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Aktien: Zinsen wie betoniert – darum könnte bald ein Börsengewitter drohen


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Warum jetzt ein Börsengewitter drohen könnte

MeinungEine Kolumne von Daniel Saurenz

Aktualisiert am 22.06.2023Lesedauer: 3 Min.
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Dunkle Wolken über dem Bankenviertel in Frankfurt: An der Börse sollten Anleger jetzt Vorsicht walten lassen.Vergrößern des Bildes
Dunkle Wolken über dem Bankenviertel in Frankfurt: An der Börse sollten Anleger jetzt Vorsicht walten lassen. (Quelle: Chromorange/imago-images-bilder)

Wenn am Aktienmarkt Zockertitel auf den Kurszetteln auftauchen, heißt es aufpassen. Wo Sie besser nicht gierig sein sollten.

Nichts scheint den Aktienmarkt im Juni 2023 aufhalten zu können – nicht einmal die EZB oder die US-Notenbank. Wenn Anleger im Frühsommer einen Vorwand gesucht hätten, um sich vom Aktienmarkt zu verabschieden, haben sie ihn bekommen.

So kündigte die US-Notenbank wie erwartet eine Pause bei ihren Zinserhöhungen an, allerdings mit einem sehr großen "Aber": Ihr sogenannter Zinspfad signalisierte zwei weitere Leitzinserhöhungen um jeweils einen Viertelprozentpunkt, dann ist Schluss mit den Erhöhungen. Auch die EZB hat wie erwartet ihren Zins leicht angehoben.

Zinsen wie betoniert

Ein Ende der Zinsanhebungen in Europa ist damit verschoben worden. In den USA sieht es noch düsterer aus. "Erstmals seit Jahren sehen unsere professionellen Anleger, dass sich das Zinslevel festigen könnte", erläutert Jürgen Molnar vom Broker Robomarkets, dessen Kunden unter anderem bevorzugt mit Währungen handeln. "Euro und Dollar haben sich knapp unter 1,10 Dollar festgefahren, da sowohl die EZB als auch die FED kein Zeichen der Schwäche senden", so Molnar.

Daniel Saurenz von Feingold Research begleitet Sie als Experte durch das Börsengeschehen.
Daniel Saurenz von Feingold Research begleitet Sie als Experte durch das Börsengeschehen. (Quelle: Goldlicht Fotografie)

Der Aktienprofi

Daniel Saurenz ist Finanzjournalist, Börsianer aus Leidenschaft und Gründer von Feingold Research. Mit seinem Team hat er mehr als 150 Jahre Börsenerfahrung und bündelt Börsenpsychologie, technische Analyse, Produkt- und Marktexpertise. Bei t-online schreibt er über Investments und die Lage an den Märkten, immer unter dem Fokus des Chance-Risiko-Verhältnisses für Anleger. Sie erreichen Daniel auf seinem Portal www.feingoldresearch.de.

FED-Chef Powell sagte jüngst sogar, die Zinsen könnten auf Jahre hoch bleiben. Dies ist ein Argument für den Anleihemarkt und eine echte Alternative zu Aktien. Einzig – der Verkauf am Aktienmarkt blieb aus, der Kursanstieg ging weiter. Im Dax gab es sogar neue Rekordnotierungen, ebenso bei einzelnen Aktien wie etwa den großen US-Techs Apple oder Microsoft.

Dass vor allem kleine US-Investoren gierig am Aktienmarkt zugreifen, kann da schon Bauchschmerzen auslösen. "Denn ein Großteil der Kursrally in diesem Jahr ruhte auf der Hoffnung, dass die US-Notenbank mit den Leitzinserhöhungen durch ist", erklärt Dennis Austinat, Deutschland-Chef von Trive, einer internationalen Multi-Asset-Plattform. Die diesjährigen Zuwächse wurden von nur einer Handvoll Aktien getragen, was ein Risiko darstellt, wenn diese Aktien ins Wanken geraten.

Der Aktienindex S&P 500, der die Aktien von 500 der größten börsennotierten US-Unternehmen umfasst, wird außerdem mit dem 19-fachen des 12-Monats-Gewinns gehandelt – das ist deutlich mehr als der langfristige Durchschnitt von rund 15. Zudem werfen risikoarme US-Staatsanleihen bis zu vier Prozent ab, was die Rendite von Aktien eben weniger attraktiv macht. In Europa liegen die Zinsen etwas tiefer.

Es fehlt der Auslöser – noch

"Doch damit der Markt einen bedeutenden Rückschlag erlebt, bräuchte es einen echten Katalysator", meint Austinat. Dieser könnte in Form von schlechten Wirtschaftsdaten oder Unternehmensgewinnen kommen. Die Wirtschaftsdaten weltweit fallen durchwachsen aus, allerdings mit einigen robusten Wirtschaftszweigen wie etwa dem Arbeitsmarkt. Die Aussichten für Deutschland sind im europäischen Vergleich besonders schwach.

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Einen Boom erleben aber auch andere Regionen nicht, sodass die Gewinnentwicklung der Unternehmen ein Katalysator für Enttäuschungen werden könnte. Die Quartalssaison ist also der nächste große Test. In den USA startet die Saison mit den US-Banken, die über die Kreditvergabeentwicklungen häufig auch ein Gradmesser für die Wirtschaft sind. Startschuss ist der 14. Juli. Und wie immer gilt an der Börse, dass die Erwartungen oft wichtiger sind als das, was am Ende herauskommt.

"Eine Rally wie bei Nvidia mit einer irrsinnigen Erwartungshaltung legt die Messlatte für die Unternehmenszahlen und den Ausblick im Juli immens hoch", gibt Experte Molnar den Sorgen für den Sommer nochmal Futter. Es ist also keinesfalls nur der Zins, der Börsengewitter auslösen könnte. Anleger sollten statt Gier also besser ihre Angst entdecken und die Depots genau überprüfen – und bei überhitzten Aktien gerne erstmal Gewinne mitnehmen. Schadet nie.

Transparenzhinweis
  • Der Artikel stellt keine Kauf- oder Anlageberatung dar. Auf Finanzanalysen von Dritten hat die t-online-Redaktion keinen Einfluss.
Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
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