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Renten-Modell in Österreich: Paradies für Rentner? So funktioniert es


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Debatte über Altersvorsorge
Weniger Arbeit, höhere Rente – so funktioniert das Österreich-Modell


Aktualisiert am 03.09.2020Lesedauer: 3 Min.
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Rentensystem in Deutschland: Wie es derzeit noch funktioniert und warum es ein akutes Problem gibt. (Quelle: t-online)
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Die gesetzliche Rente ist in Deutschland ein Streitthema. Die Linken zeigen nun auf Österreich als vermeintliches Paradies für Rentner. Doch ein Ökonom widerspricht.

Über die Rente wird in Deutschland häufig diskutiert – im Biergarten, an der Supermarktkasse oder von Gartenzaun zu Gartenzaun. Der klassische Tenor: die Rentenzahlungen sind zu gering – und die Deutschen müssen zu lange arbeiten.

In einem Nachbarland läuft es aus Sicht des Linken-Fraktionschefs Dietmar Bartsch besser: Österreich. Er stützt seine Behauptung auf ein Gutachten, das er beim wissenschaftlichen Dienst des Bundestages in Auftrag gegeben hat.

Demnach arbeiten die Deutschen tatsächlich länger als die Österreicher und bekommen trotzdem eine geringere Rente. Doch woran liegt das? Und haben wir bald eine Rente nach österreichischem Vorbild?

Was sind die zentralen Unterschiede der Rentensysteme?

Die beiden Rentensysteme unterscheiden sich in mehreren zentralen Punkten, weshalb Experten von einem direkten Vergleich etwa der Leistungen für Rentner warnen. Die wichtigsten Unterschiede im Überblick:

  • Beitragszahler: In Österreich zahlen alle Erwerbstätigen in die Rente ein – also auch Selbstständige. Beamte werden zwar nicht direkt in die Rentenversicherung einbezogen, ihre Leistungen aus der Versicherung werden jedoch Schritt für Schritt denen von Erwerbstätigen angepasst. In Österreich heißt die Rente Pension. In Deutschland erhalten nur Beamte eine Pension, Angestellte etwa zahlen in die gesetzliche Rente ein. Und vielen Selbstständigen steht dieser Schritt frei.
  • Renteneintrittsalter: Das Regelpensionsalter liegt in Österreich bei 60 Jahren für Frauen und 65 Jahren für Männer. In Deutschland gilt für alle ab 1964 Geborenen die Regelaltersgrenze von 67 Jahren. Nur für Arbeitnehmer, die vor dem 1. Januar 1947 geboren wurden, gilt noch die Rente mit 65 Jahren. Für alle Jahrgänge zwischen 1947 und 1964 gilt eine gestaffelte Regelung.
  • Rentenhöhe: Frauen in Österreich erhielten im Jahr 2018 durchschnittliche Rentenbeträge von 1.028 Euro im Monat, Männer 1.678 Euro. Dem standen deutsche Altersrenten von 711 beziehungsweise 1.148 Euro gegenüber. Der wissenschaftliche Dienst des Bundestages wies allerdings darauf hin, dass sich die tatsächlich gezahlten durchschnittlichen Renten nur bedingt vergleichen lassen, da als Mindestversicherungszeit für eine Altersrente in Österreich 15 Jahre und in Deutschland nur fünf Jahre vorausgesetzt werden.
  • Rentenbeiträge: Der Beitragssatz zur Rente beträgt in Österreich 22,8 Prozent, wobei die Arbeitgeber 12,55 Prozent tragen und die Beschäftigten 10,25 Prozent. Zum Vergleich: In Deutschland sind es zurzeit 18,6 Prozent, die sich Arbeitgeber und Beschäftigte jeweils zur Hälfte teilen.

Was wollen nun die Linken?

Die Linkspartei strebt auf Grundlage des Gutachtens eine große Rentenreform nach österreichischem Vorbild an. Künftig sollten auch Selbstständige, Beamte und Abgeordnete in die gesetzliche Rentenkasse einzahlen müssen, sagte Bartsch der "Neuen Osnabrücker Zeitung".

Dieser Vorschlag ist nicht neu, die Linken fordern diesen Umbau schon seit Jahren. Auch der ehemalige Wirtschaftsweise Bert Rürup unterstützt die Idee, dass alle Selbstständigen und Beamten in die Rentenversicherung einzahlen. "Eine Angleichung der Systeme ergibt Sinn, wenn man im Alter eine Gleichbehandlung haben will", sagte Rürup in einem Interview mit der "Süddeutschen Zeitung" Anfang des Jahres.

Ist ein Komplettumbau der Rente realistisch?

Nein – zumindest nicht aus ökonomischer Sicht, wie Jochen Pimpertz betont, Leiter des Kompetenzfelds Öffentliche Finanzen, Soziale Sicherung, Verteilung am arbeitgebernahen Institut der deutschen Wirtschaft. "Ein früheres Renteneintrittsalter und höhere Rentenzahlungen sind nur mit deutlich höheren Kosten möglich", sagte der Ökonom im Gespräch mit t-online.

Im Klartext bedeutet das: Entweder müssten die Beiträge zur Rente drastisch steigen – oder die Zuschüsse aus Steuereinnahmen. In jedem Fall gelte: "Das wird Wirtschaftswachstum kosten".

Höhere Beiträge könnten zudem negative Anreize im Arbeitsmarkt setzen. "Wenn zu viel Beiträge vom Lohn abgezwackt werden, wird sich manch einer überlegen, ob sich mehr Arbeit lohnt", so Pimpertz. Bei gleichem Nettolohn – also wenn die Beiträge für die Arbeitnehmer nicht steigen – würden dagegen die Arbeitskosten nach oben gehen, das setzt die Unternehmen unter Kostendruck.

Den zu einem Rentenumbau gehörigen Vorschlag der Linken, dass etwa auch Beamte in die gesetzliche Rente einzahlen sollten, ist laut Pimpertz "womöglich aus Gerechtigkeitsgründen denkbar". Ökonomisch habe dies aber ebenfalls wenig Sinn.

"Erforderlich wäre eine lange Übergangsfrist." Diese könnte bis zu 50 Jahre lang sein. "Angesichts des demografischen Wandels hilft das aber nicht, weil die bestehenden Pensionsansprüche weitergezahlt werden müssen."

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Gespräch mit Jochen Pimpertz
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