Bund-Länder-Treffen Ökonom zu Corona-Einigung: "Unsicherheit weiterhin verlängert"
Beim Treffen zwischen Merkel und den Ministerpräsidenten sollte es auch eine Einigung über das umstrittene Beherbergungsverbot geben. Doch daraus wurde nichts. Ein Ökonom äußert nun harsche Kritik.
Das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft (IW) reagierte enttäuscht über den Fortbestand des Beherbergungsverbots beim gestrigen Treffen zwischen Bund und Ländern. Die Unsicherheit durch die öffentliche Diskussion in Politik und Gesellschaft gerade in der Reisezeit halte viele Gäste vom Reisen ab, sagte Christian Rusche, Wettbewerbsökonom am IW, zu t-online. "Die Wiedervorlage der Maßnahme verlängert diese Unsicherheit jedoch weiterhin."
Die Unsicherheit setze "Inhaber und Beschäftigte unter Druck, weil sie Angst um ihre Jobs und ihre Unternehmen haben", sagte Rusche. "Hier hätte die Politik bereits vor der Reisezeit klare Regeln setzen müssen."
Er bekräftigte die Ablehnung eines Beherbergungsverbot seitens der Wirtschaft: "Ein Beherbergungsverbot schadet viel mehr, als es im Kampf gegen die Pandemie nützt." Die Gefahr, sich in einem Hotel mit ausgeklügeltem Hygienekonzept anzustecken, dürfe "eher vernachlässigbar" sein.
Beherbergungsverbot "trifft die, die bereits schwer getroffen sind"
"Mit dem Beherbergungsverbot können zwar leicht politische Zeichen gesetzt werden", sagte Rusche. "Es verhindert jedoch sichere Reisen und trifft gerade die, die bereits schwer von der Pandemie getroffen wurden. Der Verzicht einiger Bundesländer ist daher zumindest ein Hoffnungsschimmer."
Auch der Deutsche Tourismusverband bedauert, dass das Beherbergungsverbot weiterhin in vielen Bundesländern gilt. Urlaub habe kein besonderes Gefährdungspotential.
"Die Gastgeber von Ferienwohnungen und Hotels haben bewiesen, dass sie die Kontakt- und Hygieneregeln ernst nehmen und umsetzen", teilte der Verband mit. Er warnte, langsam gehe vielen Betrieben die Luft aus.
- Eigene Recherche
- Statement Christian Rusche
- Mit Material der Nachrichtenagentur Reuters