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Aktien Europa: Weitere Verluste - 'Jahresendrally scheint endgültig abgeblasen'


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Aktien Europa: Weitere Verluste - 'Jahresendrally scheint endgültig abgeblasen'

Von dpa-afx
20.12.2021Lesedauer: 3 Min.

PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Nach einem schwachen Wochenausklang hat sich der Druck auf Europas Börsen am Montag noch verstärkt. "Die Jahresendrally an den Aktienmärkten scheint endgültig abgeblasen", kommentierten die Experten von Index-Radar die Kursentwicklung. Zudem schauten die Investoren mit zunehmenden Sorgen auf 2022. Auch die markttechnische Ausgangslage "sendet ein Warnsignal", heißt es weiter.

Immerhin konnten die wichtigsten Indizes ihre Anfangsverluste etwas eindämmen. Gegen Mittag büßte der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 noch 1,44 Prozent auf 4101,33 Punkte ein, nachdem er sich anfangs seinem seinem Zwischentief von Ende November genähert hatte. Auf Jahressicht steht aber noch ein Plus von über 15 Prozent zu Buche. Der französische Cac 40 verlor zuletzt 1,14 Prozent auf 6847,86 Zähler, während der britische FTSE 100 um 1,14 Prozent auf 7186, 80 Zähler nachgab.

Die schnelle Ausbreitung der Coronavirus-Variante Omikron lasse zunehmend Sorgen vor einem erneuten Stillstand in weiten Teilen der Wirtschaft aufkommen und könnte die Wachstums- und Gewinnschätzungen für das kommende Jahr sinken lassen, heißt es bei Index-Radar weiter. Zudem seien die wichtigsten Notenbanken in der vergangenen Woche auf einen strafferen geldpolitischen Kurs eingeschwenkt.

Aus Branchensicht gab es am Montag nur Verlierer in Europa. Mit am schlimmsten erwischte es die Aktien der Reise- und Freizeitindustrie, des Rohstoff- und Ölsektors und die Autoindustrie allesamt Bereiche, die in besonderer Weise unter der Corona-Pandemie und den damit verbundenen Einschränkungen leiden: Ihre Subindizes im marktbreiten Stoxx Europe 600 sackten um zwei bis knapp drei Prozent ab.

Der Index der eigentlich als krisenfest geltenden Gesundheitsbranche sank um rund zwei Prozent - hier belasteten die deutlichen Kursverluste von Novo Nordisk und Novartis.

Die Aktien des Insulinherstellers Novo Nordisk brachen wegen Lieferschwierigkeiten beim Hoffnungsträger Wegovy um über zehn Prozent ein, nachdem sie am Freitag noch ein Rekordhoch erreicht hatten. Wegen Problemen bei einem Zulieferer können die Dänen eigenen Angaben zufolge voraussichtlich die Nachfrage nach dem wichtigen Medikament zur Gewichtsreduktion im ersten Halbjahr 2022 nicht decken. Die Analysten der US-Banken JPMorgan und Citigroup sowie der Deutschen Bank strichen daraufhin ihre Kaufempfehlungen für die Aktie.

Die Anteilseigner des Pharmariesen Novartis mussten nach einem Forschungsrückschlag einen Kursverlust von gut 1,7 Prozent verkraften. Das Mittel Ligelizumab erwies sich in den Phase-III-Studien PEARL 1 und PEARL 2 zur Behandlung von Nesselsucht gegenüber der aktuellen Standardtherapie aus dem eigenen Haus nicht als überlegen, was Analysten als Enttäuschung werteten.

Etwas Moll-Stimmung herrschte auch bei den Besitzern von Aktien aus dem Bereich Erneuerbare Energien. Börsianer verbanden Kursverluste von rund vieereinhalb Prozent beim Windkraft-Spezialisten Vestas sowie von ein bis anderthalb Prozent bei den Energieversorgern Siemens Gamesa und Orsted mit Sorgen, in den USA könnten geplante Maßnahmen gegen den Klimawandel scheitern. Der demokratische US-Senator Joe Manchin hatte verkündet, dass er einem billionenschweren Sozial- und Klimapaket von Joe Biden nicht zustimmen könne. Damit gilt angesichts knapper Mehrheitsverhältnisse nun als unklar, ob das Prestigeprojekt des US-Präsidenten noch zu retten ist.

In Madrid büßten die Anteilsscheine von ACS fast dreieinhalb Prozent ein. Der spanische Baukonzern ist Mehrheitsaktionär beim australischen Branchenkollegen Cimic, dessen Aktien infolge eines Presseartikels in Sydney um mehr als 13 Prozent eingebrochen waren, zeitweise waren sie dort vom Handel ausgesetzt. Händler verwiesen auf einen australischen Pressebericht, wonach viele Mitarbeiter des Gemeinschaftsunternehmens BIC Contracting in den Sozialen Medien moniert haben sollen, ihnen seien Löhne oder andere Ansprüche nicht ausgezahlt worden.

Dagegen zählte BNP Paribas mit einem Kursplus von einem halben Prozent zu den wenigen Gewinnern im EuroStoxx. Die französische Bank verkauft ihre kalifornische Tochter Bank of the West für 16,3 Milliarden US-Dollar an die Bank of Montreal (BMO) aus Kanada. Die Nachrichtenagentur Bloomberg hatte bereits vergangene Woche von einem Interesse der BMO an der Bank of the West berichtet.

Auch Valneva stemmte sich mit einem Kursplus von 0,7 Prozent gegen das negative Marktumfeld. Die Aktien des französischen Biotech-Unternehmens profitierten von einer wohl baldigen Zulassung des Corona-Impfstoffs des US-Branchenkollegen Novavax in der EU. Beide Firmen entwickeln sogenannte Totimpfstoffe gegen das Coronavirus, die bei Impfskeptikern eventuell mehr Akzeptanz finden könnten als die bislang erfolgreichsten Impfstoffe, die auf der neuartigen mRNA-Technologie beruhen.

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