Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung übernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.
Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.Sprudelnde Gewinne Luxus geht immer! Auch an der Börse?
Edle Uhren, teure Designertaschen oder kostspielige Accessoires – Luxusgüter sind extrem gefragt, übrigens auch an der Börse. Wie Anleger davon profitieren können.
Es klingt schwer nach Stammtischparole, aber: Luxus geht immer. Ob Finanzkrise, Corona-Lockdown oder Rezessionssorgen – die Geschäfte der bekannten Luxuskonzerne boomen weiter oder erholen sich von temporären Umsatzeinbußen zumindest sehr schnell. Und wenn wir uns die aktuellen Quartalszahlen oder einfach nur die Schlangen vor den Geschäften auf der Düsseldorfer Königsallee oder der Frankfurter Goethestraße anschauen, stimmt es auch in Zeiten extrem hoher Inflation. Gespart wird offenbar an anderer Stelle, nicht aber am Luxus.
Die Finanzexpertin
Jessica Schwarzer ist Finanzjournalistin, Bestsellerautorin und langjährige Beobachterin des weltweiten Börsengeschehens. Die deutsche Aktienkultur ist ihr eine Herzensangelegenheit. Mitte März 2024 ist ihr siebtes Buch "Erfolgreich investieren mit den besten Börsenstrategien" im Börsenbuchverlag erschienen. Bei t-online schreibt sie über Investments und Finanztrends, die eine breit gestreute Basis-Geldanlage ergänzen. Sie erreichen sie auf LinkedIn, Twitter, Facebook und Instagram.
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Sprudelnde Gewinne, steigende Aktienkurse
Die Branche ist einfach sehr robust, denn die Unternehmen haben eine höhere Preissetzungsmacht als andere. Wir machen anscheinend jede Preiserhöhung mit, zu groß ist die Sehnsucht nach den edlen Gütern. Das führt zu deutlich überdurchschnittlichen Margen, und die Unternehmen verdienen verdammt gut, sogar immer besser. Der Markt für Luxusgüter ist seit 1995 sogar doppelt so stark gewachsen wie das weltweite Bruttoinlandsprodukt. Vor allem die Nachfrage aus Asien hat sich mit zunehmendem Wohlstand gut entwickelt und macht heute oft knapp die Hälfte des Umsatzes der Konzerne aus. All das lässt die Umsätze und Gewinne sprudeln und die Aktienkurse steigen.
Und zwar kräftig. Wenn Sie mir auf Instagram oder Facebook folgen, dann haben Sie vielleicht mitbekommen, dass ich vor einigen Wochen ein bisschen gefeiert habe. Und zwar eine Premiere: Meine erste 1.000-Prozent-Aktie! Ja, ich habe wirklich eine Aktie im Depot, die mittlerweile sogar etwas mehr als 1.000 Prozent im Plus ist. Und es ist keine Zockeraktie, kein Pennystock, sondern die Aktie eines grundsoliden Luxuskonzerns, nämlich LVMH. Zu den bekanntesten Marken des französischen Konzerns gehören Louis Vuitton und Christian Dior, aber auch Moët, TAG Heuer, Fendi und Kenzo. Sie merken sicher: Luxus pur.
Klumpenrisiko "dank" extremer Kursgewinne
Aber zurück zu meiner Lieblingsaktie, und zu meinem Luxusproblem: Wenn eine Aktie derart steigt, dann hat man ein ganz schönes Ungleichgewicht im Depot – Experten nennen das Klumpenrisiko. Eigentlich sollten wir ja genau das meiden. Nun investiere ich bekanntlich mit meinem langfristigen Depot in breit streuende ETFs. Aber in meinem Spielgeld-Depot dürfen es auch schon mal Einzeltitel sein. Und so landete dort auch die LVMH-Aktie, allerdings schon vor fast 20 Jahren. Damals war ich noch ohne Strategie unterwegs, wenn ich ehrlich bin. Aber im Fall von LVMH hatte ich einen guten Riecher, in anderen Fällen wie beispielsweise mit Wirecard übrigens weniger. Aber das ist ein anderes Thema.
Mittlerweile habe ich eine sehr klare Strategie und zwei Portfolios: Das Spielgeld-Depot ist für die kurz- bis mittelfristigen Anlagen, das große Depot für den langfristigen Vermögensaufbau, die Altersvorsorge. Wenn nun aber eine Aktie so abgeht, dann wird erstens das Spielgeld-Depot ein bisschen zu "groß" und zweitens kommt es eben zum genannten Klumpenrisiko. Meine Lieblingsaktie macht mittlerweile 50 Prozent des Spielgeld-Depots aus. Das ist eigentlich nur noch eins: extrem riskant.
Verlieben Sie sich nie in eine Aktie
Eigentlich müsste ich also gegensteuern, ein paar Gewinne mitnehmen, das Risiko breiter streuen - all das tun, was ich Ihnen hier alle zwei Wochen rate. Wenn es nur so einfach wäre! Ist es aber nicht, denn ich habe mich in die LVMH-Aktie verliebt. Zwar besagt eine alte Börsenweisheit, dass man genau das nicht tun sollte, also sich in eine Aktie verlieben. Aber Sie wissen ja, wie das mit Gefühlen so ist … auch an der Börse! Ich würde mich niemals trennen. Ich bin verliebt. Klumpenrisiko hin oder her.
Zum Glück laufen die Geschäfte bei LVMH – wie bei den Wettbewerbern übrigens auch – sehr gut. Immer wieder werde ich gefragt, ob man jetzt noch einsteigen sollte? Das muss jeder für sich selber entscheiden, ich gebe keine Empfehlungen zu Einzelaktien ab. Aber ich kann Sie nur vor dem Einzeltitel-Risiko warnen. "Luxus geht immer" ist nämlich nicht garantiert, stimmt nicht zu jeder Zeit, und natürlich gibt es auch in dieser Branche an der Börse Rücksetzer. Auch sind Luxusaktien hoch bewertet, sie sind teuer. Luxus hat wohl auch an der Börse seinen Preis.
Mit breiter Risikostreuung auf Luxusaktien setzen
Wenn auch Sie ein bisschen Luxus im Depot wünschen, dann können Sie sich natürlich die Aktien der entsprechenden Konzerne näher anschauen. Davon gibt es einige: Neben LVMH sind es beispielsweise Burberry, Hermès, Tiffany, Dior, Prada und Kering – Sie haben die Qual der Wahl. Alternativ können Sie aber auch auf aktiv gemanagte Luxusgüter-Fonds wie beispielsweise den Pictet-Premium Brands (ISIN: LU0217138485) oder den GAM Multistock Luxury Brands (ISIN: LU0329429384) setzen. Schauen Sie sich die Strategie aber bitte genau an. Denn in den Depots sind nicht immer nur reine Luxusaktien, sondern oft auch weniger luxuriöse, aber markenorientierte Aktien wie Mercedes oder Nike.
Außerdem gibt es einen ETF aus dem Hause Amundi, den Amundi S&P Global Luxury ETF (ISIN: LU1681048630). Der zugrunde liegende S&P Global Luxury Index bietet Zugang zu den wichtigsten Aktien aus dem Luxussektor weltweit. Richemont, LVMH und Hermès sind am höchsten gewichtet, gefolgt von Mercedes, Kering und Estée Lauder. Insgesamt sind es 80 Aktien, damit ist das Risiko recht gut gestreut. Auf jeden Fall deutlich breiter als bei meinem Luxus-Investment.
Denken Sie aber bitte auch daran, dass solche Branchen- oder Themen-Investments immer nur eine Beimischung sein sollten und kein Basisinvestment. Auch wenn Luxus in den vergangenen Jahren an der Börse super gelaufen ist, schwankt ein solcher Fonds oder Themen-ETF je nach Marktphase deutlich stärker als ein breit streuender global investierender Fonds oder ETF.
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