Bilanzskandal Staatsanwaltschaft prüft bei Wirecard auch Verdacht der Geldwäsche
Neuer Verdacht gegen Wirecard: Mitarbeiter des Dax-Konzerns sollen auch Geld gewaschen haben, vermutet die Staatsanwaltschaft. Bislang ermittelte sie gegen das insolvente Unternehmen wegen Betrugs sowie Bilanzfälschung.
Im Skandal um den insolventen Zahlungsdienstleister Wirecard geht die Staatsanwaltschaft München auch dem Verdacht der Geldwäsche nach. "Wir ermitteln wegen Geldwäscheverdachts gegen Verantwortliche des Unternehmens und gegen Unbekannt", sagte eine Sprecherin der Strafverfolgungsbehörde am Donnerstag.
Die Staatsanwaltschaft prüfe eine Reihe entsprechender Anzeigen aus dem laufenden und aus dem vergangenen Jahr. Eine Wirecard-Sprecherin lehnte eine Stellungnahme ab.
Wirecard: Behörden ermitteln weltweit
Wirecard war nach Aufdeckung eines Bilanzlochs von 1,9 Milliarden Euro im Juni zusammengebrochen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt in diesem Zusammenhang wegen Betrugs, Bilanzfälschung und Marktmanipulation gegen den zurückgetretenen Vorstandschef Markus Braun und weitere Manager. Wegen des Verdachts verschiedener Finanzstraftaten im Umfeld von Wirecard ermitteln Behörden weltweit, unter anderem in den USA, in Singapur und auf den Philippinen.
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Am Mittwoch war bekannt geworden, dass US-Behörden einer möglichen Verwicklung Wirecards in einen 100 Millionen Dollar schweren Fall von Bankbetrug mit Marihuana-Handel nachgehen. Demnach sollen zwei Geschäftsleute zusammen mit Zahlungsabwicklern US-Banken über die Herkunft der Gelder getäuscht haben, um unbemerkt gegen Handelsverbote verstoßen zu können. Zwei Insider bestätigten einen entsprechenden Bericht des "Wall Street Journal".
In der Vergangenheit wurden gegen Wirecard immer wieder Vorwürfe laut, die auch den Aktienkurs heftig bewegten. In Deutschland sahen Finanzaufsicht Bafin und Staatsanwaltschaft lange Zeit nur Anhaltspunkte für Marktmanipulation durch Außenstehende.
Bereits 2010 gab es Verdacht der Geldwäsche
Das Amtsgericht München urteilte dann allerdings in zwei Fällen, dass es dafür keine ausreichenden Beweise gebe. Ein Ermittlungsverfahren gegen Investoren und Journalisten wegen des Verdachts der Marktmanipulation dauert nach Angaben der Staatsanwaltschaft München noch an.
Bereits 2010 und 2015 nahmen die Münchner Strafverfolger Wirecard wegen Geldwäscheverdachts ins Visier. Ein umfangreiches Ermittlungsverfahren sei 2012 nach zwei Jahren mangels Tatverdachts eingestellt worden, sagte eine Sprecherin.
In einem weiteren Verfahren durchsuchten die Münchner Ermittler im Jahr 2015 im Auftrag der USA Büros von Wirecard. Was aus diesem Verfahren wurde, ist nicht bekannt. Die Münchner verweisen auf eine Zuständigkeit des US-Justizministeriums. Das Ministerium lehnte eine Stellungnahme ab.
- Nachrichtenagentur Reuters