Nur 22 Tage Die Folgen des Turbo-Advents 2017
In diesem Jahr dauert die Adventszeit nur 22 Tage – im vergangenen Jahr 2016 waren es 28 Tage. Kürzer kann der Advent nicht sein. Die Folgen für Einzelhandel, Weihnachtsmärkte und Verbraucher schildern Experten.
Advent, Advent, ein Lichtlein brennt... In diesem Jahr geschieht das ziemlich spät. Der Grund: Die Weihnachtsfesttage gehören zu den festen, unbeweglichen Feiertagen im Kalender. Heiligabend ist immer am 24. Dezember, der Wochentag kann dagegen variieren – und er fällt in diesem Jahr auf einen Sonntag, der gleichzeitig der 4. Advent ist.
Im Umkehrschluss heißt das: Der 1. Advent ist am 3. Dezember – und die Adventszeit damit nur 22 Tage kurz, verglichen mit 28 Tagen im Jahr 2016. Die kürzeste Adventszeit, die möglich ist, folgt damit auf die längste – und das hat nicht nur Auswirkungen auf die Verbraucher.
"Zwar spielt die reine Dauer der Adventszeit bei den Geschenkkäufen nicht die entscheidende Rolle, weil die Geschenke so oder so gekauft werden", sagt Olaf Roik, Bereichsleiter Wirtschaftspolitik beim Handelsverband Deutschland (HDE). Allerdings gibt es in diesem Dezember zwei Verkaufstage weniger als im Jahr 2016. "Und das schlägt sich auf alle Fälle in den Umsätzen der Branche nieder."
Sieben Prozent weniger Umsatz
Laut Roik belaufen sich die Einbußen im Weihnachtsgeschäft deshalb "rein rechnerisch" auf sieben Prozent, das heißt, egal wie beispielsweise das Wetter im Dezember wird. "Allerdings muss man, bezogen auf die Vergangenheit, auch sagen, dass der Dezemberhandel relativ robust ist – eben wegen des Weihnachtsgeschäfts." Der Erlösausblick des HDE für das diesjährige Weihnachtsgeschäft unterstützt diese These.
Mit drei Prozent Umsatzplus im Gesamtjahr 2017 rechnet der Verband, auf dann 94,5 Milliarden Euro. "Das ist das Gesamtgeschäft im November und Dezember und ein robustes Wachstum", unterstreicht Roik. "Eine erfreuliche Entwicklung zum Jahresende – aber die Bäume wachsen dennoch nicht in den Himmel."
Auf das Gesamtjahr 2017 bezogen erwartet der HDE im stationären Einzelhandel ein Erlöswachstum von etwa einem Prozent, im Onlinehandel sollen es dagegen rund zehn Prozent sein. "Diese Strukturverschiebung als dominanten Effekt sehen wir auch zum Jahresende, im Weihnachtsgeschäft", so der HDE-Volkswirt.
Weihnachtsmärkte rechnen mit weniger Einnahmen
Im Gegensatz zum Einzelhandel spüren die deutschen Weihnachtsmärkte eine kürzere Advents- und damit Laufzeit deutlich. "Weniger Veranstaltungstage wirken sich auch ganz klar auf die Einnahmen aus", sagt Albert Ritter, Präsident des Deutschen Schaustellerbunds. Konkrete Zahlen nennt er aber nicht: "Das wäre unseriös und spekulativ."
Fakt aber ist, dass das Wetter eine Schlüsselrolle spielt: "Das Wetter ist für uns immer ein Risiko: Bei Regen und auch Schnee bleiben potentielle Besucher auch gern mal zu Hause", erklärt Ritter. "Um das Wetterrisiko zu mindern, zählt natürlich jeder Spieltag – insbesondere die Wochenenden." Wegen der nur 22 Adventstage wünscht er sich "trockenes und kaltes" Wetter. "Das wäre ideal für die rund 2500 Weihnachtsmärkte in Deutschland in diesem Jahr."
Verbraucher haben mehr Geld in den Taschen
Trotz der kürzeren Adventszeit rechnet Ritter mit "etwa 80 Millionen Besuchern". Fast jeder Deutsche geht also statistisch gesehen auf den Weihnachtsmarkt. "Tendenz steigend", so der Präsident des Schaustellerverbunds. "Für viele Städte sind die Weihnachtsmärkte inzwischen touristisches Ereignis und Standortförderung gleichermaßen."
Ein Pluspunkt für Einzelhandel und Weihnachtsmärkte: Die deutsche Konjunktur brummt. Die Prognosen für das Wirtschaftswachstum wurden mehrfach angehoben. Das bedeutet im Umkehrschluss auch, dass die Verbraucher durch Lohnerhöhungen mehr Geld in ihren Taschen haben. "Sie neigen deshalb dazu, auch mehr auszugeben", sagt Ritter.
Er sieht bei den Weihnachtsmärkten aber einen entscheidenden Vorteil: "Online geht bei uns nichts. Ein Weihnachtsmarkt lässt sich nicht virtuell erleben. Das ist seine Stärke. Diese Verbindung aus Wir-Gefühl, Tradition und Kinderlachen – das geht nur live."
Aldi, Rewe, Lidl und Co. bleiben Heiligabend geschlossen
Der kurze Advent 2017 wirkt sich auch auf die Lebensmittel-Discounter und Supermärkte aus. Obwohl Heiligabend dieses Jahr auf einen Sonntag fällt, erlaubt eine Sonderregelung, dass Lebensmittelgeschäfte geöffnet haben dürfen. Dennoch haben große Ketten, wie beispielsweise Aldi, bereits angekündigt, am 24. Dezember geschlossen zu bleiben.
Der Grund seien nach Angaben des Unternehmens "vor allem unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die nach einer langen, intensiven Woche in Ruhe das Weihnachtsfest begehen sollen". Ähnlich argumentiert auch die Schwarz-Gruppe, zu der Lidl und Kaufland gehören – und lässt seine Filialen am Heiligabend zu.
Ebenso nutzt die Lebensmittelkette Rewe das Sonderöffnungsrecht nicht, sodass die Filialen am 24. Dezember geschlossen bleiben. Die zum Konzern zählenden Penny-Discounter bleiben ebenfalls zu. Last-Minute-Einkäufe an Heiligabend sind deshalb erschwert. Dass diese Entscheidung auch Folgen für den Umsatz der Lebensmittel-Discounter und Supermärkte hat, steht außer Frage. Sie verzichten auf Millionenumsätze.
Nur Edeka macht von der Sonderregelung Gebrauch, am 24. Dezember von 10 bis 14 Uhr öffnen zu können. Die Filialen werden von Kaufleuten geführt, die selbst entscheiden, ob sie ihr Geschäft geöffnet haben möchten oder nicht.