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MSCI: Der Weltaktienindex ist aus diesem Grund keine Mogelpackung


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MSCI World
Warum der Weltaktienindex keine Mogelpackung ist

  • t-online-Kolumnistin Jessica Schwarzer
MeinungEin Gastbeitrag von Jessica Schwarzer

01.10.2023Lesedauer: 4 Min.
Aktien: Große Konzerne haben ihre eigene Dividendenpolitik und versuchen die Ausschüttungen jährlich zu steigern.Vergrößern des Bildes
Kritischer Blick auf Aktien: Der Index MSCI World ist beliebt und wird gleichzeitig kritisiert (Symbolbild). (Quelle: g-stockstudio/getty-images-bilder)

Vor allem bei Privatanlegern ist der MSCI World sehr beliebt. Doch es hagelt Kritik: zu amerikanisch, zu technologielastig. Ist das Börsenbarometer etwa kein guter Index?

Der MSCI World ist ein echter Bestseller. Wer weltweit in Aktien investieren will, kommt am Weltaktienindex kaum vorbei. Vor allem bei Privatanlegern ist der Index sehr beliebt, wie die Handelsumsätze der Deutschen Börse für börsengehandelte Indexfonds (Exchange Traded Funds, kurz: ETFs) zeigen.

Und auch die Sparplan-Statistiken der Onlinebroker führen ETFs auf den MSCI World regelmäßig an. Auch vielen aktiv gemanagten Fonds dient er als Vergleichsindex. Trotzdem gibt es immer wieder Kritik an diesem Börsenbarometer: zu amerikanisch, zu technologielastig. Sogar eine Mogelpackung soll er sein.

Nicht ganz die ganze Welt im Depot

Gehen wir die Kritikpunkte der Reihe nach durch und fangen wir mit der Mogelpackung an. Ja, der Name ist irreführend, keine Frage. Denn ein echter Weltaktienindex ist der MSCI World im Grunde gar nicht. Es fehlen die Aktien aus den aufstrebenden Schwellenländern, den sogenannten Emerging Marktes. Diese Kritik ist also nicht unberechtigt.

Im MSCI World sind in der Tat "nur" Aktien aus den Industrieländern notiert. Eigentlich ist der MSCI World also kein Weltaktienindex, trotzdem steht er aber für einen sehr, sehr großen Anteil der weltweiten Kapitalmärkte. Die versammelten 1.600 Werte aus 23 Industrienationen entsprechen mehr als 70 Prozent der globalen Marktkapitalisierung. Das ist schon ziemlich viel "Welt", oder?

t-online-Kolumnistin Jessica Schwarzer
(Quelle: Michel Passin)

Die Finanzexpertin

Jessica Schwarzer ist Finanzjournalistin, Bestsellerautorin und langjährige Beobachterin des weltweiten Börsengeschehens. Die deutsche Aktienkultur ist ihr eine Herzensangelegenheit. Mitte März 2024 ist ihr siebtes Buch "Erfolgreich investieren mit den besten Börsenstrategien" im Börsenbuchverlag erschienen. Bei t-online schreibt sie über Investments und Finanztrends, die eine breit gestreute Basis-Geldanlage ergänzen. Sie erreichen sie auf LinkedIn, Twitter, Facebook und Instagram.

Alle Gastbeiträge von Jessica Schwarzer lesen Sie hier.

Übrigens hat es einen historischen Grund, dass im Index nur Aktien aus den Industrieländern gelistet sind. Als der MSCI World nämlich im Frühjahr 1986 an den Start ging, bildete der Index sehr wohl den Weltaktienmarkt ab. In China und anderen Schwellenländern gab es damals schlicht und einfach keine Börsen oder sie waren wegen ihrer geringen Größe bedeutungslos. Bei seiner Gründung bildete der MSCI World rund 85 Prozent der globalen Marktkapitalisierung ab und war damit ein sehr repräsentativer Weltindex. Und das ist er auch heute noch.

US-Aktien hoch gewichtet

Der MSCI World ist ein sehr repräsentativer Weltindex – aber er ist auch mächtig amerikanisch. Natürlich könnte es Sie schon verwundern, vielleicht sogar stören, dass US-Aktien mit fast 70 Prozent extrem hoch gewichtet sind. Zum Vergleich: Das am zweithöchsten gewichtete Land ist Japan und kommt gerade mal auf gut sechs Prozent, Großbritannien nur noch auf gut vier Prozent, Deutschland gerade mal auf 2,3 Prozent.

Doch das hat einen einfachen Grund: Die allermeisten Indizes sind Kapitalmarkt- gewichtet. Die Unternehmen, die am meisten wert sind, also die höchste Börsenkapitalisierung haben, haben auch den größten Anteil in den Indizes. Die wertvollsten Unternehmen der Welt finden wir eben an der New Yorker Wall Street – allen voran die großen Technologieunternehmen.

Viel Technologie, aber nicht zu viel

Womit wir beim nächsten Kritikpunkt wären. Der Index sei zu technologielastig. Ja, es stimmt, die größten Positionen sind die bekannten Tech-Giganten: Apple, Microsoft, Amazon, Tesla und Google-Mutter Alphabet. Unternehmen aus der Technologiebranche ("Information Technology") machen gut ein Fünftel des Indizes aus.

Und übrigens: Amazon ist kein Technologie-Unternehmen, sondern ein Konsumgüter-Konzern, so zumindest wollen es die Indexanbieter. Würde Amazon zu den Tech-Werten zählen, wäre ihr Anteil noch höher. Apple hat einen Indexanteil von fast fünf Prozent, Microsoft von vier Prozent, gefolgt von Amazon, Nvidia und Alphabet. Die zehn größten Firmen im Index haben zusammen einen Anteil von fast 20 Prozent, auch das wird mitunter kritisiert.

Der MSCI World ist trotzdem ein guter Index

Das alles ändert aber nichts daran, dass der MSCI World ein guter Index ist und dass ETFs auf den Weltaktienindex ein gutes Basisinvestment sind. Natürlich sind US-Aktien hoch gewichtet, und natürlich ist auch der Anteil der Technologiewerte üppig. Aber das ist der Tatsache geschuldet, dass der amerikanische Aktienmarkt der größte der Welt ist und dass die großen Technologieunternehmen die wertvollsten börsennotierten Unternehmen der Welt sind.

Es kommt also unweigerlich zu den vermeintlichen Übergewichtungen. Was am meisten wert ist, hat eben einen entsprechend hohen Anteil am Index. Aber das muss nicht schlecht sein, schließlich sind die amerikanischen Tech-Giganten auch sehr erfolgreiche Unternehmen, nicht umsonst sind sie so viel wert.

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Es gibt umfassendere globale Indizes

Auch wenn es heute "nur" noch etwas mehr als 70 Prozent der globalen Marktkapitalisierung sind, ist das Börsenbarometer nach wie vor ein Weltaktienindex. Allerdings gibt es inzwischen umfassendere Indizes – auch aus dem Hause MSCI, allerdings erst seit gut 20 Jahren. Zu Beginn des Jahrtausends, nachdem viele der Schwellenländer-Börsen endlich eine ausreichende Größe erreicht hatten, für Ausländer zugänglich waren und genügend Rechtssicherheit boten, erblickte ein Index für Schwellenländer das Licht der Börsenwelt: der MSCI Emerging Markets.

Gleichzeitig lancierte MSCI den MSCI All Country World Index (MSCI ACWI). Er enthält sowohl Industrie- als auch Schwellenländer. Da die Börsen der Emerging Markets gemessen an ihrer Marktkapitalisierung allerdings noch immer mickrig sind, kommen sie nur auf einen Indexanteil von gut zehn Prozent.

Man kann die Kritik nun teilen oder auch nicht. Fakt ist: Der MSCI World ist einer der bekanntesten und beliebtesten Indizes, gerade auch bei ETF-Anlegern. Wenn Sie wirklich die ganze Welt im Depot haben möchten, können Sie einen Indexfonds auf den MSCI Emerging Markets beimischen oder gleich auf den MSCI ACWI setzen. Wenn Ihnen der Anteil Deutschlands oder Europas zu gering ist, finden Sie auch hier den passenden ETF.

Der MSCI World ist und bleibt aber ein gutes Basisinvestment. Sie sollten nur ungefähr wissen, was in ihm steckt. Einen ETF auf den breiten amerikanischen Aktienmarkt, also den S&P 500 beizumischen, macht sicher ähnlich wenig Sinn wie ein ETF auf die US-Technologiebörse Nasdaq. Das wäre dann wirklich irgendwann zu viel des "Guten".

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  • Der Artikel stellt keine Kauf- oder Anlageberatung dar. Auf Finanzanalysen von Dritten hat die t-online-Redaktion keinen Einfluss.
Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
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