Streit über Gehalt Ryanair will Schließung deutscher Standorte überdenken
Ryanair hatte angekündigt, gleich mehrere Stützpunkte in Deutschland dichtzumachen. Nun scheint der Streit über Gehaltskürzungen mit der Belegschaft beigelegt – und es könnte zur Kehrtwende kommen.
Der irische Billigflieger Ryanair will die angekündigte Schließung der deutschen Standorte in Frankfurt-Hahn, Düsseldorf und Berlin-Tegel noch einmal überdenken. Die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC), die die geforderten Gehaltskürzungen zunächst abgelehnt hatte, habe es sich über das Wochenende anders überlegt, sagte Ryanair-Chef Michael O'Leary am Montag.
85 Prozent der Piloten und 75 Prozent des Kabinenpersonals seien nun mit den vorübergehenden Kürzungen von 20 Prozent einverstanden. VC habe dem Druck der Piloten, die angesichts der Corona-Krise um ihre Jobs bangten, nachgegeben. Ein VC-Sprecher sagte, die Gespräche liefen noch. Details wollte er nicht kommentieren.
Ryanair drohte mit Abbau von 3.000 Jobs
Nach Angaben der Gewerkschaft wären mehr als 170 Piloten von der Schließung der drei Basen betroffen gewesen. Frankfurt-Hahn im Hunsrück sollte zum 1. November, Düsseldorf und Tegel nach dem Ende der Sommersaison aufgegeben werden. "Nachdem sie die Vereinbarung über das Wochenende akzeptiert haben, werden wir uns das noch einmal anschauen", sagte O'Leary vor Investoren.
Ryanair hatte mit der Streichung von 3.000 Arbeitsplätzen gedroht, aber in Aussicht gestellt, dass die Zahl bei Gehaltskürzungen niedriger ausfallen könnte. Der Billigflieger hatte versprochen, die Kürzungen 2024 wieder zurückzunehmen. O'Leary sagte nun, Ryanair werde die zusätzliche Flexibilität nutzen, um Kapazitäten je nach Bedarf zu verschieben.
Nach Informationen der britischen BBC hatte Ryanair ursprünglich 20 Prozent der Gehälter einsparen wollen. Bei den schon bisher schlechtestbezahlten Mitgliedern der Kabinencrews hätten es fünf Prozent sein sollen.
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Ryanair mit ähnlicher Strategie in Wien erfolgreich
Bei der österreichischen Tochter Laudamotion hatte Ryanair eine ähnliche Strategie gefahren – mit Erfolg. Nach anfänglichem Widerstand stimmten die Gewerkschaften von Piloten und Flugbegleitern Einbußen zu. Ryanair hatte zuvor mit dem Ende des Standorts Wien samt seiner rund 300 Beschäftigten gedroht. Der österreichischen Zeitung "Standard" zufolge soll jenen 94 Beschäftigten, die gegen die Vereinbarung gestimmt hatten, gekündigt werden.
Alle Fluggesellschaften sind vom Einbruch des Luftverkehrs durch die Pandemie hart getroffen und bauen massiv Arbeitsplätze ab. Der Flugverkehr in Europa kam zwischenzeitlich fast komplett zum Erliegen.