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Rheinmetall im Dax: Was das für ETF-Anleger bedeutet


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Rheinmetall im Dax – was das für Anleger bedeutet

  • t-online-Kolumnistin Jessica Schwarzer
MeinungEin Gastbeitrag von Jessica Schwarzer

19.03.2023Lesedauer: 4 Min.
Rheinmetall-Transportfahrzeuge (Symbolbild): Der Rüstungskonzern erfüllt die Kriterien für den Aufstieg in den Dax.Vergrößern des Bildes
Rheinmetall-Transportfahrzeuge (Symbolbild): Der Rüstungskonzern erfüllt die Kriterien für den Aufstieg in den Dax. (Quelle: IMAGO/Luka Dakskobler)

Commerzbank statt Linde, Rheinmetall statt Fresenius Medical Care: Der Dax sieht ab Montag anders aus. Welche Folgen das für ETF-Anleger hat.

Der Dax ist die erste Bundesliga am deutschen Aktienmarkt, die höchste Spielklasse sozusagen. Und wie beim Fußball gibt es auch an der Börse eine zweite und dritte Liga, genauso wie Auf- und Absteiger. Freiwillige "Aussteiger" existieren im Fußball in der Regel allerdings nicht, anders als an der Börse.

Der Industriekonzern Linde ist nämlich nicht ab-, sondern ausgestiegen. Nach der Fusion mit Praxair hatte sich das Unternehmen dazu entschieden, das teure Zweitlisting an der Frankfurter Börse aufzugeben. Künftig ist Linde nur noch an der Wall Street notiert und nicht mehr an beiden Börsen.

Für Sie als Linde-Aktionär ändert das nichts. Sollten Sie aber auf einen Dax-ETF setzen, dann gehört Linde nun nicht mehr zu Ihrem Portfolio. Das ändert einiges. Denn mit einem Indexgewicht von mehr als neun Prozent hat der Dax sein wertvollstes Unternehmen verloren. Gleichzeitig ist mit der Commerzbank Ende Februar ein alter Bekannter in den Dax aufgestiegen. Und das war noch nicht alles.

Mehr Finanzen, mehr Rüstung, weniger Gesundheit

Nach dem Wiederaufstieg der Commerzbank kommt es am 20. März zum nächsten Wechsel, einem regulären Aufstieg. Der Düsseldorfer Rüstungskonzern Rheinmetall rückt in Deutschlands erste Börsenliga auf. Rheinmetall ersetzt im Dax den Dialyse-Spezialisten Fresenius Medical Care (FMC). Dessen Aktien waren seit 1999 ununterbrochen im Dax notiert. Nun der Abstieg in die zweite Börsenliga, den MDax.

Doch warum eigentlich? Es gibt ganz klare Regeln, wann eine Aktie in einem Index gelistet ist. Und diese werden regelmäßig überprüft. Für die Dax-Familie heißt das: Alle drei Monate wird entschieden, welche Unternehmen in die Auswahlindizes Dax, TecDax, MDax und SDax aufgenommen werden beziehungsweise sie verlassen müssen. Die regelmäßigen Überprüfungen und Anpassungen folgen einem streng geregelten Ablauf. Denn die Frage, wer auf-, ab- oder umsteigt, bewegt auf jeden Fall die einzelnen Aktien und nicht selten den ganzen Markt.

t-online-Kolumnistin Jessica Schwarzer
(Quelle: Michel Passin)

Die Finanzexpertin

Jessica Schwarzer ist Finanzjournalistin, Bestsellerautorin und langjährige Beobachterin des weltweiten Börsengeschehens. Die deutsche Aktienkultur ist ihr eine Herzensangelegenheit. Mitte März 2024 ist ihr siebtes Buch "Erfolgreich investieren mit den besten Börsenstrategien" im Börsenbuchverlag erschienen. Bei t-online schreibt sie über Investments und Finanztrends, die eine breit gestreute Basis-Geldanlage ergänzen. Sie erreichen sie auf LinkedIn, Twitter, Facebook und Instagram.

Alle Gastbeiträge von Jessica Schwarzer lesen Sie hier.

Platz 1 bis 40 bedeutet: erste Liga

Doch nach welchen Regeln entscheidet die Deutsche Börse? Grundsätzlich müssen Unternehmen für eine Aufnahme in die wichtigen Auswahlindizes die Transparenz-Anforderungen von Prime oder General Standard erfüllen, fortlaufend auf Xetra gehandelt werden, einen Unternehmenssitz in Deutschland haben beziehungsweise einen wesentlichen Teil der Geschäftstätigkeit hierzulande ausüben und mindestens zehn Prozent der Anteile im Streubesitz haben.

Im Moment erfüllen laut Angabe der Börse Frankfurt gut 600 Unternehmen die ersten drei Kriterien. Wer von diesen dann in den Dax, MDax und SDax kommt, hängt seit September 2021 allein von der Marktkapitalisierung der Aktien im Streubesitz ab. Wer am meisten wert ist, führt die Tabelle an. Platz 1 bis 40 bedeuten dann: erste Liga, Dax, Standardwert. Und das hat nun auch Rheinmetall geschafft.

Rüstungsbranche im Aufwind

Der Kurs der Aktie des Rüstungskonzerns hat sich seit dem Ausbruch des Ukraine-Krieges im Februar 2022 fast verdoppelt. Das Unternehmen ist an der Börse mittlerweile fast elf Milliarden Euro wert und damit mehr als Absteiger FMC. Überhaupt hat die Rüstungsbranche Konjunktur, auch im Nebenwerte-Index MDax. Dort verdrängen der Rüstungselektronik-Hersteller Hensoldt den Biokraftstoff-Hersteller Verbio und der Technologiekonzern Jenoptik die Software AG.

Gewichtung im Dax verschiebt sich

Aber zurück zum Dax: Mit dem Aufstieg von Rheinmetall wird sich auch die Gewichtung der einzelnen Aktien und vor allem der Branchen wieder verschieben. Industriekonzerne machen schon jetzt fast 23 Prozent aus, das wird ein wenig mehr werden. Denn Rheinmetall zählt zu den Industriekonzernen, Absteiger FMC ist ein Gesundheitskonzern.

Finanzunternehmen folgen aktuell noch mit mehr als 17 Prozent und zyklischer Konsum mit mehr als 15 Prozent. Die drei nach Gewichtung größten Unternehmen sind übrigen SAP, Siemens und Allianz. Sie machen gut ein Viertel des Indizes aus. Das dürfte in etwa so bleiben.

Auf- und Abstiege beeinflussen die Aktienkurse

Wichtig sind Indexänderungen für Sie vor allem, wenn Sie einen potenziellen Auf- oder Absteiger im Depot haben. Die Kurse der Aufsteiger steigen vor der Überprüfung und umgekehrt. Auch wenn Sie in börsengehandelte Indexfonds (Exchange Traded Funds, ETFs) investieren, ist ein solches Stühlerücken von Bedeutung.

Denn dort muss dann entsprechend umgeschichtet und umgewichtet werden. Das wiederum kann Einfluss auf die Aktienkurse haben. Sie selber müssen aber gar nichts tun, die Auf- und Abstiege bauen die ETF-Anbieter zeitnah nach.

Rüstung ist nicht nachhaltig

Mal fällt das Stühlerücken übrigens etwas heftiger aus, mal weniger heftig. Oft passiert auch einfach gar nichts, wenn die Indizes überprüft werden. Spannend ist das Ganze auf jeden Fall, auch mit Blick auf ein Megathema: die Nachhaltigkeit.

Rheinmetall ist ein Rüstungskonzern. Und diese Konzerne gelten in der Regel nicht als nachhaltig. Vielleicht stört Sie das so sehr, dass Sie Ihr Dax-Engagement überdenken wollen? Zum Glück gibt es ja noch den grünen Dax, den Dax ESG. Und auch auf diesen nachhaltigen Index gibt es mittlerweile ETFs. Die Verschiebung der Branchengewichtung kann ebenfalls ein Grund sein, ein Investment zu überprüfen. Schauen Sie auf jeden Fall von Zeit zu Zeit, was so in Ihren ETFs steckt, was sich verändert. Es lohnt sich.

Transparenzhinweis
  • Der Artikel stellt keine Kauf- oder Anlageberatung dar. Auf Finanzanalysen von Dritten hat die t-online-Redaktion keinen Einfluss.
Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
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