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Börse – Knallerjahr 2023: Wo es richtig gut läuft


Meinung
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Vergleich der Börsen
Deutschland pfui – USA hui?

MeinungEin Gastbeitrag von Daniel Saurenz

02.08.2023Lesedauer: 3 Min.
Börsenhändler feiern den Rekordstand des Dow Jones.Vergrößern des Bildes
Gute Laune in New York: Börsenhändler feiern den Stand des Dow Jones. (Quelle: reuters)

Zum Jahreswechsel waren sich viele Experten einig: Die Aktienmärkte werden abwärts taumeln. Doch die Prognose hätte falscher nicht sein können.

Haben Sie das Gefühl, dass es wirtschaftlich bergab geht? Angesichts der Wirtschaftsdaten und Energiepreise in Deutschland könnte man auf diese Idee kommen. Auch die Mahnungen aus der Wirtschaft sowie die schwache Investitionsneigung der Firmen lassen kaum andere Schlüsse zu. Das Problem dieser deutschen Brille ist aber, dass das Land europaweit zurückhängt und im Vergleich zu den USA mittlerweile in der zweiten Liga spielt.

Im Deutschen Aktienindex Dax triumphieren auch die Aktien mit gutem Auslandsgeschäft und starken Marken, jene mit energieintensiver Produktion in Deutschland mag man lieber nicht besitzen. Trotzdem reicht es, um in Sachen Aktienrendite ein Knallerjahr hinzulegen – entgegen der Prognosen vieler Fondsmanager zum Jahreswechsel.

"Der Dax hat just die 16.500 als neues Rekordhoch etabliert und ist damit immer noch günstiger bewertet als S&P 500 oder Nasdaq. Der Dax ist eben weit mehr als eine Deutschland AG", erklärt Jürgen Molnar vom Broker RoboMarkets die erstaunliche Entwicklung.

Weltweit ein Traumjahr

Auch weltweit sieht es bestens aus. "Nach sieben Monaten liegen nahezu alle größeren weltweiten Indizes im Gewinn", erklärt Dennis Austinat, Deutschland-Chef der internationalen Multi-Asset-Plattform Trive. Allerdings falle die Spanne der Zuwächse sehr unterschiedlich aus.

So kletterte Österreichs Aktienbarometer, der ATX, ähnlich wie die Börse in Zürich (SMI) bisher nur um rund drei bis fünf Prozent. Für den international vergleichbaren Dax-Kursindex ging es um 14 Prozent aufwärts, Europas Leitindex EuroStoxx 50 rückte um 18 Prozent vor.

Daniel Saurenz von Feingold Research begleitet Sie als Experte durch das Börsengeschehen.
Daniel Saurenz von Feingold Research begleitet Sie als Experte durch das Börsengeschehen. (Quelle: Goldlicht Fotografie)

Zur Person

Daniel Saurenz ist Finanzjournalist, Börsianer aus Leidenschaft und Gründer von Feingold Research. Mit seinem Team hat er insgesamt mehr als 150 Jahre Börsenerfahrung und bündelt Börsenpsychologie, technische Analyse, Produkt- und Marktexpertise. Bei t-online schreibt er über Investments und die Lage an den Märkten, immer unter dem Fokus des Chance-Risiko-Verhältnisses für Anleger. Sie erreichen ihn auf seinem Portal www.feingoldresearch.de.

Alle Gastbeiträge von Daniel Saurenz lesen Sie hier.

In den USA gewinnen die Substanzwerte an Schwungkraft, der Dow Jones verringerte mit sieben Prozent Zuwachs den Performancerückstand zum S&P 500, der 19 Prozent höher steht. Die im Nasdaq 100 dominanten Tech-Schwergewichte waren bisher die tragenden Säulen der Rally und ließen den Index um satte 44 Prozent steigen.

"Der Hype um Künstliche Intelligenz beflügelte allerdings nur die US-Werte", erklärt Ricardo Evangelista, Senior Analyst bei ActivTrades. In Deutschland seien hingegen kaum Unternehmen stärker in diesem Bereich tätig, der TecDax enttäusche daher mit lediglich elf Prozent Gewinn.

Jahresgewinner mit Problemen

Bewertungsseitig läuft die Berichtssaison zwar weiterhin überzeugend, die Kursreaktionen fallen aber sehr heterogen aus. "Während Nachzügler tendenziell profitieren, ist es für die Jahresgewinner deutlich schwieriger. Microsoft, Netflix und Tesla konnten die hohen Erwartungen nicht erfüllen. Mit einem KGV von 31 müssen Späteinsteiger für die acht größten Tech-Titel inzwischen tief in die Tasche greifen", sagt Analyst Molnar von RoboMarkets, der damit etwas Wasser in den Wein gießt.

Gleiches gilt für den breiten US-Markt: Trotz höherer Zinsen und stagnierender Gewinne sind die Kurse weiter gestiegen. Viele Investoren liegen mit ihren Fonds deutlich hinter der Benchmark und müssen kaufen, um den Performancerückstand aufzuholen. Die daraus resultierende Bewertungsexpansion ließ eine wichtige Kennzahl für die Bewertung des Marktes deutlich zulegen: das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV). Lesen Sie hier, was das ist.

"Im S&P 500 liegt diese Ziffer inzwischen bei rund 21 auf einem sehr hohen Niveau. Verglichen mit dem langfristigen Durchschnitt von 17 bezahlen Anleger aktuell also einen satten Aufschlag von mehr als 20 Prozent. Damit sind selbst die derzeit erhofften kräftigen Gewinnzuwächse ab dem vierten Quartal schon ausreichend eingepreist", wie RoboMarkets auswertet.

Aktien sind teuer

"Aktien sind aber nicht nur gut bezahlt im Vergleich zur Vergangenheit, sondern auch im Vergleich zu weniger riskanten Alternativen", meint Austinat. Zehnjährige US-Anleihen werfen momentan wieder rund vier Prozent ab, die Gewinnrendite des S&P 500 liegt bei fünf Prozent. Somit erhält man nur noch eine magere Aktienrisikoprämie von weniger als einem Prozent. "Tiefer lag die Kennzahl zuletzt vor rund 20 Jahren", erläutert Austinat.

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Foto Benjamin FeingoldAusgewählt von unserem Börsenexperten Benjamin Feingold
Für wen geeignet?Kurz- bis Mittelfristanleger
In welcher Marktsituation geeignet?Als Absicherung gegen fallende DAX-Notierungen
Risikoklasse:Als Absicherung moderat
Laufende Gebühren: Keine
Für wen geeignet?Kurz- bis Mittelfristanleger
In welcher Marktsituation geeignet?Als Absicherung gegen fallende Nasdaq-Notierungen
Risikoklasse: Als Absicherung moderat
Laufende Gebühren: Keine

Gefahren werden derzeit an der Börse aber nicht gespielt, im Gegenteil. Das Goldlöckchen-Szenario aus fallender Inflation ohne Rezession treibt immer mehr Anleger an den Aktienmarkt. Dass die Risiken im gleichen Maße zunehmen, wie die Kurse steigen, ist eine Binse. Man sollte sich nicht gegen eine starke Rally stellen, aber zumindest das Depot auf Absicherungen und Risikoprofil checken.

Dank der sehr tiefen Volatilitätsbewertung und hoher Zinsen sind Absicherungen so günstig zu haben wie selten zuvor. Ausgerüstet mit einer langen Laufzeit sind die Papiere ein guter Schutz, vor allem dann, wenn die zu Jahresbeginn noch pessimistischen Profis ins Bullenlager wechseln. Erste Fondsmanager sind schon umgefallen und zeigen sich nach ihrem extremen Pessimismus Ende 2022 auf einmal positiv. Wenn sie damit nicht ein zweites Mal so richtig vor die Wand fahren.

Transparenzhinweis
  • Der Artikel stellt keine Kauf- oder Anlageberatung dar. Auf Finanzanalysen von Dritten hat die t-online-Redaktion keinen Einfluss.
Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
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