Vorstand soll schrumpfen Commerzbank gibt sich offen für eine Übernahme
Die kriselnde Commerzbank macht zum Wochenbeginn Schlagzeilen. Zum einen steht Konzernchef Martin Blessing einer Übernahme nicht ablehnend gegenüber. Weiter will die gelbe Bank Mitarbeiter im Privatkundengeschäft in Norddeutschland abbauen. Ferner soll der Vorstand offenbar verkleinert werden. Die Aktie reagierte positiv auf die jüngsten Entwicklungen.
Steigen Chinesen bei der Commerzbank ein?
Konzernchef Blessing schließt eine Übernahme des Instituts nicht grundsätzlich aus: "Selbständigkeit ist für mich kein Selbstzweck", sagte er der "Welt am Sonntag". "Ich will, dass unsere Mitarbeiter das Gefühl haben können, etwas Sinnvolles für die Volkswirtschaft zu tun." Als mögliche Interessenten für einen Einstieg bei dem DAX-Konzern waren zuletzt diverse ausländische Großbanken gehandelt worden.
Ein Börsianer sah in den Bemerkungen einen gewissen Richtungswechsel. "Es wird nicht lange dauern bis neue Übernahmespekulationen aufkommen", sagte er - auch mit Blick auf in der Vorwoche geäußerte Expansionspläne der China Construction Bank.
Stellenabbau im Privatkundengeschäft
Derweil will das Kreditinstitut die Zahl der Mitarbeiter in ihrem Privatkundengeschäft in Niedersachsen reduzieren. Eine genaue Zahl wollte Werner Braun, Vorstand für die Sparte Privat- und Geschäftskunden in Nord- und Ostdeutschland, im Gespräch mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" allerdings nicht nennen.
"Deutschlandweit haben wir mehr als 15.000 Mitarbeiter im Privatkundengeschäft. Diese Zahl wird noch sinken - das trifft auch auf unsere rund 870 Mitarbeiter im Privatkundengeschäft in Niedersachsen zu." Er kündigte an, dieses Ziel ohne betriebsbedingte Kündigungen schaffen zu wollen. Die Zahl der Commerzbank-Filialen solle in Nord- und Ostdeutschland konstant bleiben.
Rochade im Vorstand
Unterdessen zeichnet sich bei der geplanten Verkleinerung ihres Vorstandes für die Commerzbank zumindest eine Teillösung ab. Wie das "Handelsblatt" berichtete, könnte Vorstandsmitglied Jochen Klösges seinen Posten freiwillig räumen. "Das steuert auf eine einvernehmliche Lösung zu, er wird sein Amt wohl freiwillig niederlegen", sagte ein Insider dem Blatt.
Für den 49 Jahre alten Manager habe sich eine "ausreichend attraktive Alternative" aufgetan, hieß es. Noch seien die Verträge nicht unterschrieben, doch es sehe gut aus. Ein Commerzbank-Sprecher wollte den Bericht nicht kommentieren.
Beim zweiten Vorstandsposten, dem Vernehmen nach geht es um Ulrich Sieber, gibt es dagegen kein Anzeichen für eine Lösung. Knackpunkt dürfte die Höhe der Abfindung sein. Verhandlungen waren bisher an unterschiedlichen Vorstellungen gescheitert. Sollte Aufsichtsratschef Klaus-Peter Müller die Abberufung im Kontrollgremium durchboxen, könnten der zweitgrößten deutschen Bank Klagen drohen.
Sie kann ihre Vorstände nur aus einem "wichtigen Grund" abberufen - etwa wegen einer Pflichtverletzung. Dies aber wird Sieber wie auch Klösges nicht vorgeworfen. Die Commerzbank betont "betriebliche Notwendigkeiten". Ob das als Begründung reicht, ist jedoch umstritten.