Immobilienmarkt Outlet-Center im Elsass soll Millionen Shopping-Touristen anziehen
Shopping-Eldorado statt grüner Wiese, nur etwa mehr als 40 Kilometer von Karlsruhe entfernt: Am Rande der 1000-Einwohner-Gemeinde Roppenheim im Elsass ist ein wahres Konsum-Idyll entstanden - nach dem Vorbild eines elsässischen Städtchens. Das Outlet-Center spanisch-niederländischer Investoren mit mehr als 100 Geschäften soll nicht zuletzt Tausende Einkaufstouristen aus Deutschland anlocken. Der deutsche Einzelhandel allerdings blickt mit Bauchgrimmen auf die Konkurrenz, die auf 27.000 Quadratmetern im historischen Ambiente internationale Markenartikel anbietet.
Eröffnung nach jahrelangem Tauziehen
Rund 8,4 Millionen potenzieller Kunden diesseits und jenseits der deutsch-französischen Grenze hat "The Style Outlets" im Visier. Am 25. April soll das Shopping-Eldorado nach jahrelangem Tauziehen zum großen Unbehagen des deutschen Einzelhandels eröffnet werden.
Der Roppenheimer Bürgermeister Gilbert Rinckel hat mit dem Fabrikverkaufszentrum einen Coup gelandet, da ist er sich sicher. "Ich wollte ein Gewerbegebiet ausweisen, aber wie und was wusste ich nicht", sagt er in perfektem Deutsch mit Elsässer Akzent.
Britischer Investor sah Potenzial
Landwirtschaftsflächen wurden zunächst umgewidmet, 1999 ergab sich ein erster Kontakt zu einem britischen Investor, der einen Fabrikverkauf von Markenkleidung aufziehen wollte. "Ich dachte mir, das ist sauberer als Industriebetriebe, und Kleidung kaufen die Leute immer", sagt Rinckel.
Die 13 Jahre bis zur Verwirklichung dieser Idee waren geprägt von Ablehnung aus Straßburg und Paris und von deutscher Seite sowieso, von juristischen Streitereien, abgesprungenen Investoren und Rinckels Hartnäckigkeit. 2006 stimmte schließlich das oberste französische Verwaltungsgericht in Paris dem Vorhaben zu. "Politische Unterstützung haben wir nicht bekommen", sagt Rinckel und fügt hinzu: "Alle dachten, unser Dorf sei überfordert."
Spanier und Niederländer übernehmen Vorhaben
2007 wurde die Baugenehmigung unterschrieben, Ende 2009 legten die neuen Investoren los. Die in Madrid ansässige Immobiliengruppe Neinver hatte zusammen mit dem niederländischen Entwickler kommerzieller Immobillien MAB Development aus Den Haag das Vorhaben 2009 übernommen.
Neubau-Dorf mit mittelalterlichem Flair
Jetzt steht der Roppenheimer Bürgermeister am Ende eines langen Weges und in einem Neubau-Dorf, das aussieht, als hätte es eine Geschichte vorzuweisen. Mit Fachwerkfassaden, architektonischen Elementen aus dem Mittelalter, der Renaissance oder dem Barock.
In wenigen Wochen soll hier hauptsächlich Mode angeboten werden, Dorfplätze, Restaurants und Cafés runden das Einkaufserlebnis ab. In den Boutiquen wird es nicht auffallen, dass sich hinter Gesimsen, Giebeln und bunten Türmen eigentlich Flachdächer verbergen. Rinckel zeigt sich überzeugt, dass auch Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz von der Anlage mit einem künstlichen See direkt an der Autobahn profitieren.
Deutsche Einzelhändler bleiben skeptisch
Der Handelsverband Südbaden ist da sehr skeptisch. "Die Erfahrung mit anderen Herstellerverkaufszentren zeigt, dass die Region davon kaum etwas hat", sagt Hauptgeschäftsführer Manfred Noppel. "Nach dem Einkauf fahren die meisten Besucher direkt wieder nach Hause und nicht mehr in eine Stadt." Umso mehr stört es Noppel, dass die Betreiber zu über 70 Prozent auf deutsche Kundschaft setzten.
Im Umland von Roppenheim gebe es mit Ausnahme von Straßburg nur kleinere Orte, während jenseits der Grenze Rastatt, Bühl und Baden-Baden lägen, sagt Noppel. "Bei uns setzt man darauf, die Innenstädte zu stärken. Und nach deutschem Baurecht wäre das Center nicht genehmigungsfähig gewesen", betont er. "Aber jetzt finden wir uns damit ab."