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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Private Altersvorsorge Frühstart-Rente: So viel Geld bringt sie fürs Alter

Die Union hat ihre Idee der Frühstart-Rente in den Koalitionsvertrag eingebracht. Was sich dahinter verbirgt und welche Summen herauskommen können.
Wer seinen Lebensstandard im Alter halten will, sollte nicht allein auf die gesetzliche Rente bauen. Denn die ist nur eine von drei Säulen der deutschen Altersvorsorge. Sie wird ergänzt von der betrieblichen und der privaten Altersvorsorge. Für Letztere hat sich die Union etwas ausgedacht, den Weg in den Koalitionsvertrag mit der SPD gefunden hat: die Frühstart-Rente.
t-online zeigt, wie das Konzept funktioniert, wem es zugutekommt und wie viel Geld dabei herausspringen könnte.
Was ist die Frühstart-Rente?
Die Frühstart-Rente sieht vor, dass der Staat ab dem 1. Januar 2026 jedem Kind vom 6. bis zum 18. Lebensjahr 10 Euro im Monat spendiert und dieses Geld auf ein Altersvorsorgedepot einzahlt – also in Aktien, ETFs oder andere Wertpapiere investiert. Das Depot gehört dem Kind selbst.
"Der in dieser Zeit angesparte Betrag kann anschließend ab dem 18. Lebensjahr bis zum Renteneintritt durch private Einzahlungen bis zu einem jährlichen Höchstbetrag weiter bespart werden", heißt es im Koalitionsvertrag. Die Erträge aus dem Depot sollen bis zum
Renteneintritt steuerfrei sein. Der Staat soll auf das Guthaben nicht zugreifen können. Auszahlungen sollen erst möglich sein, wenn die Regelaltersgrenze erreicht ist.
Die Frühstart-Rente soll auch eine erzieherische Maßnahme sein. CDU-Chef Friedrich Merz sagte, es gelte besonders jungen Menschen zu vermitteln, "dass sie sparen sollten, und vor allen Dingen, dass sich Sparen wirklich lohnt". Der entscheidende Faktor sei: früh anfangen, lange besparen. "Das müssen wir in Deutschland endlich verstehen. Wer das als Zockerei diffamiert, der verwehrt den Menschen die Möglichkeit, Vermögen zu bilden."
- Lesen Sie auch: Das sind die weiteren Rentenpläne von Union und SPD
Gibt es weitere Voraussetzungen?
Um von der Frühstart-Rente profitieren zu können, muss das Kind eine Bildungseinrichtung in Deutschland besuchen. Damit dürfte insbesondere gemeint sein, dass das Kind noch zur Schule geht oder eine Universität oder Fachhochschule besucht.
Lohnt sich die Frühstart-Rente?
Angenommen, die monatlichen 10 Euro werden in einen ETF-Sparplan auf den Aktienindex MSCI World angelegt, kämen bei einer geschätzten Rendite von durchschnittlich 6 Prozent pro Jahr bis zum 18. Geburtstag immerhin rund 2.090 Euro zusammen – eingezahlt wurden aber nur 1.440 Euro. Lässt man den Sparplan dann ruhen, zahlt also selbst nichts mehr ein, würden allein aus den staatlichen Einzahlungen bis zum Rentenalter von 67 Jahren gut 36.000 Euro vor Steuern.
Bespart man den ETF hingegen in derselben Höhe bis zum Renteneintritt weiter, kommt man 54 Jahre später bei einem Endkapital von gut 70.000 Euro heraus – knapp 63.000 Euro beruhen dabei allein auf der Rendite. Wer selbst mehr als die monatlichen 10 Euro erübrigen kann, wird das Ergebnis vervielfachen. Die Frühstart-Rente kann also tatsächlich eine stattliche Summe einbringen.
Gut zu wissen
ETFs sind börsengehandelte Indexfonds, die einen Index wie zum Beispiel den MSCI World abbilden. Dieser Index umfasst Aktien von rund 1.500 Unternehmen aus 23 Industrieländern weltweit und bietet so eine breite Streuung über verschiedene Sektoren und Märkte. Lesen Sie hier, wie Sie auch jetzt schon selbst einen ETF-Sparplan aufsetzen.
Was kostet die Frühstart-Rente den Staat?
"Bei ungefähr 700.000 jungen Menschen pro Jahrgang kostet das sieben Millionen Euro monatlich für jeden Jahrgang", rechnet Merz vor. "Das addiert sich mit der Zeit natürlich auf. Aber das ist allemal günstiger als immer höhere Bundeszuschüsse für die Rentenversicherung."
Was sagen Fachleute zur Frühstart-Rente?
Grundsätzlich gilt eine Altersvorsorge mit Aktien, insbesondere in Form von günstigen und breit gestreuten ETFs, als empfehlenswert. Auch Verbraucherschützer raten zu dieser Form der langfristigen Geldanlage. Der Sachverständigenrat Wirtschaft, besser bekannt als die Wirtschaftsweisen, hatte schon im Oktober 2024 einen ähnlichen Vorschlag wie die Frühstart-Rente gemacht. Bei ihrem Kinderstartgeld hätte man allerdings bereits ab 18 Jahren auf das Geld zugreifen können.
Die Experten vom Geldratgeber "Finanztip" geben zu bedenken, dass man sich von den oben errechneten Summen in ein paar Jahrzehnten viel weniger als heute kaufen können wird. Schließlich entwertet die Inflation das angesparte Guthaben. Die staatlichen Einzahlungen selbst seien daher nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Aber: "Wir sehen die Frühstart-Rente auch als wichtigen Anreiz, überhaupt mit dem Sparen anzufangen." Vor allem die Möglichkeit, später selbst zusätzliches Geld einzuzahlen, bewertet "Finanztip" positiv. Ohne diese Eigenleistung fällt der erreichbare Betrag jedoch deutlich geringer aus.
Aber nicht nur die Höhe der eingezahlten Beträge spielt eine Rolle, auch der sogenannte Zinseszinseffekt schlägt stärker zu Buche, wenn man die 10 Euro nicht monatlich, sondern direkt die Gesamtsumme auf einen Schlag anlegen würde. Andererseits hätte ein Sparplan den Vorteil, dass sich die Kinder regelmäßig mit ihrem Geld auseinandersetzen können. "Wer mit zehn oder 15 Jahren in ein eigenes Depot schaut, versteht langfristiges Sparen und Investieren besser", sagte Marlene Haupt, Rentenexpertin und Professorin für Sozialpolitik an der RWU Hochschule Ravensburg-Weingarten, der "Zeit".
Skeptisch ist sie, was die Art der Verwaltung des Frühstart-Depots angeht. Im Wahlprogramm der Union findet sich dazu nämlich die Formulierung "privatwirtschaftlich verwaltet". Kämen private Finanzbetriebe ans Ruder, könnte das Geld schnell in überteuerten Fonds landen, statt in günstigen ETFs. Lesen Sie hier mehr zum Unterschied zwischen Fonds und ETFs.
- Koalitionsvertrag von Union und SPD
- ihre-vorsorge.de: "Union will Frühstart für private Altersvorsorge"
- Finanztip-Newsletter vom 11. April 2025
- zeit.de: "Frühstart bei der Rente: Mit zehn Euro für jedes Kind" (kostenpflichtig)