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Börsencrash: Der wahre Grund für die Krise auf dem deutschen Aktienmarkt


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Der wahre Grund für die Krise auf dem deutschen Aktienmarkt

MeinungEin Gastbeitrag von Daniel Saurenz

Aktualisiert am 11.08.2024Lesedauer: 4 Min.
Doch nach 16 Jahren im Amt schwindet die Zustimmung in der Bevölkerung für den Rekordkanzler. Bei der Bundestagswahl 1998 verlieren Union und FDP ihre Mehrheit im Bundestag. Am 27. Oktober 1998 gratuliert Helmut Kohl seinem Nachfolger Gerhard Schröder (SPD) zu dessen Wahl zum Bundeskanzler. Eine Ära geht zu Ende.Vergrößern des Bildes
Nach 16 Jahren im Amt schwand die Zustimmung in der Bevölkerung für den Rekordkanzler Helmut Kohl. Am 27. Oktober 1998 gratuliert Helmut Kohl seinem Nachfolger Gerhard Schröder (SPD) zu dessen Wahl zum Bundeskanzler. (Quelle: dpa)
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Der deutsche Aktienmarkt wurde im kleinen Sommercrash mit nach unten gezogen. Die Probleme vor allem in der zweiten Reihe haben aber einen anderen Grund.

Im Spätsommer 1998 sah ich Helmut Kohl bei einer Wahlkampfveranstaltung zur Bundestagswahl in Mainz. Wirtschaftlich war Deutschland festgefahren und bei den Zuschauern dachten sehr viele, dass nur Kohl selbst nicht merkte, wie sehr seine schwarz-gelbe Koalition am Ende war. Am 26. Oktober 1998 wurde Kohl dann abgewählt, Rot-Grün übernahm. Im Sommer 2024 merkt eigentlich fast jeder, dass die Ampelregierung nicht nur fix und fertig ist, sondern das Land mit jedem Tag weiterer Regierungsverantwortung tiefer in die Krise treibt.

An der Börse spiegelt sich dies in den Kursen der mittleren und kleinen Unternehmen wider, die besonders von den Energiepreisen im Land, der Infrastruktur, der Suche nach qualifizierten Arbeitskräften und den Anreizen für die Beschäftigung abhängig sind.

Schrumpfland Deutschland

Quartal um Quartal sieht man kein Wirtschaftswachstum – der Standort Deutschland bleibt für Unternehmen ein schwieriges Pflaster. Die jüngsten Zahlen machen die Misere deutlich: Während Ökonomen auf ein Mini-Wachstum gehofft hatten, ist die deutsche Wirtschaft im zweiten Quartal wider Erwarten leicht geschrumpft.

Auch der Internationale Währungsfonds sieht vorerst keine Besserung: Während die Weltwirtschaft in diesem Jahr um gut drei Prozent wachsen soll, droht Deutschland mit 0,2 Prozent das schwächste Wachstum aller führenden G7-Industriestaaten.

Dax-Konzerne setzen Fokus aufs Ausland

Dax-40-Investoren nehmen das nur achselzuckend zur Kenntnis, denn die großen deutschen Unternehmen haben sich längst von ihrem Heimatmarkt abgekoppelt. Im Schnitt erwirtschaften die Großkonzerne nur noch rund 20 Prozent ihres Umsatzes in Deutschland. Viel wichtiger ist das Geschäft in den USA und den Schwellenländern.

In Zukunft dürfte diese Quote weiter sinken, Unternehmen wie BASF und Mercedes-Benz bauen ihre Präsenz in China und den USA weiter aus. Man könnte meinen, dass es ein Wunder ist, dass dem Dax auch nach der Korrektur im August nur acht Prozent zum Rekordhoch fehlen, während hierzulande ein blutleeres Wachstum jede Investitionsbereitschaft im Keim erstickt.

Daniel Saurenz von Feingold Research begleitet Sie als Experte durch das Börsengeschehen.
Daniel Saurenz von Feingold Research begleitet Sie als Experte durch das Börsengeschehen. (Quelle: Goldlicht Fotografie)

Zur Person

Daniel Saurenz ist Finanzjournalist, Börsianer aus Leidenschaft und Gründer von Feingold Research. Mit seinem Team hat er insgesamt mehr als 150 Jahre Börsenerfahrung und bündelt Börsenpsychologie, technische Analyse, Produkt- und Marktexpertise. Bei t-online schreibt er über Investments und die Lage an den Märkten, immer unter dem Fokus des Chance-Risiko-Verhältnisses für Anleger. Sie erreichen ihn auf seinem Portal www.feingoldresearch.de.

Alle Gastbeiträge von Daniel Saurenz lesen Sie hier.

SAP, Siemens und Allianz dominieren

Wer international breit aufgestellt ist und frühzeitig die Weichen gestellt hat, wird an der Börse belohnt und rege gehandelt. Beim Smartbroker oder dem Börsenplatz Gettex in München liegen regelmäßig SAP, Siemens und Allianz weit vorne. Ansonsten dominieren eher Titel aus den USA wie Nvidia, Apple oder Tesla. Das zeigt sich auch bei den Einzelwerten in der ersten Börsenliga.

Neun der 40 Indexmitglieder haben in diesem Jahr – ähnlich wie der DAX – ihre Bestmarken weiter verbessert. Darunter befinden sich Schwergewichte wie Airbus, Siemens und SAP. Gerade die Walldorfer Softwareschmiede glänzte zuletzt wieder mit einem optimistischen Ausblick für das Cloud-Geschäft und begeisterte mit einer Prognoseanhebung. Die Aktie profitierte in den vergangenen Wochen von der Mitte März auf 15 Prozent angehobenen Kappungsgrenze. Mittlerweile ist die Gewichtung jedoch auf 14 Prozent gestiegen, die Luft wird also dünner.

"Sollte die SAP-Aktie weiter stärker steigen als der Index oder andere Aktien und das Limit wieder erreichen, müssten Fonds, die den Dax abbilden, Anteile verkaufen", erklärt Vanyo Walter vom Broker RoboMarkets, zuvor selbst lange in der Fondsbranche tätig. Dies reflektiert sich dann natürlich auch in Dax-ETFs, wie sie mittlerweile Marktführer Amundi anbietet.

Trauerspiel beim mittelgroßen und beim kleinen Dax

Neun von 40 bedeutet aber auch, dass viele Dax-Werte kaum an der Rallye der vergangenen Jahre teilgenommen haben und noch weit unter ihren Höchstständen notieren. In der Tat gibt es viele traurige Beispiele: Allianz und Mercedes-Benz notieren 40 Prozent unter ihren Höchstständen, bei Infineon und Deutsche Post sind es rund 70 Prozent.

Besonders bitter ist die Bilanz bei den Banken: Nach Daten von Smartbroker liegen Deutsche Bank und Commerzbank rund 90 Prozent unter ihrem Allzeithoch. Im MDax und im SDax sieht es bei den mittelgroßen deutschen Aktien eher nach einem Crash als nach einem jahrelangen Aufwärtstrend an den Aktienmärkten aus. Firmen wie Jungheinrich, Wacker Chemie, Gerresheimer, Fraport, Lufthansa oder Carl Zeiss Meditec bilden das Trauerspiel ebenfalls gut ab.

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Foto Benjamin FeingoldAusgewählt von unserem Börsenexperten Benjamin Feingold
Wer einfach und preiswert auf die im Beitrag erwähnten deutschen Standardwerte setzen will, kann mit dem Amundi DAX UCITS ETF alle Titel auf einmal erschlagen. Die größten Werte im ETF sind SAP, Siemens und Allianz, die rund 32 Prozent ausmachen.
Für wen geeignet?Mittel- bis Langfristanleger
In welcher Marktsituation geeignet?Steigende DAX-Notierungen
Risikoklasse: Mittel
Laufende Gebühren: 0,08% p.a.
Um die im Beitrag erwähnten Schwellenländer in seinem Portfolio abzudecken, können Anlager den Amundi Prime All Country World UCITS ETF erwerben. Der ETF enthält rund 3.400 Unternehmen, sowohl aus Industrie- als auch aus Schwellenländern.
Für wen geeignet?Mittel- bis Langfristanleger
In welcher Marktsituation geeignet?Steigende Kurse von Aktien weltweit
Risikoklasse: Mittel
Laufende Gebühren: 0,07 % p.a.

Dax bietet attraktive Bewertungen

Unter Bewertungsgesichtspunkten bietet der Dax eine erfrischende Alternative zu den hoch bewerteten US-Börsen. Laut Daten des Smartbrokers liegt das 2024er-Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von rund 13 im Bereich des langjährigen Durchschnitts. Auch andere Kennzahlen wie das Kurs-Cashflow- und das Kurs-Buchwert-Verhältnis deuten nicht auf Übertreibungen hin.

Die Analysten haben ihre Gewinnschätzungen für den Dax bis Anfang April sogar deutlich nach unten korrigiert. Auch die Prognosen für 2025 zeigen rote Vorzeichen. Schwierig bleiben die Aussichten für die Automobilhersteller.

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Warten auf den Helmut-Kohl-Moment

Die niedrige Bewertung mit KGVs zwischen fünf bis zehn zeigt aber, dass der Markt bereits vorbereitet ist und kaum größere Schocks drohen. Auch andere Titel wie Infineon oder Airbus bieten nach den jüngsten Rückschlägen wieder ein deutlich attraktiveres Chance-Risiko-Verhältnis als noch vor wenigen Wochen.

Am Börsenparkett ist ohnehin schon seit einigen Monaten eine spezielle Wette im Gespräch, nämlich jene auf das Ende der Ampel. Viele Investoren warten nur darauf, dass Deutschland mit einer anderen Politik eine neue Chance bekommt. Doch dieser "Helmut-Kohl-Moment" könnte vermutlich noch ein ganzes Jahr dauern.

Transparenzhinweis
  • Der Artikel stellt keine Kauf- oder Anlageberatung dar. Auf Finanzanalysen von Dritten hat die t-online-Redaktion keinen Einfluss.
Verwendete Quellen
  • Eigene Beobachtungen
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