Venezuela-Bitcoin Kryptowährung "Petro" zum Start begehrt
In der Finanzwelt gelten Bitcoin und Co. als Teufelszeug. Venezuela hat nun eine staatliche Kryptowährung ausgegeben und Hunderte Millionen Dollar eingesammelt. Washington warnt.
Venezuela hat nach Angaben von Präsident Nicolas Maduro Hunderte Millionen Dollar beim Start der weltweit ersten staatlichen Kryptowährung "Petro" eingenommen. Am ersten Vorverkaufstag seien 735 Millionen US-Dollar zusammengekommen, sagte Maduro am Dienstag (Ortszeit) in Caracas. "Heute wird eine Kryptowährung ins Leben gerufen, die es mit Superman aufnehmen kann", sagte Maduro und spielte mit der bekannten Comicfigur auf die USA an, aus der die Weltleitwährung Dollar kommt.
Das krisengeplagte Venezuela erhofft sich durch den Start der Cyber-Devise einen wirtschaftlichen Befreiungsschlag. Bis 19. März können Interessenten in den "Petro" investieren, der venezolanischen Angaben zufolge mit jeweils einem Barrel (159 Liter) der Rohölreserven des Landes besichert ist. 100 Millionen digitale Münzen sollen zu jeweils etwa 60 US-Dollar ausgegeben werden. Damit käme der "Petro" auf einen Gesamt-Börsenwert von sechs Milliarden US-Dollar und würde aus dem Stand in die Top Ten der Kryptowährungen einziehen.
Washington warnt Investoren
In Venezuela herrscht seit Jahren ein Machtkampf zwischen Maduro und der Opposition. Das Land steckt in einer tiefen Wirtschaftskrise, der Ölpreisverfall der vergangenen Jahre drückt auf die Einnahmen des Staates. Die Opposition hat immer wieder mit Massenprotesten gegen Maduro mobil gemacht, dem sie den Aufbau einer Diktatur, Misswirtschaft und Korruption vorwirft. Maduros Regierung hofft, mit dem Petro die darniederliegende Wirtschaft des Landes neu zu beleben und die von den USA verhängten Sanktionen zu umgehen. Allerdings warnte Washington potenzielle Investoren, dass sie auch mit dem Kauf des "Petros" die Sanktionen missachten und sich damit strafbar machen könnten.
Maduro sieht den eigenen venezolanischen Bitcoin auch als entscheidenden Schritt hin zum Ziel seines Vorgängers Hugo Chávez, die Dominanz des US-Dollar und der Wall Street im kapitalistischen Wirtschaftssystem zu beenden. Kritiker geben aber zu bedenken, dass auch die "Petros" bisher nur in Dollar gekauft werden können. Die venezolanische Währung Bolívar hat angesichts einer vierstelligen Inflationsrate dramatisch an Wert verloren.
Venezolaner nutzen häufig Kryptowährungen
Einige Fans der Digitalwährung stehen der Möglichkeit ablehnend gegenüber, dass Einzelstaaten Kryptowährungen einführen, die ja eigentlich entwickelt wurden, um staatliche Kontrollen zu umgehen. Die Venezolaner nutzen bereits jetzt vielfach Bitcoins und andere digitale Währungen etwa für Arztbesuche oder Reisen. Damit gehen sie dem entwerteten Bolívar und dem US-Dollar aus dem Weg, den sie nur auf dem Schwarzmarkt besorgen können.
- Reuters, AP