Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung übernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.
Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.US-Notenbank überrascht Wenn der Zins Angst macht
Bis Mitte Dezember sah es in den USA nach einem entspannten Jahresausklang bei Aktien und Bitcoin aus. Doch dann kamen die Zinsen.
Es ist schon verrückt. Da liefen die Aktienmärkte 2024 wie geschmiert, und Mitte Dezember waren die Anleger weltweit schon im Weihnachts- und Silvestermodus. Es waren noch ein paar Handelstage zu absolvieren, aber was sollte schon passieren.
Und dann kam nicht Kurt – frei nach Frank Zander – sondern Powell, Jerome Powell. Der US-Notenbankchef erklärte den Investoren in relativ deutlichen Worten, dass die Zinssenkungsparty im Grunde vorbei sei und es höchstens mit viel Glück 2025 einen kleinen Nachschlag geben könne.
Zinsen stören dann doch
Dr. Thomas Gitzel von der VP Bank ordnet die neue Lage so ein: Selbst mit der Zinssenkung im Dezember habe sich Jerome Powell schon schwergetan. "Die Fed sieht sich annähernd am Ende des geldpolitischen Lockerungskurses und rammt klare Pflöcke ein: Deutliche Zinssenkungen wird es nicht geben, hierfür ist die US-Wirtschaft nach Ansicht der Fed zu stark." Ein Risiko blieben auch die Zölle von Donald Trump.
Die Folgen dieser Haltung können Anleger auch an den Renditen für zehnjährige US-Staatsanleihen ablesen. Diese sind auf 4,6 Prozent angestiegen und damit wieder etwa so hoch wie in der Spitze im April 2024. Mögliche Zinssenkungen sind also eingepreist. (Erwarten die Marktteilnehmer sinkende Zinsen, steigen die Renditen von Staatsanleihen, Anm. der Red.)
Zur Person
Daniel Saurenz ist Finanzjournalist, Börsianer aus Leidenschaft und Gründer von Feingold Research. Mit seinem Team hat er insgesamt mehr als 150 Jahre Börsenerfahrung und bündelt Börsenpsychologie, technische Analyse, Produkt- und Marktexpertise. Bei t-online schreibt er über Investments und die Lage an den Märkten, immer unter dem Fokus des Chance-Risiko-Verhältnisses für Anleger. Sie erreichen ihn auf seinem Portal www.feingoldresearch.de.
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Vanyo Walter vom Broker RoboMarkets findet, dass "auch die Inflation wieder Sorgen machen muss". Statt des im September noch geschätzten Teuerungsrückgangs bei den persönlichen Konsumausgaben auf 2,1 Prozent, gehe man nun von einer Inflationsrate in Höhe von 2,5 Prozent aus. Das könnte eine Zinsanpassung nach oben bedeuten – was die Märkte erst einmal wegstecken müssten.
Die Angst klettert
Dass dies keine Selbstverständlichkeit ist, zeigten die wichtigsten US-Aktienindizes Dow Jones, S&P 500 und Nasdaq in den letzten Handelstagen 2024. Anleger waren nervös und anders als 2023 zum Jahreswechsel zeigte auch der bekannte Fear & Greed Index nicht extreme Gier und Freude, sondern touchierte überraschend den Bereich extremer Angst.
Im gleichen Atemzug kletterte die Volatilität. "22 Zähler im VIX-Angstbarometer sind zwar nicht die Welt", so Experte Walter, "doch wenn man von 13 Zählern kommt, ist es doch ein üppiger Sprung." Hinzu kommt als Perspektive für 2025, dass US-Aktien im Vergleich zum Rest der Welt teuer sind wie nie zuvor. Gleiches gilt für den US-Dollar.
Es sind viele Gleichungen, die sich 2025 auflösen müssen. Dies endet aber nicht zwangsweise in einem Crash zum Jahresstart. Im Gegenteil. Anleger könnten einen möglichen Rücksetzer sogar nutzen und im Januar nochmals zukaufen. Die mögliche Kursrallye könnten Anleger dann nutzen, um weitere Gewinne einzustreichen – und das private Depot krisenfest für 2025 zu gestalten.
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