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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Kredite bis Baufinanzierung Was sind Zinsen – und wo profitiere ich noch davon?
Kredite, Baufinanzierung, Festgeld: Überall geht es um Zinsen. Doch wie setzen sich diese eigentlich zusammen und wann nützen sie Verbrauchern etwas? t-online klärt die wichtigsten Fragen.
Zinsen – ein Begriff, den viele nicht nur von der Schulbank kennen. Egal, ob beim Bankkonto, der Geldanlage oder dem Traum vom eigenen Haus: Bei den ersten Schritten in die finanzielle Vorsorge drängen sich die Prozentzeichen erneut auf.
Höchste Zeit also, einmal genau hinzuschauen, was sich hinter dem Begriff Zinsen verbirgt, wie sie berechnet werden, wie Anleger von ihnen profitieren können und wo sogar Strafzinsen auf Sie warten. t-online klärt die wichtigsten Fragen.
Was sind Zinsen?
Zinsen sind Gebühren, die Sie zahlen müssen, wenn Sie sich Geld leihen. Nehmen Sie etwa einen Kredit bei Ihrer Bank auf, müssen Sie mehr zurückbezahlen, als Sie sich geliehen haben. Die Differenz zwischen der aufgenommenen Kreditsumme und dem Rückzahlungsbetrag sind die Zinsen.
Denn die Bank möchte dafür, dass sie Ihnen das Geld auf einen Schlag zur Verfügung stellt, Gebühren haben. Zahlen Sie als Kunde Zinsen für einen Bankkredit, nennt man diese Nominalzinsen oder auch Sollzinsen. Beim Effektivzins rechnet die Bank zudem noch weitere Kosten neben dem Sollzins ein, etwa Bearbeitungsgebühren.
Zudem gibt es noch Geldmarktzinsen und Kapitalmarktzinsen. Geldmarktzinsen werden für kurzfristige Geldanlagen bis zu einem Jahr berechnet, Kapitalmarktzinsen fallen an, wenn sich Kreditnehmer für mittel- bis langfristige Zeiträume Geld leihen.
Zinsen können aber auch positiv für Sie sein, nämlich dann, wenn Sie sich nicht Geld leihen, sondern Ihrer Bank Geld zur Verfügung stellen. Die Zinsen werden in Prozent angegeben. Bekommen Sie beispielsweise jährlich 5 Prozent Zinsen auf Ihr Bankguthaben von 10.000 Euro, erhalten Sie am Ende des Jahres von Ihrer Bank 500 Euro. Diese Art des Zins heißt in der Fachsprache Habenzins.
Zudem gibt es noch sogenannte Zinsen auf Sachkapital. Hier überlassen Sie jemanden Ihre Immobilie für einen festgelegten Zinsbetrag. Im Immobilienbereich wird dies auch als Mietzins bezeichnet – oder landläufig auch schlicht Miete.
Diese Rolle spielt der Leitzins
Ein weiterer wichtiger Zins ist der Leitzins. Dieser wird von der Europäischen Zentralbank (EZB) festgelegt und bestimmt, zu welchen Zinsen sich Geschäftsbanken, wie etwa die Deutsche Bank oder die Commerzbank, bei der Zentralbank Geld beschaffen oder anlegen können.
Ein besonders niedriger Leitzinssatz sorgt auch für niedrige Zinsen bei den Krediten, die Banken an ihre Kunden ausgeben. Tiefergehende Informationen zum Leitzins und wie er entsteht, finden Sie hier.
Wo bekomme ich Zinsen?
Die schlechte Nachricht zuerst: Als Sparer bekommen Sie von klassischen Banken nur noch sehr wenige Zinsen. Der Großteil der Banken vergibt auf das Ersparte auf dem Girokonto sogar gar keine Zinsen mehr.
Mittlerweile bekommen Kunden nur noch auf bestimmte Kontomodelle Zinsen, die Banken mehr Sicherheiten geben. So erhielten Sie auf Beträge, die Sie auf Ihrem Tagesgeldkonto (mehr dazu hier) lagern, im Juni 2021 maximal 0,15 Prozent Zinsen bei einer deutschen Bank. Ausländische Banken locken meist mit höheren Zinsen, allerdings ist Ihr Geld hier nicht durch die deutsche Einlagensicherung geschützt.
- Tagesgeld: Diese 550 Banken zahlen keine Zinsen mehr
Am liebsten ist den Banken die Anlage in Festgeld (mehr dazu hier), dementsprechend zahlen die Geldhäuser hier am meisten Zinsen – allerdings sind diese noch immer sehr moderat. Wenn Sie Ihr Geld für 24 Monate der Bank zur Verfügung stellen, bekamen Sie bei einer deutschen Bank zuletzt im besten Fall 0,50 Prozent Zinsen. Eine detaillierte Übersicht über die Zinsen bei Tages- und Festgeld lesen Sie hier im monatlich aktualisierten t-online-Zinscheck.
Als Sparer macht sich besonders der Zinseszinseffekt bezahlt. Hier erhalten Sie Zinsen auf Ihre Zinsen und lassen so Ihr Geld für sich arbeiten. Denn sie erhalten auf jeden Euro Zinsen, den Sie sich nicht auszahlen lassen, weitere Zinsen. Mit dem Zinseszinseffekt erhöhen Sie also ganz einfach und unkompliziert Ihre Anlagesumme, ohne Ihre Sparrate zu steigern. Mehr dazu lesen Sie hier.
Vor einigen Jahren zahlten Banken ihren Kunden häufig noch Zinsen auf ihr Kontoguthaben. Mittlerweile ist das aber Geschichte. Sparer bekommen auf ihre Girokonten schon seit Jahren keine Zinsen mehr, im Gegenteil: Immer mehr Banken führen Strafzinsen ein, eine Liste finden Sie hier.
Wo zahle ich Zinsen?
Immer wenn Sie sich Geld leihen, müssen Sie Zinsen zahlen. Die klassischen Beispiele dafür sind etwa:
- Privatkredite bei Ihrer Bank,
- Baufinanzierung,
- Ratenzahlung.
Als Sparer schadet Ihnen die Niedrigzinspolitik, da Ihre Bank Ihnen kaum noch Zinsen auf Ihr Kontoguthaben gibt, doch als Kreditnehmer profitieren Sie davon. Denn die Banken vergeben Kredite in den vergangenen Jahren zu sehr günstigen Konditionen. Das bedeutet, dass es sich für Sie lohnen könnte, große Anschaffungen wie den Kauf eines Hauses oder eines neuen Autos vorzuziehen.
So zahlen Sie teilweise unter einem Prozent Zinsen auf Privatkredite, bei Ratenzahlungen kommt es auf die Konditionen des Händlers an. Teilweise zahlen Sie auf Ratenzahlungen bei Produkten wie Fernsehern oder Laptops gar keine Zinsen. Diese Art der Null-Prozent-Finanzierung verwenden Händler phasenweise, um die Umsätze anzukurbeln.
Hier sollten Sie aber auf das Kleingedruckte achten: Häufig zählt die 0-Prozent-Finanzierung nur für einen entsprechenden Zeitraum. Bei Saturn erhalten Sie bei der Ratenzahlung nur 0 Prozent Zinsen für einen Zeitraum von sechs bis zehn Monaten, danach erhöhen sich die Zinsen auf einen effektiven Jahreszinssatz von 15,90 Prozent.
Baufinanzierung mit historisch niedrigen Zinsen
Baufinanzierungen bewegen sich etwas über dem Niveau der Privatkredite, sind aber ebenfalls auf einem historischen Tief. Bei einer Bindung über zehn Jahre erhalten Sie im Durchschnitt einen Baukredit für einen Zinssatz von etwa 1 Prozent, bei 15 Jahren Zinsbindung zahlen Sie etwa 1,3 Prozent.
Besonders bei Baufinanzierungen lohnt es sich, eine lange Laufzeit in der aktuellen Niedrigzinsphase zu vereinbaren. Im Regelfall brauchen Sie 20 bis 30 Jahre, um einen Immobilienkredit abzubezahlen. Endet die Laufzeit Ihres Kredites, müssen Sie sich um eine Anschlussfinanzierung bemühen (mehr dazu hier), sofern Sie Ihren Kredit noch nicht vollständig abbezahlt haben.
In zehn oder 15 Jahren könnten die Zinsen allerdings ein deutlich höheres Niveau erreichen, Zinsen von 5 bis 6 Prozent waren in der Vergangenheit keine Seltenheit. In diesem Fall könnte Sie Ihre Immobilie deutlich teurer zu stehen kommen als gedacht. Mit einer Sollzinsbindung können Sie sich den aktuellen Zins langfristig sichern.
Alternativ können Sie auch in einen Bausparvertrag investieren. Auch dieser sichert Ihnen zu Vertragsbeginn einen festen Zins für den Kredit zu, dafür sind Sie daran gebunden, eine bestimmte Summe mindestens in den Bausparvertrag zu investieren. Alle Informationen zum Bausparvertrag lesen Sie hier.
Wie berechne ich Zinsen?
Für Kreditnehmer ist der Nominalzins besonders interessant. Dieser gibt an, wie viel Prozent Gebühren – also Zinsen – der Bankkunde an das Geldhaus auf die Kreditsumme bezahlen muss.
Im Internet gibt es eine Vielzahl an Vergleichsportalen der verschiedenen Kreditinstitute und viele Onlinerechner legen Ihnen mit wenigen Klicks vor, mit welcher Gebührensumme Sie bei Ihrem gewünschten Kredit rechnen müssen. Sie können Ihre Kosten aber auch ganz leicht mit dieser Formel selbst ausrechnen.
Kreditbetrag × Zinssatz ÷ 100 = Zinskosten
Beispiel: Sie möchten einen Kredit über 5.000 Euro für eine neue Küche aufnehmen. Bei einem Zinssatz von 1,5 Prozent zahlen Sie jährlich 75 Euro an Zinsen. Das ergibt sich aus der Rechnung: 5.000 Euro x 1,5 Zinssatz ÷ 100 = 75 Euro. Anschließend müssen Sie die Summe (75 Euro) mit der Anzahl der Jahre, über die der Kredit läuft, multiplizieren. Bei einer Laufzeit von fünf Jahren zahlen Sie also insgesamt 375 Euro Zinsgebühren.
Was sind Negativzinsen?
Negativzinsen sind das Gegenteil von Habenzinsen. Die Bank zahlt Ihnen in diesem Fall kein Geld dafür, dass Sie Ihr Geld bei der Bank lagern, sondern das Geldhaus nimmt von Ihnen Gebühren.
Das heißt: Als Kunde zahlen Sie nun dafür, dass Sie Geld bei der Bank auf Ihrem Girokonto lagern. Je nach Bank müssen Sie als Kunde bereits ab einer Geldsumme von 50.000 Euro Strafzinsen zahlen, wenn diese nur auf dem Girokonto lagern. Andere Banken vergeben ab 100.000 Euro Strafzinsen. Welche Bank bereits Strafzinsen verteilt und ab welcher Summe, lesen Sie hier.
Warum vergeben Banken Strafzinsen?
Banken wollen mit dem Negativzins Kunden davon abhalten, zu viel Geld auf der Bank zu lagern. Sie können das umgehen, indem Sie Ihr Geld auf verschiedenen Konten bei verschiedenen Instituten lagern oder einen Großteil Ihres Vermögens investieren, etwa in ETFs. Eine einfache Anleitung, wie Sie regelmäßig in ETFs investieren finden Sie hier.
Hintergrund der Strafzinsen sind die Negativzinsen, die Banken wiederum bei der EZB zahlen müssen, wenn sie hohe Summen einlagern wollen (mehr zu Negativzinsen lesen Sie hier). Diese bestehen allerdings bereits seit 2014 – erst seit Kurzem bekommen das aber auch die Verbraucher zu spüren.
- Eigene Recherche
- Finanzscout24: Zinssatz
- Interhyp: Wie entwickeln sich die Bauzinsen in der Baufinanzierung? Unsere Zins-Charts
- Deutsche Bundesbank: Geldmarktsätze
- Bundesfinanzministerium: Leitzins
- Finanztipp: Negativzinsen
- Saturn: Offizielle Website Ratenkauf