einer Stadt leben, in der es nur noch Geschäfte großer Ketten gebe.

Verdi kritisiert Sonntagsöffnungen als "völlig inakzeptal"

Genau die würden allerdings in erster Linie von Sonntagsöffnungen profitieren, sagte Orhan Akman, Bundesfachgruppenleiter Einzelhandel bei der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi, im Gespräch mit t-online. "Wenn der Bundeswirtschaftsminister den Verdrängungswettbewerb in den Innenstädten beenden will, sollte er sich für allgemeinverbindliche Tarifverträge im Einzelhandel und für verbindliche Regelungen für alle Unternehmen einsetzen", so Akman weiter. Es sei völlig inakzeptabel, den Beschäftigen im Einzelhandel noch ihren einzigen festen freien Tag zu nehmen.

Unterstützung bekommt Altmaier von der FDP. Die hatte die Länder bereits aufgefordert, dem Einzelhandel an möglichst vielen Sonntagen die Öffnung zu erlauben. Der HDE würde verkaufsoffene Sonntage bereits jetzt begrüßen, "um das Weihnachtsgeschäft in den Innenstädten zu entzerren", sagte Hauptgeschäftsführer Genth. Nach Corona hätten sie zudem das Potenzial, zusätzliche Umsätze zu erwirtschaften.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Gespräch mit Stefan Genth
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